4. Ente goes to Hollywood

4  comments

Ab ins Warme - an's Meer!

Nicht, dass es in Visalia kalt gewesen wäre, aber es liegt nunmal nicht am Meer und erholt und ausgeruht haben wir uns hier genug.

Also hieß es mal wieder Zelt abbrechen, aufsatteln und, nicht ohne die Karte vorher studiert und ein nächstes Etappenziel ausgesucht zu haben, auf die Moppeds,fertig, los!

An die Westküste sollte es gehen, endlich mal am Strand in Bikini, bzw. Badehose die Wärme genießen.

Das Ziel hieß  "Morro Bay".

Der Weg dorthin führte uns durch endlose Weinfelder zuerst mal wieder in die Berge, wo es doch ganz schön frisch um's Näschen wurde, was die Vorfreude auf den Strand noch mehr "anheizte".

Conny fuhr mit ihrer Ente meistens voraus, während meine Dolores anfing, ihrem Namen (Dolores - spanisch: 'Schmerzen') alle Ehre zu machen.

Bereits während unserer grandiosen Abfahrt vom Sequoia Park hatte sie den einen oder anderen kleinen Aussetzer in der Zündung. Das ist mir zwar aufgefallen, aber ich dachte: Muss man beobachten, ist weiter nicht so schlimm.

Jetzt wurden die Aussetzer aber doch ziemlich besorgniserregend. Es war fast so, als würde man bei voller Fahrt einfach den Zündschlüssel für ein paar Sekunden herausziehen. Dementsprechend unentspannt war diese Fahrt für mich, wie Ihr Euch sicher vorstellen könnt. Zumal auch hier irgendwie weit und breit keine Ortschaft zu sein schien.

Also: Durchhalten Dolores!

Nach ein paar Stunden Fahrt dann der erhabene Moment, den vermutlich jeder von Euch kennt: Das Meer sehen - aus der Ferne, da wird man automatisch ein wenig schneller. Das ist wie ein Magnet.

So dauerte es auch nicht lange, und wir waren in der Morro Bay angekommen.

Doch von Wärme war nix zu spüren, im Gegenteil - es war fast schon kalt!

Dick eingemümmelt in unsere Motorradjacken haben wir uns irgendwo einen Kaffee zum Aufwärmen geholt und uns am Strand ein möglichst windstilles Plätzchen gesucht um, tja was soll ich sagen, etwas enttäuscht vor uns hin zu schmollen.

Nicht so warm wie erwartet...


In der Morro Bay ist es ein wenig wie an der Ostsee.
Auf einem vorgelagerten Felsen tummeln sich Seehunde, die mit ihrem "jau-jau-jau" die Touristen unterhalten.

Wie wir dann erfahren haben ist dieser Ort ein "Wochenend-Zufluchtsort" für Leute aus dem Inland, die hierher kommen um der Hitze zu entfliehen.

Bämm! Zu früh gefreut.

Es war Wochenende und dementsprechend ausgebucht waren die Hotels. Wir hatten aber Glück und fanden noch ein hübsches Zimmer, wenn auch etwas teuer. Lange wollten wir hier eh nicht bleiben. 

Einen Besuch ins nahe gelegene San Luis Obispo wollten wir dennoch unternehmen, auch um in die dortige Motorrad-Werkstatt zu gehen, damit mal jemand die Dolores durchleuchten kann.

Auf dem Weg dorthin mussten wir, bereits in der Stadt, an einer Ampel warten, etwa 5 Autos waren vor uns. Große Tankstelle rechts von uns, nichts Ungewöhnliches soweit.

Doch plötzlich wurde es ziemlich ungemütlich als ein Van mit quietschenden Reifen die ganze Schlange an wartenden Fahrzeugen überholte, die rote Ampel einfach missachtete, full speed nach rechts abbog, ins Schlingern geriet und unfreiwillig durch das Tankstellengelände fräste, gefolgt von Polizeiautos mit schrillenden Sirenen.

Waren wir etwa in einen Hollywood-Dreh geplatzt?

Nein! Das war alles echt.

Wowww, das war Action wie im Film und uns war kurz mulmig zumute, denn Du weißt ja nie, ob da auch geschossen wird wie im Film...

Aber wir sind unbeschadet in der Werkstatt angekommen.


Hier wurden wir als "Reisende" wieder einmal bevorzugt behandelt. Dolores durfte sofort auf den OP-Tisch und der nette Mechaniker meinte wir sollen, ich weiß es nicht mehr so genau aber ich glaube er sagte 4 Uhr nachmittags wiederkommen, da wüsste er dann mehr.

Also haben wir einen Stadtbummel gemacht.

Es war gerade die Zeit in der die College Erstsemester starteten und die neuen Studenten von den älteren Semestern quasi eingeführt wurden.
Das war wie eine Motto-Party: Lustig verkleidet als Piraten oder Mexikaner etc. sind die Kids in Gruppen von etwa 15 Personen von Kneipe zu Kneipe, von dem einen Cafe ins nächste gezogen, die großzügig Gutscheine an die Neulinge verteilten um sie als zukünftige Gäste für sich zu gewinnen.
Das Ganze war total crazy und nett zugleich, wir fühlten uns sauwohl.

Wäre da nicht die Sorge um das Wohlbefinden meiner Dolores im Hinterkopf gewesen...


Eigentlich viel zu früh sind wir an der Werkstatt vorbeigeschlendert (wir taten so, als würden wir uns nur die Gegend anschauen) und zu meinem Erstaunen stand die olle Dolores bereits wieder auf dem Hof und strahlte mich an.

Well, dachte ich, dann gehn'mer doch gleich rein und checken die Lage.

"Vergaser ausgebaut, zerlegt, Fremdkörper gefunden, gereinigt, wieder zusammengebastelt - läuft. Ach so ja, eine Zündkerze war übrigens auch locker gewesen."

Na da hätte ich doch auch selber draufkommen können, dachte ich mir in dem Moment (hier muss ich anmerken, dass ich KEIN Schrauber bin, nicht im entferntesten, aber eine Zündkerze anziehen, hoer'ma!).

Preis war überschaubar und ich war zufrieden. Jetzt konnte es weitergehen...

...und zwar nach...


LOS ANGELES


Malibu, dachten wir, hat uns gar nicht verdient.

Ok, wahrscheinlich war der Gedanke eher so: Für Malibu haben wir wohl nicht genug verdient (*zwinker*)

Also peilten wir Santa Monica an, von der Morro Bay ca. 350km entfernt, was so in etwa unserer durchschnittlichen täglichen Reisedistanz entsprach.

Zu gerne hätte ich jetzt geschrieben, dass ich mich kaum an die Fahrt erinnere, mangels erwähnenswerter Vorkommnisse.

Dolores war dagegen!

Schon nach kurzer Zeit zeigte sie sich wieder zickig und hatte bereits wieder kleine Aussetzer.

Ihr könnt Euch vorstellen, dass das kein Spaß für mich war.

Aber wir kamen heil in Santa Monica an und machten uns auf die Suche nach einem bezahlbaren Zimmer.

Vierspurig in eine Richtung durch die Häuserschluchten geht hier der Verkehr.

Eigentlich purer Stress mit einem Mopped mit Überbreite und -gewicht.

Doch was wir hier erlebt haben kitzelt mir heute noch ein Lächeln ins Gesicht.

Die Menschen hier haben Geld. Und das zeigen sie gerne. Aber ob sie wirklich glücklich sind?!?

Wir stehen an einer roten Ampel. Neben uns hält ein sündhaft teures Cabrio mit offenem Verdeck.

Der Fahrer zwinkert neidisch rüber und fragt: "Hey, wollen wir tauschen?" und gibt uns zwei Daumen hoch.

Der Tag war gerettet.

Sonne & Strand - aufwärmen am Santa Monica Beach


Nachdem ein Hotelzimmer gefunden war blieben wir ein paar Tage in Santa Monica mit seinem breiten Sandstrand und der Uferpromenade mit ihren durchtrainierten Skatern, Joggern und anderen Sport treibenden Menschen.

Leute gucken macht Spaß!

Sportlich, sportlich...

Nicht gerade Las Vegas, aber auch ganz schön bunt und schrill

Santa Monica Selfie


Dennoch konnte ich nicht so richtig entspannen.

Was war mit meiner Dolores nur los?

Was, wenn es was Grösseres ist?

Eine dauerhafte Lösung musste gefunden werden, und die versprach ich mir - vom Vertragshändler.

Sprich: Wir suchten (online) eine Suzuki Vertragswerkstatt.

Fündig wurden wir in Long Beach.

Die Webseite dieser Werkstatt verhieß die Lösung all meiner Sorgen: Riesig, und offensichtlich mit Herzblut betrieben. Da sollte die Dolores doch Heilung finden!

Doch vorher stand noch was ganz anderes auf dem Plan:


HOLLYWOOD wir kommen!!!


Logisch, dass wir das nicht auslassen wenn wir schon mal in der Gegend sind.

Ich erinnere mich noch gut, als wir auf dem Weg dorthin schon aus weiter Ferne den riesigen Schriftzug sahen, den man sonst nur aus Filmen kennt.

Ente und Dolores are going to...


Was würde uns dort erwarten?

Untergekommen sind wir in einem sehr charmanten, fast schon plüschigen Hotel aus den 1920er Jahren.


Auf dem Hotelparkplatz angekommen hatten wir fast schon die erste Rolle in einer Serie: Ein paar Leute die vor Ort waren fragten uns, ob wir denn zur Filmcrew von"Private Practice" gehörten, das gerade nebenan gedreht wurde.


Vom Hotelzimmer aus der direkte Blick auf den Schriftzug "HOLLYWOOD", das war geil!


Als erstes wollten wir natürlich an den Strip, mit all den in den Boden eingelassenen Sternen mit den Namen der Superstars.

Hollywood ist schon eine verrückte Stadt. Da kann einem in der einen Minute Batman über den Weg laufen und in der nächsten stehst Du Aug' in Aug' mit Captain Jack Sparrow.

McDonalds gibt's auch und, entgegen unserer eigentlichen Regel, sind wir auch rein um was zum Beissen zu bekommen.

Draußen vor der Tür ein Bettler, wie im Film eben.
Wir haben uns vorgenommen, kein Geld an Bettler zu geben, aus verschiedenen Gründen. So bekam auch dieser leider nichts von uns.

Stattdessen sind wir weiter den Strip auf und ab gegangen und haben die Szenerie auf uns einwirken lassen.


Läuft eigentlich die Serie "LA Ink" noch im deutschen TV? Die wird (oder wurde)hier irgendwo gedreht. Wo genau haben wir nicht herausgefunden, es gibt hier einen Tattoo-Shop am anderen und die meisten Tätowierer hocken mehr oder weniger gelangweilt rum.

Conny hatte schon lange mit einem Tattoo geliebäugelt.

"Hey," sagte sie plötzlich, "vielleicht möchte ich mich hier tätowieren lassen."

Ups! So einfach jetzt und hier und ohne jahrelange Recherche und so?

So kenne ich meine Frau eigentlich nicht! Hut ab!

Also sind wir in den einen oder anderen Shop rein, haben geschaut, was die Künstler so drauf haben.

Auch ich spielte schon seit einigen Jahren mit dem Gedanken, meinem roten Ara auf der linken Brust etwas Gesellschaft in Form eines grünen Leguans zukommen zu lassen.

Nun ratet mal, wer am nächsten Tag auf dem Schragen lag und gepiesackt wurde...

Conny war wohl doch noch nicht bereit.

And the Oscar goes to...

Where are the nachos?


Vor meinem Termin, der auf 11 Uhr morgens vereinbart war, war ich viel zu früh auf dem Strip, während Conny mit einer Blasenentzündung im Hotel blieb.

Klar war ich etwas aufgeregt.

Und hungrig.

Und es gibt McDonalds.

Mit dem Bettler vor der Tür. Der leider wieder nichts bekam.

Nach einem "Mac irgendwas" bin ich wieder die Strasse auf und ab um die Zeit totzuschlagen.

Irgendwo am Straßenrand sah ich einen 20 Dollarschein in einer Pfütze liegen.

Den ich natürlich sofort einheimste.

Hmh!?! Eigentlich gehört dieses Geld nicht mir, dachte ich.

Schnurstracks bin ich wieder zu McDonalds, davon gibt es einen auf dem Strip.

Mit einem Bettler vor der Haustür.

"Are you hungry?" fragte ich ihn. Er nickte nur.

Ich drückte ihm den Zwanni in die Hand - und ging.

Kurz vor meinem Termin, ich war gerade dabei die Straße zu überqueren, kommt mir besagter Bettler entgegen, hält mich mitten auf der Straße an und fragt mich, warum ich ihm das Geld gegeben hätte. Ich erklärte ihm, dass ich es gefunden hatte und er es besser gebrauchen kann als ich.
Hätte ich es nicht gefunden wäre ich nicht arm, er dagegen hat jetzt für seine Verhältnisse viel Geld.

Er bedankte sich von Herzen und zog weiter.

Der Tattoo-Termin war da und nun hieß es 2-3 Stunden die Zähne zusammenbeißen. Während der Sitzung kam dann auch Conny vorbei, der es mittlerweile wieder besser ging.

Das Ergebnis dieses Termins und den Vorgang selbst seht Ihr in den Bildern...

Erste Stiche

Umrisse sind schon mal fertig

Einmal zur Seite drehen bitte

Und fertig! (Ja, es hat weh getan)



Gegenüber unseres Hotels war eine Bar mit dem eindrucksvollen Namen "Pepe's".

Dieser mussten wir selbstverständlich einen Besuch abstatten.

Die Eingangstür war vergittert und verriegelt, drinnen sassen ein paar Latinos an der Bar.

Wir wurden rein gelassen, bestellten uns ein Bierchen und als wir uns so im Laden (der irgendwie eine seltsame Atmosphäre ausstrahlte) umschauten, sahen wir an der Wand hinter dem Billardtisch eine riesige Karte von Mexiko hängen.

"Hey, lass uns mal schauen wo wir noch überall hinfahren werden!" Wir rutschten von unseren Barhockern runter und gingen rüber zu der Karte.

Einer der Latinos kam daraufhin auf uns zu und fragte, was wir denn vor hätten.

Wir erzählten es ihm und das war so der Punkt, wo all die anderen Jungs aufmerksam wurden und einer nach dem anderen (jeder aus einem anderen Land) sich dem Gespräch anschloss.

Jeder gab uns Tipps für das jeweilige Land aus dem er kam, es war eine richtig freundliche Atmosphäre entstanden.

Als wir schließlich gehen wollten, man musste die Tür für uns wieder aufschließen, sagte uns der, der uns raus ließ: "Wisst Ihr, eigentlich lassen wir hier gar keine Weißen rein."

Gänsehautfeeling pur.


Wäsche wäscht sich auch auf der Reise nicht von selbst, also mussten wir einen "Laundromat" suchen.

Ok, Wäsche rein, Start drücken und - warten... .

...round and round it goes...


Nebenan war ein Schuppen der aussah wie eine Bar.

Drinnen war es allerdings ein absolut sauberes, wenn auch einfaches Restaurant, geführt von Leuten aus El Salvador .

Die Bedienung sprach nur spanisch, unseres war damals noch, na ich sag mal, rudimentär.

Kaffee sollte es sein, das war einfach.

Aber wir wollten auch mal einen Blick auf die Speisekarte werfen, denn schließlich hatten wir noch nicht gefrühstückt.

Ich musste mir schon ein wenig das Lachen verkneifen als ich das erste Mal in meinem Leben "Pupusas" zum essen angeboten bekam.

Dennoch haben wir eben diese bestellt und sie waren echt lecker. (Heute können wir Pupusas hier an jeder Ecke essen).


Die Wäsche war sauber, die Koffer konnten wieder gepackt werden, nun sollte es weitergehen und zwar nach...

... Long Beach!


Hey, das war ein langer Bericht und Long Beach und weitere "Dolores-Geschichten" folgen.

Wie's weitergeht?

Ihr werdet doch bestimmt wieder dabei sein, oder!?!

Bis dahin, haltet die Ohren steif und das Bier kalt (das Popcorn dürfte ja inzwischen alle sein!?!)



Eure

Doña Conny & Don Pepe 


P.S.: Hier sind auch die Nachos, die es zu den Margaritas gab...

Geht doch!


Weitere Beiträge in diesem Zeitraum:

4. Ente goes to Hollywood

4. Ente goes to Hollywood
Gut oder geht so?!?

Wir freuen uns auf Deinen Kommentar!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

  1. Das ist echt der Hammer. Als ob man mit euch zusammen auf diese Reise geht. Beim Lesen fiebert man mit, leidet mit und freut sich schon auf das nächste Abenteuer. Hoffe da kommen noch ganz viele. 😘😘😘

  2. Super Reisebericht!

    Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel.

    Euer Reisebericht steigert das Fernweh…hoffentlich können wir alle bald wieder los.

    Vorerst gehe ich mit euch auf die spannende Reise nach Mittelamerika.

    Grüße aus dem kalten NRW

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}