Macht Vollkorn vergesslich?
Drei Nächte in Las Peñitas, das schien ausreichend um zu entscheiden: Kommt dieser Ort in Frage oder nicht?
Klare Antwort: Nein.
Nicht, dass es uns hier nicht gefallen hätte, ganz im Gegenteil!
Aber auf Dauer hier leben?
Dafür fehlte dem Örtchen das gewisse Etwas, ‚Zoom‘ hatte es hier nicht gemacht.
Also was hatte Nicaragua sonst noch zu bieten?
Conny‘s Reisebibel schwärmte von Pochomil in den höchsten Tönen,
Zitat:
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„Pochomil, ein toller Badestrand an der Pazifikküste, 62 km von Managua entfernt, ist ein berühmter Freizeit- und Erholungsort der Nicaraguaner…“.
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Zitat Ende
Vielversprechend!
Und noch dazu ein Kurztrip von nur ungefähr zwei Stunden Fahrzeit.
Wieder einmal mussten wir durch das schöne León fahren.
In León, das hatten wir bei unserem ersten Besuch in Erfahrung gebracht, gab es eine französische Bäckerei, die nebst echten Croissants auch gutes Brot, Vollkornbrot, anbot.
Hier wollten wir für ein Frühstück einen Zwischenstopp einlegen.
Ein Tässchen Kaffee, ein Croissant, nettes Ambiente, Leute gucken.
Und zum Schluss schnell noch ein Teilchen vom Vollkorngebäck zum Mitnehmen einpacken lassen, wer weiß, wann wir wieder in den Genuss kommen würden.
Die Strecke von León nach Pochomil ist größtenteils eine extrem üble Schlaglochpiste.
Ich sass am Steuer und hatte so meine Probleme, möglichst viel Asphalt gleichzeitig unter alle vier Räder zu bekommen.
Ortschaften gab es so gut wie keine auf der Strecke, hier und da mal ein kleines Lädchen, das war‘s dann aber auch.
Polterstrecke fast auf den gesamten zurück zu legenden 115 Kilometern.
Nach etwa 80 km dann etwas Erleichterung, wir mussten von der NIC 12 abbiegen auf die weitaus bessere NIC 10.
Knappe zwei Stunden hatten wir bis hierher schon benötigt, aber wir waren ja zum Glück kurz vor unserem Ziel.
Sicherlich kennt jeder von Euch diese eine Person, die, wenn sie eine Spinne sieht, sich furchtbar erschrickt und einen unkontrollierten Schrei von sich gibt, der einem durch Mark und Bein geht.
Ja?
So, genau so müsst Ihr Euch nun folgenden Satz von Conny vorstellen:
„WOISCHMEIDASCH???“
(Das ist schwäbisch. Auf hochdeutsch und in einzelnen Worten: „Wo ist meine (Hand)Tasche?“).
Quietschende Reifen, unser Viererle kam zum Stillstand, etwa so wie mein Herz eine Hundertstel Sekunde zuvor, ich schaute zu Conny rüber, die bereits auf der Rücksitzbank, im hinteren Fußraum sowie im vorderen Fußraum vergeblich nach ihrer Handtasche suchte.
Ups!
Jetzt hieß es erst einmal klaren Kopf behalten, was angesichts der Tatsache, dass sich doch einige sehr wichtige Dinge, wie z.B. Geldbeutel etc. in der Tasche befanden, gar nicht so einfach war.
„In der französischen Bäckerei,“ sagte Conny aufgeregt, „vor lauter Vollkornbrot habe ich die Tasche sicher an der Stuhllehne hängen lassen!“
Na ja, zum Glück ist Conny auch eine ‚Informations-Jägerin‘, das heißt, wo immer Infomaterial ausgelegt ist, greift sie zu.
Das hat uns diesmal geholfen: Auf einer der Broschüren war die Telefonnummer der Bäckerei abgedruckt.
Ich hatte längst umgedreht und war bereits wieder auf der NIC 12, der Schlaglochpiste, unterwegs.
Diesmal einiges schneller als auf der Herfahrt, die Panik drückte mit auf‘s Gaspedal.
Einige Kilometer hatten wir bereits zurückgelegt, als wir am linken Straßenrand eine Art Kiosk sahen.
„Lass uns schauen, ob wir von hier aus bei der Bäckerei anrufen können.“
Unsere Handys hatten natürlich keine nicaraguanischen SIM-Karten.
Die Dame im Kiosk blieb seelenruhig auf ihrem Stuhl sitzen als wir ankamen und ihr klar machten: „
¡Tenemos una emergencia! ¿Podemos usar su teléfono?“ also „Wir haben einen Notfall, können wir Ihr Telefon benutzen?“
Ganz gelassen nahm sie das alte Festnetztelefon mit dem langen Kabel und kam an die kleine Theke.
Welche Nummer sie wählen solle, fragte sie.
Wir zeigten ihr die Nummer auf der Broschüre, sie wählte und gab Conny den Hörer.
Ein Herr meldete sich, Conny schilderte unser Problem, der Herr unterbrach sie sogleich: „Möchten Sie mit der französischen Bäckerei sprechen?“ fragte er.
„Ja, habe ich etwa die falsche Nummer gewählt?“ antwortete Conny.
„Die haben schon seit längerem eine neue Nummer, aber wenn Sie möchten, dann rufe ich dort an und frage, ob die Tasche dort ist.“
So ein freundliches Angebot!
Er würde, sobald er dort angerufen hätte, sich dann gleich nochmal melden.
Conny legte auf.
Banges Warten.
Da können sich ein paar Minuten ganz schön hinziehen!
Das Telefon klingelte.
Der nette Herr überbrachte die frohe Botschaft: „Ihre Tasche ist noch dort, die Bedienung hat sie in Sicherheit gebracht.“
Conny bedankte sich bei dem netten Herrn mehrmals, legte auf und - wir waren ja sowas von erleichtert.
„Was schulden wir Ihnen für das Telefonat?“ fragten wir die Dame im Kiosk.
Sie winkte ab, sichtlich auch froh über unsere Erleichterung.
Wir kauften uns eine Flasche Wasser und eine Cola und machten uns wieder auf den Weg in Richtung León.
Wesentlich entspannter, nun da wir die Tasche in Sicherheit wussten.
In der Bäckerei angekommen nahm Conny diese dann freudestrahlend entgegen, kontrollierte kurz den Inhalt und, nachdem sie festgestellt hatte, dass nichts fehlte drückte sie der Bedienung einen anständigen Finderlohn in die Hand.
Nun waren nicht nur wir Beide, sondern auch die Bedienung glücklich, denn der Finderlohn war vermutlich höher als der normale Tageslohn.
Jupp!
Der Weg war nicht gratis, er war...
Und wieder einmal auf die Holperpiste, diesmal mit einem ganz anderen Gefühl, aber dennoch machte es nicht wirklich Spaß, den Schlaglöchern ausweichen zu müssen.
Um halb zehn Uhr waren wir von Las Peñitas aus an diesem Morgen gestartet, ein Stündchen in der Bäckerei, theoretisch zwei Stunden Fahrzeit - da wären wir so gegen halb eins in Pochomil gewesen, wäre das mit der Tasche nicht dazwischen gekommen.
So kam es, dass wir erst nachmittags um fünf Uhr an der Ortseinfahrt von Pochomil ankamen.
Der Reiseführer hatte erwähnt, dass hier nicht viel los wäre, außer an Ostern.
Nun war Juli.
Und der Ort schien wie ausgestorben.
Angeblich war hier früher mehr los, aber die Leute zog es wohl mehr und mehr nach San Juan del Sur, ein aufstrebender Touristenort, über den ich später noch berichten werde.
Wir kamen uns etwas verloren vor.
Die Suche nach einem Hotel gestaltete sich schwierig, auch wenn es genügend Hotels gab.
Wir schauten uns ein paar Zimmer an, die meisten erschienen uns muffig und schon seit längerer Zeit nicht bewohnt gewesen und, selbst wenn wir gesagt hätten: „Egal, für eine Nacht tut‘s das“, die Preise, die verlangt wurden waren jenseits von Gut und Böse.
Mittlerweile war es schon nach sechs Uhr abends, wir hatten einfach keine Lust mehr weiter zu suchen und checkten mehr oder weniger zähneknirschend in eins der überteuerten Zimmer ein.
So richtig genießen konnten wir diesen Aufenthalt nicht, das könnt Ihr Euch bestimmt vorstellen, deshalb war es für uns auch gar keine Frage, ob wir länger bleiben oder am nächsten Morgen weiter fahren würden.
Hübscher Strand hin, Empfehlung vom Lonely Planet her, wir starteten zum nächsten Ziel:
Granada
Wieder mal nur einen Steinwurf entfernt, wenn nicht wieder die Handtasche oder sonst was vergessen würde.
Doch diesmal schafften wir die etwa 90 km in angemessener Zeit und auf dem Weg kamen wir durch ein Städtchen, dessen Name Erinnerungen aufkommen ließ:
Dolores
Na hoffentlich ist bei denen der Name nicht Programm!
Als wir dann in Granada ankamen erschien uns die Stadt zuerst recht hektisch, der Verkehr ein wenig chaotisch.
Bisher hatten wir unsere Übernachtungsmöglichkeiten eigentlich fast ausschließlich im Vorfeld schon aus dem Reiseführer ausgewählt.
Meistens hatten wir dabei Glück.
Hier in Granada waren diese alle schon ausgebucht.
Mit Hilfe einer freundlichen Hotelbesitzerin und einem jungen Mann, der uns mit dem Fahrrad den Weg zeigte, fanden wir das ‚Posada las Brisas‘.
Ein Glücksgriff!
Ziemlich genau in der Mitte zwischen dem ‚Parque Central‘ und dem Ufer des Nicaragua-Sees an einer Strasse, die einer Fußgängerzone ähnelt, ein Parkplatz direkt vor der Haustür und, so wie wir es lieben, ein hübsch begrünter Innenhof, über den wir zu unserem Zimmer kamen.
Wohlfühlen auf Anhieb!
Es war gerade mal zwei Uhr nachmittags, reichlich Zeit für eine kleine Entdeckungstour durch die drittgrößte Stadt Nicaraguas.
Ein kurzer Blick auf unser Viererle als wir das Hotel in Richtung Zentrum verließen, ob auch alles noch in Ordnung war.
„Wir brauchen dringend neue Reifen!“ stellte ich fest.
Wenn ich heute daran zurück denke muss ich schmunzeln, denn heute würde ich mit diesen Reifen noch ein paar Monate weiter fahren.
Die deutschen Richtlinien sassen halt noch immer tief drin.
Granada ist, wie León, geprägt von seinen Kolonialbauten.
Und natürlich sind auch hier viele davon Kirchen.
Neben dem Parque Central liegt die Kathedrale von Granada.
Die ‚Calle La Calzada‘, in der sich unser Hotel befand, führte, vorbei an etlichen Restaurants, Bars und Cafes, direkt dort hin.
Eine der vielen anderen Kirchen, deren Namen man sich unmöglich alle merken kann, konnten wir nicht nur von innen, sondern, wie in León auch, von oben besichtigen.
Vom Dach aus ein fantastischer Rundumblick über die Dächer der Stadt hinaus auf die Landschaft mit den zwei Vulkanen der näheren Umgebung, dem ‚Volcán Mombacho‘ im Süden und dem ‚Volcán Masaya‘ im Westen.
Und wenn hier oben schon eine Glocke hängt, wer kann von sich behaupten dem Drang widerstehen zu können, einmal der ‚Glöckner von Granada‘ sein zu dürfen?
Wieder unten auf der Strasse im Gedränge hatte ich irgendwie ein beklemmendes Gefühl, auch wenn ich es nicht klar definieren konnte.
Jedenfalls hatte ich das Bedürfnis, eine Hand ständig an meinem Taschenmesser zu haben.
Manchmal hat man so Momente.
Conny fühlte sich dagegen pudelwohl und genoss das fast schon hektische Gewusel der Stadt.
Armut
gibt es überall auf der Welt, in Zentralamerika wahrscheinlich mehr als an vielen anderen Orten.
So auch hier in Granada.
Immer wieder sahen wir arme Leute, die um eine kleine Spende bettelten.
Alkohol und vermutlich Drogen spielten hier auch eine nicht unerhebliche Rolle.
So blieb mir eine Szene ganz besonders in Erinnerung: In einer Seitenstraße, ein sehr schmaler Gehweg, hölzerne Strommasten verengten diesen zusätzlich, Autos zwängten sich aneinander vorbei.
Eine junge Frau, offensichtlich betrunken, die Kleidung, ein einfaches Shirt und ein Rock, schmutzig.
So wie der Rest der Person.
Sie sah aus, als hätte sie seit Wochen kein ‚an meine Haut lasse ich nur Wasser und CD‘-Erlebnis mehr gehabt.
Sie lehnte an einem der Strommasten und sah zu uns herüber als wir auf sie zu gingen.
Lasziver Blick, eine Bemerkung, die ich nicht verstand, die mir aber vom Tonfall her eher unflätig zu sein schien.
Bestimmt würde sie uns anbetteln.
Immer wieder eine unangenehme Situation.
Doch gerade in dem Moment als wir an ihr vorbei gingen tat sie etwas, womit wir niemals gerechnet hätten: Uns mit ihrem Blick fixierend hockte sie sich mit gespreizten Beinen neben den Strommast und begann zu urinieren.
Nichts wie weg hier!
Nicht aus der Stadt, nein, nur von dieser Szene.
Die Stadt Granada ist bis heute für uns eine der schönsten die wir besucht hatten, trotz solcher Zwischenfälle.
Abends konnten wir in ‚unserer‘ Strasse schön draußen sitzen, in einem der Straßencafés oder -restaurants oder aber auch einer Bar.
In einer solchen sassen wir, probierten die unterschiedlich alten Versionen des einheimischen Rums ‚Flor de Caña‘, als ein Junge von etwa acht Jahren auf uns zu kam und uns nach ‚one Dollar‘ fragte.
Wie Ihr wisst geben wir nichts.
So auch diesmal.
Aber natürlich tat uns der Junge leid und wir überlegten, ob wir ihm vielleicht etwas zu Essen besorgen sollten.
Der Wirt der Bar kam mit unserer Bestellung und sah den Jungen.
Dieser war hier wohl bekannt.
Der Wirt schickte ihn weg.
Nicht etwa unfreundlich, aber bestimmt.
Auf unsere Frage, ob es denn Sinn machen würde, dem Jungen etwas zu Essen zu besorgen, klärte uns der Wirt auf:
„Die Kids haben alle ein Zuhause, dort gibt es Essen. Das Problem ist, dass sie hier eben das sehen, was es zu Hause nicht gibt, dort gibt‘s halt nur Reis und Bohnen und Tortillas, hungern müssen sie jedenfalls nicht. Hier bekommen sie mit ihrer Mitleidsmasche des öfteren mal den Rest einer Pizza, eines Burgers oder was auch immer die Leute so übrig lassen.“
Auch wir hätten gedacht, der Kleine wäre vermutlich obdachlos und Waisenkind.
Wieder was gelernt.
Vulkanisiertes Schuhwerk
Bevor wir uns ins nächste Abenteuer stürzen konnten sollte unser Viererle neues Schuhwerk verpasst bekommen.
Der Inhaber unseres Hotels verwies uns an eine Werkstatt am Stadtrand.
Auf der Suche nach dieser kamen wir an einer Gaststätte vorbei, die sich ganz englisch ‚Charly‘s Restaurant‘ nannte, aber die Aufmachung suggerierte etwas ganz anderes:
Hier handelte es sich eindeutig um ein deutsches Restaurant!
Deutsche Bierwerbung und ein Blick auf die außen ausgehängte Speisekarte ließen dann auch jeglichen Zweifel verfliegen, das war ein bayrisches, zumindest süddeutsches Restaurant.
Knödel, Linsen mit Spätzle, Schnitzel mit Pommes und mehr ließen zumindest bei mir das Wasser im Munde zusammen laufen.
Conny hatte in dem Moment so gar keinen Bock drauf.
Ich musste sie nicht überreden, das Restaurant war zu dem Zeitpunkt eh geschlossen, Ruhetag oder Ferien, ich erinnere mich nicht genau.
Dann geh‘n wir halt in die Werkstatt.
Werkstatt
Auch diesmal wieder nicht das was man sich so als Deutscher vorstellt.
Eine kleine Garage, in die unser Viererle gerade so hinein passte.
Aber, anders als manche Werkstatt in Deutschland, top gepflegt und sauber.
Im Garten hinter der Garage eine Reifenmontiermaschine und eine Auswuchtmaschine, beide noch nicht sehr alt, auch da hatten wir schon Schlimmeres gesehen.
Gleich zwei Jungs beschäftigten sich damit, in dem engen Raum die Räder abzumontieren, die alten Reifen gegen die Neuen auszutauschen und die Räder dann wieder zu montieren.
Sehr professionell und freundlich.
Freundlich war dann auch der Preis für das Ganze.
Nun hatte unser Viererle neue Schuhe und wir konnten unser nächstes ‚Highlight‘ ansteuern.
Vulkane zu besteigen ist ja zumeist mit einer schweißtreibenden Wanderung verbunden.
Der aktive ‚Volcan Masaya‘ ist da anders, hier kann man mit dem Auto direkt an den auf etwas über 600m liegenden Kraterrand fahren.
Na das hörte sich an wie für uns gemacht, also planten wir diesen Trip für den nächsten Tag ein.
Abends genehmigten wir uns noch etwas asiatische Küche: Chow Mein mit Garnelen.
Ein kleines Restaurant an einer Straßenecke.
Beim Betreten wird man von einem Papagei, einer Gelbnackenamazone, begrüsst, der frei auf einem extra für ihn aufgestellten Ast sitzt und immer mal wieder umherfliegt.
Das 'Restaurante Año Nuevo Chino' schien eher eins der einfacheren Kategorie zu sein.
Die Preise für‘s Essen waren günstig.
Die Portionen hingegen - riesig!
Aber es schmeckte so lecker, so dass ich nicht aufhören wollte, bevor der Teller leer war.
Das sollte ich noch bereuen!
Bis zum nächsten Abend lag mir das Essen schwer im Magen.
Da half auch kein Rum.
Die Einfahrt zum ‚Parque Nacional Volcán Masaya‘ liegt etwa 30 km nordwestlich von Granada.
Das Wetter hätte an diesem Tag für den Besuch eines Vulkans nicht besser sein können: Bewölkt aber nicht regnerisch.
Zuerst ließen wir die ‚Laguna de Apoyo‘ links hinter uns um dann am Lago de Masaya vorbei zur Parkeinfahrt zu gelangen.
Eine kleine Autoschlange wartete bereits vor einer geschlossenen Schranke.
Eigentlich sollte man ja denken, dass ein Park, der hauptsächlich mit dem Auto besucht wird, ein Kassenhäuschen hätte, an dem man vom Auto aus seinen Eintritt entrichten kann.
Das war hier nicht der Fall.
Wir mussten unser Auto auf einem Parkplatz abstellen, in eins der Gebäude gehen um dort das Eintrittsticket zu kaufen und, nachdem wir jeder einen Bauhelm in die Hand gedrückt bekommen hatten, uns über Vorsichtsmaßnahmen aufklären lassen.
So war z.B. streng geregelt, dass immer nur maximal fünf Fahrzeuge auf dem Gipfel sein durften und wir wurden dringend angehalten, uns nicht länger als 20 Minuten dort oben aufzuhalten, damit andere Besucher auch in diesen Genuss kommen konnten.
Mit den Helmen bewaffnet machten wir uns also auf den Weg zum Auto.
Nun hieß es erst einmal Geduld zu bewahren, wir standen in der Schlange vor der Schranke.
Irgendwann wurde diese dann geöffnet, doch wir durften immer noch nicht hinein, da erst die Anderen heraus gelassen wurden.
Doch dann sollte es so weit sein, wir wurden durch gewunken.
Wir hatten keinerlei Ahnung was uns erwarten würde, wie die Landschaft beschaffen sein und wie weit es sein würde bis zum Kraterrand.
Knapp 20 Minuten lang führte uns die relativ gut geteerte Strasse langsam ansteigend durch weite Gras/Vulkangesteinslandschaft bis zu einem Parkplatz, auf dem sich ein paar wenige Autos und einer dieser alten US-amerikanischen Schulbusse befanden.
Eigentlich kein Bedarf für einen Parkplatzeinweiser, denn Platz gab es mehr als ausreichend.
Dennoch stand ein Herr mit Helm dort und wies uns an, neben dem Bus zu parken.
Was ich dann auch so tat.
Offenbar aber wohl doch nicht richtig, denn der Herr kam angerannt und meinte, wir müssten rückwärts, also quasi in Fluchtrichtung parken.
Also eigentlich kommt man sich ja mit dem Helm schon ein wenig albern vor, aber rückwärts einparken um schnell fliehen zu können?
Ging das nicht ein wenig zu weit?
Machte man sich hier etwa ein wenig wichtig?
Ganz und gar nicht!
Erst ein paar Monate zuvor passierte es, dass der Vulkan plötzlich ein paar Brocken ausspuckte und diese auf einigen der Autos landeten.
Zum Glück nur auf den Autos!
Wie Ihr mittlerweile sicher schon wisst, sind wir keine Frühaufsteher.
Das, so dachten wir, mussten wir nun mit schlechter Sicht bezahlen, denn der gesamte Vulkankrater stand bereits komplett im Nebel.
Sicht gleich Null.
Nur, dass der Nebel nicht wie kondensiertes Wasser roch, sondern nach Schwefel.
Ah, das war kein Nebel, das waren Rauchschwaden aus dem Krater.
Diese kamen in relativ regelmäßigen Abständen aus der Tiefe und verzogen sich dann aber schnell wieder, so dass man einen Blick in den tiefen Schlund des Kraters erhaschen konnte.
Ein Pfad führte noch etwa hundert Meter weiter den Hügel entlang des Kraterrandes hinauf zu einer kleinen Aussichtsplattform.
Leider war dieser Pfad aus Sicherheitsgründen gesperrt, zu gerne wäre ich da hoch gegangen um einen noch spektakuläreren Ausblick zu bekommen.
Auf einer Hinweistafel waren die Regeln zu lesen, die galten als der Pfad noch geöffnet war.
Unsere erste Vulkanbesichtigung neigte sich dem Ende zu, zwanzig Minuten können sehr kurz sein.
Aber Vorschrift ist nun mal Vorschrift, also machten wir uns auf den Weg zurück.
Atemberaubend, der Ausblick auf die Landschaft und die vor uns liegende Strasse mit dem Bus, der schon einige Minuten vor uns den Rückweg angetreten hatte.
Unser Weg führte uns dann auch nicht direkt zurück nach Granada, sondern zunächst westlich an der Laguna de Apoyo vorbei, wo laut Reiseführer ein paar Dörfer liegen, die für ihr Kunsthandwerk bekannt sein sollten.
Und, was für mich persönlich interessanter war, einige sogenannte ‚Miradores‘, also Aussichtspunkte.
Einen dieser Miradores, den ‚Mirador de Catarina‘ steuerten wir an.
Leider war es nun aber wirklich etwas zugezogen, sonst hätten wir von hier aus über die Laguna de Apoyo und über Granada hinweg freien Blick bis auf den Nicaraguasee gehabt.
Nichtsdestotrotz war dieser Mirador ein unbeschreibliches Erlebnis.
Die weite Landschaft mit der Laguna, dem Dschungel, das Klima, all das zaubert eine Stimmung, die man mit keiner Kamera der Welt auf ein Foto bannen könnte.
Wieder zurück in der Stadt mussten wir mal wieder Bargeld besorgen.
Wie ich schon erwähnte, hatte ich so ein seltsames, unbeschreibliches Unsicherheitsgefühl, was Conny so ganz und gar nicht nachvollziehen konnte, sie fühlte sich hier sicher.
Trotzdem suchten wir uns, um Geld abzuheben, eine Bank, die einen Geldautomaten innerhalb der Geschäftsräume hatte.
Mitten im belebten Zentrum, hinter einem Säulengang fanden wir den Eingang zur ‚BanPro‘.
Vor dem Eingang ein kleines Pult mit Ablagefach und einer kleinen Schublade.
Daneben ein Sicherheitsbeamter.
Bewaffnet, versteht sich.
Bei diesem musste man sich melden um eingelassen zu werden.
Ein großer, schlanker Mann, offensichtlich Geschäftsmann, der Kleidung nach zu schätzen, war vor uns.
Wie selbstverständlich griff er in seine Aktentasche, zog einen schön schwarz glänzenden Revolver hervor, gab diesen dem Sicherheitsmenschen und der legte ihn, als wäre es ein so normaler Gegenstand wie ein Kugelschreiber, in das Schublädchen und ließ den Mann passieren.
Da kam ich mir vor wie ein Kindergartenkind mit meinem kleinen Taschenmesserchen, welches ich natürlich auch abgeben musste.
Noch ein wenig zum Seeufer spazieren, die ‚Sonne ins Visier‘ scheinen lassen, im Hotel in der Hängematte abhängen, abends im Strassenlokal sitzen und ein Bierchen oder einen Rum schlürfen, alles in Allem hatten wir Granada und seine Umgebung ausgiebig genossen und waren bereit, weiter zu ziehen um eventuell doch noch, anders als bisher, einen potentiellen ‚Zoom‘-Kandidaten zu finden.
Ihr seid dann doch hoffentlich auch wieder dabei!
Also dann bis zum nächsten Mal!
Wieder sehr interessant und toll geschrieben 👌🥰
Dank‘ Dir, Anke!
Ist auch toll, während ich schreibe, alles in Gedanken noch einmal zu erleben.