48. Reisetage’buch‘

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Edeltraud


Um unsere Freunde und Familie (und alle, die sonst an unserer Tour Interesse fanden) stets auf dem Laufenden zu halten, führten wir auf unserer eigens dafür angelegten Webseite in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen ein Online-Reisetagebuch.

Nun gibt es in unserem Leben eine uns sehr wichtige Person, die keinen Computer besitzt und insofern darauf angewiesen war, von anderen Freunden über unser Verbleiben informiert zu werden.

Diese Person, Edeltraud, war nicht nur unsere Nachbarin, sie war (und ist es natürlich auch heute noch!) eine uns ans Herz gewachsene Freundin und fast schon so etwas wie eine Mutter für uns.

In den wenigen Jahren die wir nebeneinander gewohnt hatten, hatten wir ein sehr herzliches Verhältnis zueinander aufgebaut.

Warum erzähle ich Euch das?

Die Erklärung hierfür hebe ich mir für später auf.

Meer, wir kommen!


Granada war fantastisch, doch wir mussten weiter.

Unser Visum war begrenzt und wir wussten schlichtweg nicht, ob wir an einem der folgenden Orte eventuell länger bleiben wollten.

So machten wir uns also auf den Weg nach San Juan del Sur, einem, laut Reiseführer, ‚Badeort für die Städter‘.

Wieder ans Meer, an den Pazifik.

San Juan del Sur liegt an der engsten Stelle zwischen dem Nicaraguasee und dem Pazifik, die hier nur ungefähr 20 km auseinander liegen.

Gut ausgebaute Strassen, nahezu eine gerade Strecke, gefühlt nur einmal abbiegen und nach knapp zwei Stunden Fahrt erreichten wir unser Ziel.

Nachdem wir einmal durch den Ort gezirkelt waren um uns einen ersten Eindruck zu verschaffen, steuerten wir eines der Hotels an, die in der Vorauswahl standen.

Gleich beim ersten hatten wir ein gutes Gefühl und auch der Preis war vernünftig.

Auch die Aussicht war nicht ganz schlecht

Nur die Parksituation war nicht ganz so, wie ich mir das gewünscht hätte, denn wir konnten zwar direkt vor der Eingangstür parken, aber das bedeutete auch, dass unser Viererle direkt an der doch recht engen Hauptdurchfahrt stand.

Also immer schön den Außenspiegel einklappen und hoffen, dass keiner rempelt.

Die Lage des Hotels hätte besser nicht sein können: Nicht zu nah am touristischen Geschehen mit all den Bars und Restaurants, aber nur ein paar Schritte entfernt vom super entspannten Cafe ‚El Gato Negro‘ - die schwarze Katze.

Hier wurde Kaffee frisch geröstet und kam danach direkt in die Tasse...

San Juan del Sur ist, obwohl sehr touristisch, eigentlich ziemlich entspannt.

Viele Einheimische kommen hier her, aber auch ausländische Touristen, überwiegend aus den USA und Kanada.

Und nun mindestens zwei aus Deutschland.

Ein super flacher, breiter, etwa eineinhalb Kilometer langer Strand in der Bahia de San Juan del Sur erklärt dann auch warum dieser Ort bei Touristen so beliebt ist.

Am nordwestlichen Ende des Strandes steht auf einer Anhöhe eine riesige Christusstatue, ähnlich der in Rio de Janeiro.

Abends ging die Sonne fast genau in der Mitte der Bucht unter, ein tolles Bild mit all den Booten, die da draußen vor Anker lagen.

Einige Bars und Restaurants reihten sich am Strand aneinander.

Von dort aus bis zum Wasser waren es gute hundert Meter.

Bei einem Bierchen da zu sitzen, den Sonnenuntergang und danach die Feuertänzer zu beobachten, Leute gucken und - ein Buch schreiben!

Korrekturlesen und so...


Und bei diesem Stichwort komme ich wieder zu unserer Edeltraud.

Deren Geburtstag stand kurz bevor und wir machten uns Gedanken, was wir ihr denn schenken könnten.

Aus der Ferne sind ja dank des Internets so einige Möglichkeiten gegeben, so haben wir z.B. meiner Nichte zum Geburtstag ein gerahmtes Bild eines unserer Fotos von Mexiko online anfertigen und ihr zusenden lassen.

Vielleicht sollten wir unserer Edeltraud ein Photobuch drucken lassen.

Oder wir bestellen einen schönen Blumenstrauss bei einem der mittlerweile vielen Online-Anbieter.

„Warum lassen wir für sie nicht einfach ein Buch mit Deinen Tagebucheinträgen drucken? Dann muss sie nicht immer bei Andre und Simone nachfragen und kann es lesen, wann immer ihr danach ist!“ schlug ich vor.

„Ein Buch drucken? Wie stellst Du Dir das denn vor? Das geht doch bestimmt nicht so einfach und außerdem muss bestimmt eine Mindestmenge gedruckt werden.“

Conny hatte so ihre Bedenken.

Ok, hier muss ich hinzufügen, dass diese Diskussion nicht erst in San Juan del Sur stattgefunden hatte, sondern schon eine ganze Weile vorher.

Ich hatte mich schlau gemacht: Bei ‚BOD‘-‘Books On Demand‘ hatten wir die Möglichkeit unseren Text hochzuladen und die Mindestbestellmenge betrug gerade mal fünf Exemplare.

BINGO!

Das sollte DIE Überraschung werden!

Allerdings war die Zeit knapp, also hieß es: Text kopieren, arrangieren, hier und da etwas abändern, hochladen, nochmal arrangieren und auf eventuelle Druckfehler korrekturlesen etc. .

Sprich, es war ein Riesenaufwand.

Den ich aber sehr gerne auf mich nahm.

Nicht nur Edeltraud zuliebe, es machte mir einfach auch Spaß.

Ich sass also mit unserem 11-Zoll Zappelkistchen tagelang an der Theke einer der Strandbars mit dem vorher schon beschriebenen Meerblick und lud die Texte hoch.

Für Conny war das natürlich langweilig, sie musste sich derweil anderweitig beschäftigen.

Sonnen am Strand und Baden im warmen Meer war da nicht unbedingt die schlechteste Alternative.

Unser Visum ließ noch genügend Spielraum und da San Juan ziemlich nahe (etwa 30 km Luftlinie) an der Grenze zu Cost Rica liegt und wir keine weiteren Ziele in Nicaragua ansteuern wollten, konnten wir uns entsprechend Zeit nehmen um das Buch fertig zu stellen.

Nach unzähligen Stunden war es dann soweit.

Wir standen beide vor dem kleinen Rechnerchen und schauten uns das Ergebnis unserer Arbeit an.

Mit einem Klick auf ‚Bestellen‘ war es dann vollbracht.

Nun war die Spannung natürlich entsprechend groß, ob das 124-seitige Buch auch rechtzeitig fertig gestellt werden und zu seinem Empfänger gelangen würde.

Wir ließen es zu Freunden schicken, die wir darum baten, eins der fünf bestellten Exemplare als Geschenk verpackt Edeltraud zu ihrem Geburtstag zu überreichen.
 

Die Brücke und andere Strandspezialitäten


Wie ich schon erwähnte, der Strand war einfach super weitläufig, selbst wenn mal viele Leute da waren verlief sich das so, dass es den Anschein hatte, der Strand wäre leer.

Kids spielten Fußball, andere Beachvolleyball usw..

Wir spazierten in Richtung der Christusstatue.

Etwa auf halber Strecke, das Meer zu unserer Linken, sahen wir rechts eine große Brücke, die, parallel zum Strand über einen kleinen See zu führen schien.

???

Seltsames Bild!

Bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, dass der vermeintliche See die Mündung des ‚Rio San Juan del Sur‘ ins Meer war, der normalerweise an dieser Stelle den Strand zweiteilte, zu der Zeit aber Niedrigwasser hatte, so dass das Wasser gar nicht bis ins Meer gelang.

Also konnten wir unseren Weg ungehindert fortsetzen.

Ein paar junge Leute hatten einen Heidenspaß daran, mit einem kleinen Geländewagen den Strand auf und ab zu fahren und sich mit durchdrehenden Reifen durch den Sand zu pflügen.

Der Fahrer war allerdings etwas zu übermütig und die Kiste kam an einer Stelle mit tiefem, weichem Sand jäh zum Stillstand.

Für uns war es ein wahres Vergnügen, zuzuschauen, wie die Gruppe vergeblich versuchte, das Auto wieder frei zu bekommen.

Sand spritzte von den durchdrehenden Reifen meterweit in die Höhe während die Insassen mit aller Kraft schoben.

Den Teufel, so dachten wir uns, werden wir tun, Euch zu helfen!

Auch andere Strandbesucher hatten wohl den selben Gedanken und schon bald war eine relativ große Anzahl an Zuschauern um das Spektakel versammelt.

War ziemlich peinlich für die Stuntdrivers.

Hatten sie nicht anders verdient!

Wir zogen weiter.

Zwar hatten wir ganze acht Nächte in San Juan del Sur verbracht, aber bedingt durch meine Aufgabe, das Buch fertig zu stellen, hatten wir auch nicht allzu viel erlebt.

Morgens im ‚Gato Negro‘ Kaffee trinken, ein wenig am Strand liegen und dann ab in die Strandbar um zu ‚arbeiten‘, das war‘s im Großen und Ganzen.

Wenn das Buchprojekt nicht gewesen wäre, wären wir vermutlich gar nicht so lange geblieben.

Wie in fast jedem Ort in dem wir übernachtet hatten, machten wir uns auch hier Gedanken, ob hier eventuell der Platz für unsere Zukunft hätte sein können.

San Juan del Sur ließ uns ein wenig zwiegespalten diesbezüglich.

Zum einen dachten wir, es könnte von Vorteil sein, dass es hier sehr amerikanisiert ist, zum anderen jedoch war die Frage: Wollen wir das, ist das denn wirklich noch Nicaragua?

Die Entscheidung blieb vorerst noch offen, wir verließen San Juan ohne ein eindeutiges ‚Ja‘ oder ‚Nein‘.

Erfolg oder Misserfolg?


Sicher interessiert es Euch, ob das mit dem Buch geklappt hat.

Erfolg

Ja, es hat hervorragend funktioniert und wir sind uns sicher, dass wir unserer Edeltraud ein unvergessliches Geschenk damit machen konnten, auch wenn das Buch nicht die gesamte Reise beinhaltet sondern ‚nur‘ die Zeit bis zu unserem Aufenthalt auf dieser honduranischen Insel zwischen Utila und Guanaja - wie war nochmal deren Name?

Ach ja, Roatán.

Was für ein seltsamer Zufall aber auch!

Vier der fünf Exemplare des Buchs haben wir im Bekanntenkreis und der Familie verteilt, eines ließen wir für uns selbst zurücklegen.

Misserfolg


Die Daten blieben bei ‚BOD' für ein Jahr kostenfrei gespeichert, wir hätten also jederzeit nachdrucken lassen können.

In einer Rundmail an alle unsere Kontakte boten wir dies an, falls Interesse bestand.

Wir waren schon ein wenig enttäuscht als keinerlei Rückmeldung kam, wollten aber die Leute nicht irgendwie pushen und so beließen wir es dabei.

Um Kosten zu vermeiden, ließen wir die Daten von ‚BOD‘ nach Jahresfrist löschen.

Lange Zeit später stellte sich heraus, dass diese Rundmail wohl bei keinem der Empfänger angekommen war, warum auch immer.

So mancher hätte wohl doch gerne ein Exemplar gehabt…


Welchen Titel hättet Ihr für das Buch gewählt?

Wir hatten es uns einfach gemacht und nannten es:

‚Sonne im Visier‘

Der Einband leidet nach den paar Jahren zwar ein wenig, aber es ist immer noch toll zu lesen

Wie sonst?


Bei mir ziehen hier gerade schwere Regenwolken auf, die Regenzeit hat begonnen und die Natur freut sich darüber.

So auch unsere Zisterne.

Ich hoffe, ich konnte Euch auch diesmal wieder ein wenig virtuell in die Ferne entführen und freue mich schon auf‘s nächste Mal.

Macht‘s gut und bis bald!



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46. Das ‚Nicaragua-Dreieck‘

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48. Reisetage’buch‘

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Gut oder geht so?!?

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  1. War wieder sehr gut geschrieben. Und auch wir waren dabei mit dem Buch das wir gerne hätten. Und solltest du jemals dieses jetzt in ein Buch zu wandeln sind wir die ersten die dieses kaufen werden . Seit lieb gegrüßt.

    1. ¡Hola liebe Anke!

      Vielen Dank erstmal für das Lob.

      Der Plan, das Ganze als Buch heraus zu bringen, steht. Das dauert allerdings noch eine ganze Weile, also bitte noch etwas Geduld haben. Wenn wir in meinen Berichten ‚auf Inselchen‘, wie wir zu sagen pflegen, angekommen sind, dann werde ich dieses Projekt in Angriff nehmen (aber ich werde dennoch weiterhin hier Berichte schreiben, dann eben von unseren Erlebnissen auf ‚Inselchen‘)…

      Ganz liebe Grüsse!!!

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