43. „¿Viaje ida y vuelta?“

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VOKUHILA (na, wer kennt das noch?)


Bevor ich weiter über unsere Erlebnisse berichte möchte ich noch etwas loswerden:

Die Art und Weise, wie ich über Tela und Trujillo geschrieben habe könnte den Verdacht aufkommen lassen, dass diese Orte so ganz und gar nicht sehenswert wären.

Doch halt!

Was ich schreibe soll ja schließlich kein Reiseführer sondern ein Erlebnisbericht sein. Und erlebt hatten wir in den beiden Orten eben nicht viel, wir hatten uns ja nicht mal die Mühe gemacht alles anzuschauen.

Mittlerweile war ich ein paar weitere Male zumindest in und um Tela und hierzu muss ich sagen, dass es dort durchaus viel zu entdecken gibt.

Also meine Freunde, falls Ihr meine Berichte in irgendeiner Weise als Vorbild oder Anregung für eine eventuelle Reise Eurerseits ins ‚böse, gefährliche‘ Honduras heranziehen möchtet: Besucht sowohl Tela als auch Trujillo, es lohnt sich!

Bestimmt werde ich in einem noch in der Zukunft liegenden Bericht von meinen weiteren Besuchen dort erzählen, dann aber, und das kann ich Euch jetzt schon versprechen, nur Gutes.

So, jetzt aber zurück nach Trujillo, von wo aus die Reise weiterging.

Und zwar nach - ja, Ihr habt es bestimmt schon geahnt - Roatán.

Conny hatte mich überzeugt und nun war auch ich schon etwas aufgeregt.

Urlaub auf einer Insel in der Karibik.

Urlaub wohl gemerkt!

Inseln lagen nicht in unserem Fokus, wie ich ja schon des öfteren erwähnt habe.

Ein klein wenig möchte ich Euch aber dennoch auf die Folter spannen, denn, um auf die Insel zu kommen mussten wir erst nach La Ceiba.

La Ceiba ist die drittgrößte Stadt von Honduras und liegt genau auf Höhe der Bay Islands an der Küste des Festlands.

Ihr kennt ja Conny mittlerweile gut genug.

Wenn wir schon mal hier waren, dann wollte sie sich die Stadt auch näher anschauen.

Ein günstiges Hotel, sowohl preislich als auch von der Lage her gesehen, war schnell gefunden, an der Rezeption ein Discount auf den Zimmerpreis ausgehandelt und unser Viererle durfte im sicheren Hinterhof parken.

14. Juni, wir waren nun schon fast 10 Monate unterwegs.

In diesen 10 Monaten war ich, wenn ich mich richtig erinnere, ein einziges Mal beim Friseur (vielleicht erinnert Ihr Euch auch noch daran?).

Dementsprechend sah nun auch meine ‚Matte‘ aus.

Vorne kurz, hinten lang: VOKUHILA

Ok, ich würde sagen es war wohl eher ringsherum zu lang.

Es wurde dringend mal wieder Zeit für einen Haarschnitt.


Der Verkehr in La Ceiba ist gewöhnungsbedürftig, man hat den Eindruck, die einzige Regel ist das Gesetz des Stärkeren.

Zum Glück war unser Auto recht groß…

Neben jeder Menge an verschiedensten Fast-Food Läden kann La Ceiba auch mit Supermärkten, Kaufhäusern und - einer Mall aufwarten.

Wir wussten nicht was uns in dieser Mall erwarten würde als wir unser Auto auf deren Parkplatz abstellten und uns in Richtung Eingang begaben.

In der Mall waren Neuwagen ausgestellt, es gab Cafés, Schmuckgeschäfte, Boutiquen, Banken, Einrichtungshäuser, Handyshops und...


...ROLLTREPPEN!!!


Seit 10 Monaten war dies das wohl Modernste, was uns zu Augen gekommen war.

Wir fühlten uns wie kleine Kinder als wir die Rolltreppe ins Obergeschoss nahmen.

Oben angekommen durften wir dann auch gleich noch etwas Neues, für Lateinamerika Typisches, kennen lernen.

Den 'Foodcourt'.

Ein Bereich, ich würde mal schätzen so an die 200-300qm groß.

Tische und Stühle in Reih und Glied, viele davon besetzt. Ringsherum ein Fastfoodgeschäft am Anderen.

Von Mäckes und B-King über Tacobell, Wendy‘s und Popeyes bis hin zum Chinesen und, natürlich, typisch einheimischer Kost war alles vertreten.

Man geht zum ‚Imbiss‘ seiner Wahl, bestellt, bezahlt und geht mit seinem Tablett an einen der unzähligen Tische um dort zu essen.

Und noch etwas, das wir seit Beginn unserer Reise nicht mehr zu Gesicht bekommen hatten, war hier in der Mall zu finden: Ein Kino...

Das Ganze war für uns mal wieder eine willkommene Abwechslung.

Stundenlang schlenderten wir von einem Shop zum Nächsten, setzten uns zwischendurch mal für einen Kaffee irgendwo hin und immer mal wieder fuhren wir die Rolltreppe rauf und runter.


Um schon vorab die Tickets für die Fähre nach Roatán zu kaufen machten wir uns auf den Weg an den Fährhafen.

Ein paar hundert Meter bevor wir diesen erreichten mussten wir noch eine Polizeikontrolle passieren, die allerdings wohl eher als ‚Türsteher‘ diente denn als Verkehrskontrolle.

Auf deren Frage wohin wir wollten antworteten wir nur:„Zur Fähre nach Roatán.“

Ohne Probleme wurden wir durchgelassen und fuhren direkt zum Hafenterminal.

Überraschend modern, klimatisiert und gut organisiert erschien uns dieses.

Es gab mehrere Schalter, die sogar fast alle besetzt waren, obwohl sich kaum Gäste hier befanden.

Wir gingen an einen der Schalter und, bevor wir nach Tickets fragen konnten wurden wir von der Dame freundlich begrüsst und gefragt, wie sie uns denn helfen könne.

„Wir hätten gerne zwei Tickets nach Roatán, bitte.“

„¿Viaje ida y vuelta?“ fragte sie uns, was wir zuerst nicht verstanden, als sie es aber wiederholte war klar, sie wollte wissen:

„Hin und zurück?“

„Si!“ war meine Antwort, wir wollten nicht für immer dort bleiben.

Wir versuchten der Dame klar zu machen, dass wir insgesamt sieben Nächte auf der Insel bleiben wollten und sie dementsprechend unseren Rückfahrschein datieren könne.

„Das Datum für die Hinfahrt ist fest, die Tickets für die Rückfahrt sind dann sechs Monate gültig“ erklärte sie uns.

Wow!

Also hätten wir an irgendeinem Tag innerhalb des nächsten halben Jahres theoretisch einfach wieder zum Hafen gehen, und ohne ein festes Datum gebucht gehabt zu haben die Fähre zurück nach La Ceiba nehmen können.

Doch unser Rückreisedatum stand fest.

„Ist es möglich, unser Auto während unseres Aufenthaltes auf Roatán hier irgendwo sicher abzustellen?“ fragten wir dann noch.

„Gleich gegenüber ist ein kostenpflichtiger Parkplatz. Das Büro liegt auf der anderen Seite, dort könnt Ihr Euch melden. Die Parkgebühren sind umgerechnet 6 US-Dollar pro Tag.“

Auch wenn das nicht unbedingt teuer war, 42 Dollar haben oder nicht…


Wieder zurück in La Ceiba.

Unser Hotel lag, wie ich schon sagte, sehr günstig.

In die eine Richtung waren es keine fünf Minuten Fußweg ins Zentrum, bzw. zum ‚Zócalo‘ und in die andere Richtung etwa genauso weit bis zum Strand und einer Auswahl an Restaurants.

Irgendwoher, fragt mich nicht woher genau, bekamen wir die Empfehlung, besser das Taxi zu nehmen.

Der Sicherheit halber.

Echt jetzt? Ein Taxi für eine Strecke, für die wir zu Fuß keine fünf Minuten benötigen?

Wir gingen zu Fuß.

Und wir fühlten uns - na ja, sagen wir mal zumindest nicht unsicher.

Im Reiseführer wurde ein Restaurant empfohlen, das wir unbedingt besuchen wollten.

Dieses lag ein wenig abseits und wir mussten danach suchen.

Nach einem lecker Abendessen machten wir uns wieder Gedanken: Taxi oder zu Fuß?

Wieder entschieden wir uns gegen das Taxi.

Ohne überfallen oder ermordet zu werden kamen wir auch diesmal wieder sicher im Hotel an.

Es war schon fast dunkel, wir waren müde und gingen in unser Zimmer.

Dieses hatte nur ein kleines Fenster und das zeigte in Richtung Hinterhof wo unser Auto stand.

Das Hotel ist, wie so viele, nahezu quadratisch um einen Innenhof herum gebaut, so dass Lärm von der Strasse nur in den Zimmern zu erwarten war, deren Fenster zur Strasse zeigten.

Der einzige ‚Lärm‘ in unserem Zimmer kam von der oberhalb des Fensters eingebauten Klimaanlage.

Für diese gab es zwar eine Fernbedienung, doch die funzte nicht, ebensowenig wie die Schalter an der Anlage selbst.

Also eingesteckt bedeutete kalt und ausgesteckt dementsprechend warm.

Lärm drang zu uns ins Zimmer.

Nicht der von der Klimaanlage.

Um zu sehen, woher dieser Lärm kam, gingen wir hinaus auf eine Art Galerie, von der aus man sowohl auf den Innenhof als auch auf die Strasse blicken konnte.

Tausende von Menschen bevölkerten die Strasse.

Viele mit Fackeln bzw. Kerzen in der Hand.

Zuerst dachte ich, das könnte evtl. Karneval sein, aber dazu war die Stimmung zu ernst.

Für eine Prozession allerdings schienen mir die Leute auch nicht hier zu sein.

Wir fragten einen anderen Hotelgast der neben uns stand und wie wir die Szenerie beobachtete.

„Esta es una marcha de antorchas“ antwortete er, „das ist ein Fackelmarsch“.

Ein Protestmarsch. Wofür oder wogegen, das weiß ich nicht, ist ja auch nicht so wichtig.

Das Ganze zauberte aber eine ganz besondere Stimmung, irgendwo zwischen Spannung und Romantik.

Am kommenden Morgen mussten wir für die Suche nach gutem Kaffee unser Auto nehmen um ein Café zu besuchen, das auch im Lonely Planet löblich erwähnt wurde.

Und wir sollten nicht enttäuscht werden.

Klein aber fein, der Kaffee vorzüglich und nebst allerlei Süßem gab es auf der Karte auch typisch honduranisches Frühstück.

Wir entschieden uns für den Süßkram.

Nach dem Frühstück ging‘s zum Friseur.

Man fühlt sich doch gleich wieder wie ein neuer Mensch nach so einer Behandlung.


Supermarkt-Sightseeing.

Ja, so etwas gibt es!

Zumindest für uns gab es das hier in La Ceiba.

Seit Ewigkeiten kauften wir zumeist in kleinen Lädchen ein und nun standen wir hier in einem der Supermärkte der Stadt mit offenen Mündern.

Wir brauchten nicht wirklich etwas, dennoch hielten wir uns bestimmt eine Stunde im ‚MAXI DESPENSA‘ auf, wo es alles zu geben schien, begonnen bei Obst und Gemüse, Fleisch, Autobatterien, Fernseher, Eier, Fahrräder, Putzmittel und so weiter und so fort.

Auch wenn wir nichts dringend brauchten, ein paar Artikelchen lagen dann aber dennoch auf dem Band, nachdem wir bestimmt zehn Minuten an der Kasse in der Schlange gestanden hatten, obwohl die Kassiererin einen top Job machte.

Mit unserem grauen Plastiktütchen, das wir nicht ablehnen konnten (hier wird alles doppelt und dreifach in Plastik verpackt) machten wir uns wieder auf den Weg zurück zum Auto.

Und danach zurück ins Hotel.

Nur um das Viererle wieder sicher auf dem Parkplatz zu belassen und, nachdem das graue Plastiktütchen im Zimmer verstaut war, mal wieder in Richtung Strand zu spazieren.

Ok, von viel Strand kann man hier nicht reden, aber es gibt einen Malecón, eine Art Strandpromenade.

Vom Hotel bis zum Malecón sind es 350 Meter.

Taxi? Nein, danke.

Am Malecón fanden wir eine Bar.

Um hinein zu kommen mussten wir an einem Türsteher vorbei.

Ohne Probleme, versteht sich.

Trotzdem ein komisches Bild für eine normale Bar, ich meine das war schließlich keine Disco oder ein Club, sondern eine Freiluftbar!

Das Bier war hier erstaunlich günstig.

Nachdem wir das eine oder andere ‚Salva Vida‘ genossen hatten machten wir uns auf den Heimweg.

Taxi? Nein, danke.

Nicht für 350m Fußweg.

Ok, von der Bar aus waren es ein paar hundert Meter mehr, aber was soll‘s, wir sind ja gut zu Fuß.

Die Strasse war belebt, allerlei Leute waren unterwegs.

Conny und ich mussten die Strasse überqueren.

Ein junger Kerl sprach uns an.

Ich winkte nur ab und ging weiter, wie schon so oft wenn wir angesprochen wurden.

Er ließ nicht locker und versuchte Conny‘s Aufmerksamkeit zu bekommen.

Sie sagte, er solle sie in Ruhe lassen und ging weiter.

Ich drehte mich um und sah, wie der Typ Conny an der Schulter berührte um sie aufzuhalten.

Gleichzeitig nestelte er mit der anderen Hand ständig nervös in seinem Schritt herum.

Wir hatten keine Ahnung, was der etwa 20-Jährige von uns wollte, aber jetzt ging es mir zu weit.

Ich drehte mich um, ging auf ihn zu, zog mein Taschenmesser, das ich immer am Gürtel trug, öffnete es und stellte mich zwischen ihn und Conny.

„Verpiss dich?“ schrie ich ihn auf deutsch an, ihm das Messer vor die Nase haltend.

Keine Ahnung ob es die fremde Sprache, mein Auftreten oder das (nicht besonders große) Messer war, aber er suchte das Weite.

Honduras ist ja sooo gefährlich!

Ehrlich gesagt war das Ganze nicht mal halb so aufregend wie es sich hier anhört.

Wieder einmal kamen wir sicher und ‚unermordet‘ zurück ins Hotel.

Einmal noch schlafen, dann sollte es ‚in den Urlaub‘ gehen.

Die Fähre würde um 9.30 Uhr starten, also kein Frühstück in dem netten Café, schließlich mussten wir, ähnlich wie beim Fliegen, entsprechend früher am Terminal sein und unser Auto musste noch auf dem Parkplatz ‚eingecheckt‘ werden.

Alles verlief absolut problemlos.

Am Terminal der ‚Galaxy Wave‘, wie die Fähre heißt, herrschte reges Treiben.

Menschen mit allerlei Gepäck kamen mit Taxis und Bussen in Scharen an und ein paar Arbeiter des Fährunternehmens waren damit beschäftigt, die Gepäckstücke mit bunten Zetteln zu versehen, den Besitzern den entsprechenden Abriss in die Hand zu drücken und das Gepäck dann auf Wägen in den Bauch der Fähre zu schieben.

Wir hatten nur Handgepäck.

Nachdem unsere Tickets kontrolliert wurden durften wir in eine Art Wartesaal durchgehen.

Klimatisiert, versteht sich.

Oder, wer es nicht klimatisiert wollte, weiter, nach draußen auf eine Art Veranda, die über das Wasser gebaut war.

Von hier aus führte ein überdachter Steg zu einer noch verschlossenen Tür.

Auf dem Steg standen rechts und links Stühle.

Diese waren bereits voll besetzt.

Also warteten wir im Stehen, besser als in der Kälte zu sitzen.

Wenn man an Fähren denkt hat man ja immer so diese schwerfälligen alten Kähne mit der verbeulten Heckklappe im Kopf, die heruntergelassen wird und dann fahren die ganzen Autos in den Bauch des Schiffes.

Vergesst dieses Bild!

Diese Fähre ist nur für Passagiere und Stückgut gebaut.

Ein großer, moderner Katamaran, der über 500 Menschen fasst, gleitete wie auf Schienen in die Bucht auf das Terminal zu.

Kurz vor seinem Ziel wendete der Kapitän auf der Stelle (!), fuhr seitwärts in Millimeterarbeit exakt an den Anleger wo ein Mitarbeiter das Schiff vertäute.

Zuerst durften die Leute, die nun von Roatán hierher kamen, von Bord.

Auf dem Steg wurde es langsam unruhig, die Leute standen von ihren Stühlen auf und warteten in einer langen Schlange darauf, dass die Tür geöffnet würde.

Wir mittendrin.

Ein seltsamer Mix aus Menschen verschiedener Couleur war das.

Es wurde nur wenig Spanisch gesprochen, dafür umso mehr - tja, was war das denn nun? - Englisch?

Hörte sich zumindest so an, auch wenn wir nicht allzuviel verstanden haben.

Eine Mitarbeiterin und ein Mitarbeiter der Fähre öffneten die Tür und kontrollierten ein weiteres Mal die Tickets.

Als wir durch waren und die kleine Rampe auf‘s Schiff überquert hatten standen wir vor der Wahl, entweder in den klimatisierten Bereich unten im Schiff, oder die Treppe hoch in den Außenbereich im Heck.

Bestuhlt war alles, also Sitzgelegenheit gab es für jeden.

Wir entschieden uns für den unteren, klimatisierten Bereich weil dieser zum Einen wettergeschützt war und zum Anderen für Menschen die zur Seekrankheit neigen eine bessere Lage bot.

Conny wird in einem Schlauchboot auf einem Baggersee seekrank.

Dies wohl wissend hat sie sich schon, als wir noch in Deutschland lebten, während eines Kurztrips in die Schweiz reichlich mit Stugeron, einem Medikament gegen Seekrankheit, eingedeckt (hatte ich, glaube ich, schon bei der Überfahrt von der Baja California auf‘s mexikanische Festland erwähnt…).

Rechtzeitig hatte sie sich ein paar von den kleinen Dingern eingeworfen, also konnte die Fahrt losgehen.

Anfangs merkte man fast gar nicht dass sich das Schiff überhaupt bewegte.

Bis es den sicheren Hafenbereich verlassen hatte.

Dann plötzlich kam Bewegung ins Spiel.

Im Fernseher, der an der Wand im vorderen Bereich des Raums angebracht war, lief eine Sendung von National Geographic, ich war also abgelenkt.

Die Überfahrt sollte 90 Minuten dauern.

Nach etwa einer halben Stunde wurde es verdächtig ruhig im Passagierraum, ein paar Kinder waren weinerlich.

Als ich mich umschaute bemerkte ich schnell, warum es so ruhig wurde: Lauter grüne Gesichter.

Zwei Mitarbeiter der Fähre beobachteten die Passagiere und, sobald entweder jemand winkte oder sich entsprechend verhielt, sprang einer von den Beiden hin und verteilte - Spucktüten und Papiertücher.

Ganz normal, wie es schien.

Conny hatte ihre eigene Technik, sich, zusätzlich zu dem Stugeron, vor Übelkeit zu schützen: Sie fixierte einen Punkt an der Decke und konzentrierte sich nur auf diesen.

Ein kleines Kind ein paar Sitzreihen vor uns an einem Fensterplatz schaffte dies nicht, und übergab sich unter den Sitz seiner schlafenden Mutter, die davon dann auch entsprechend nichts mitbekommen hatte.

Kein schönes Bild, also will ich auch nicht näher darauf eingehen.

Die Insel Roatán liegt ungefähr 60km nördlich vom Festland entfernt.

Das ergibt bei einer Gesamtfahrzeit von 90 Minuten immerhin eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 40km/h!

Für ein Schiff dieser Größe finde ich das schon beeindruckend.

Ich machte mir den Spaß und ging auf‘s Oberdeck um über die hintere Reling auf‘s Meer zu schauen.

Zwei Motoren wirbelten das Wasser weiß schäumend auf.

Pure Kraft, die das Schiff über so manche Welle katapultierte.

Kein Wunder dass hier Spucktüten verteilt wurden.

Bald waren weder das Festland noch die Insel zu sehen, wir mussten also irgendwo mittendrin sein.

Das Wasser tiefblau, man erwartete jeden Moment, Delfine oder Wale zu sehen.

Hier und da mal ein Fischerboot oder auch ein Frachter, mehr jedoch bekam ich nicht zu Gesicht.

Dann: Land in Sicht.

Je näher wir kamen umso mehr Details konnte man erkennen.

Besonders auffällig war: Alles schien grün zu sein.

Nicht so grün wie die Gesichter der armen Leute die etwas verzweifelt ihre Tüten in den Händen hielten, nein, ein saftiges Grün der Vegetation.

Es dauerte bestimmt noch gute zwanzig Minuten bis wir die Insel erreichten.

Das Erste was wir zu sehen bekamen war ein altes, liegen gelassenes Wrack, das im Hafenbereich vor sich hin rostete.

‚War wohl die alte Fähre‘, schmunzelte ich so vor mich hin.

Genauso elegant wie in La Ceiba legte der Kapitän auch hier an, die Fähre wurde vertäut und vor dem Ausgang bildete sich wieder eine lange Schlange.

Jeder wollte offensichtlich schnellstmöglich wieder festen Boden unter den Füssen spüren.

Das Wetter hätte nicht besser sein können: Strahlender Sonnenschein.

Vom Schiff runter in‘s Terminal führte der Weg vorbei an der Gepäckausgabe, an der sich nun all diejenigen drängelten, die Gepäck aufgegeben hatten.

Wir nicht.

Kurz vor dem Ausgang warteten sie bereits auf uns: Die Taxifahrer.

„Taxi, Taxi?“ riefen sie als wir näher kamen.

„¿Cuánto cuesta ir a West End?“ - „Wieviel kostet es nach West End?“ fragten wir.

Die Antwort kam für uns ganz ungewohnt auf Englisch.

Wir hatten uns entsprechend erkundigt und wussten in etwa, was eine Taxifahrt kosten durfte, also sagten wir den ersten beiden Taxifahrern sofort, dass ihr Preis zu hoch sei und gingen einfach weiter.

Einer kam uns hinterher gelaufen und bot uns einen besseren Preis an, den wir dann auch akzeptierten.

Er wolle noch ein wenig warten um eventuell noch mehr Fahrgäste zu bekommen und bat uns im Auto zu warten, was für uns absolut ok war.

Nun waren wir also auf der Insel.

Jetzt mussten wir nur noch ins Hotel einchecken und dann konnte der Urlaub beginnen.

Unser Fahrer kam kurze Zeit später mit einer jungen Frau im Schlepptau, die offensichtlich auch nach West End wollte.

Die Fahrt ging los, raus aus dem Fährhafengelände in Richtung Hauptstraße.

Die Strasse gesäumt mit Palmen.

Links abbiegen in Richtung Süden.

Moment mal! Süden?

Irgendwie, warum auch immer, war in meinem Kopf verankert, dass alles Nord-Süd ausgerichtet sein muss, so auch die Insel.

Folglich dachte ich, wir würden südlich fahren.

Fakt jedoch ist, dass Roatán Ost-West ausgerichtet ist.

Dementsprechend fuhren wir in Richtung Westen.

Na klar, nach WEST END!

Es war Mitte Juni, Sommer.

Auch hier in diesem Teil der Erde.

Alles war überwältigend grün hier.

Wir fragten unseren Fahrer, ob das das ganze Jahr so wäre, was er bejahte.

Auf der etwa 20 minütigen Fahrt kamen wir aus dem Staunen kaum heraus, so schön war die Landschaft.

Unser Fahrer erzählte uns währenddessen einiges über Land und Leute und er war ganz offensichtlich sehr stolz auf seine Heimat.

Ortseinfahrt West End.

West End liegt an der ‚Halfmoon Bay‘.

Rotzfrech strahlte uns das türkisgrün schimmernde Wasser der Bucht entgegen, ein Verkäufer am Straßenrand bot handgemalte Bilder und Kokosnüsse an, wir bogen rechts ab.

Ein Zimmer hatten wir im Vorfeld schon im Hotel ‚Posada Arco Iris‘ reserviert, vor dessen Restaurant uns der Fahrer aussteigen ließ, uns die Taschen bis zur Rezeption trug und sich freundlich verabschiedete.

Die Rezeption des Hotels, das gerade mal höchstens 10 Meter vom Wasser entfernt liegt, befand sich in einem kleinen aber gut eingerichteten Holzhäuschen.

Wir wurden bereits erwartet und nahmen den Schlüssel in Empfang.

„Können wir unsere Sachen kurz hier stehen lassen?“ fragten wir die junge Dame an der Rezeption.

„Kein Problem, ich bin hier und passe auf“ war ihre Antwort.

Wir konnten es uns nicht verkneifen: Einfach kurz den Blick über die Bucht schweifen lassen, die Füsse in den Sand stecken und kaum glauben, wie schön es hier war…

Die Sonne schien uns hier mächtig ins Visier, doch bald schon sollte auch noch ganz schön viel Wasser dazu kommen.

Wasser im Visier?!?

Lasst Euch das nicht entgehen!!!

See you all later...



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