¡Adiós Guatemala!
Ein letztes Frühstück am Lago.
Alle Koffer und Taschen waren im nunmehr fast schon generalüberholten Viererle verstaut.
Um halb zehn am Morgen des 2. Juni verabschiedeten wir uns von San Pedro La Laguna, schraubten uns bei einem total schönen Blick auf den See die Bergstraße hinauf um nach etwa einer Stunde auf die CA-1, die berühmte ‚Panamericana‘ (in Guatemala wird sie ‚Interamericana‘ genannt) abzubiegen.
Richtung Osten.
Ja, genau, wer gut aufgepasst hat wird jetzt feststellen, dass wir wieder in Richtung der großen Stadt, Guatemala City, fuhren.
Da mussten wir dann auch tatsächlich nochmal durch.
Diesmal sind wir allerdings, fast schon wie Pros, reibungslos durchgeflutscht.
Von den insgesamt ca. acht Stunden Fahrt an diesem Tag gibt es nichts Besonderes zu berichten.
Kurz vor der Grenze, die wir als nächstes zu überqueren hatten, machten wir Halt und zwar in einem relativ unscheinbaren Ort namens Chiquimula.
Ok, um die Stadt nicht ungerecht zu behandeln: Sie ist relativ groß.
Und es ist HEIß dort.
Und staubig.
Wir waren ziemlich platt nach über acht Stunden im Auto und wollten nur noch schnell was essen und trinken und sind dann im Hotelzimmer ins Bett gefallen.
Am kommenden Tag sollte es über die Grenze in das nächste Land gehen.
Ein Land, über das selbst Conny‘s Reisebibel, der Lonely Planet, nur kurz und fast schon gelangweilt berichtet:
Honduras.
Na ja, auch hier, ähnlich wie bei Guatemala City, mussten wir durch.
Um so wenig Stress wie möglich an der Grenze zu haben beschlossen wir den Übergang in der Nähe von Copán Ruinas zu nehmen.
Dieser sollte angeblich nicht zu stark frequentiert und deshalb recht entspannt sein.
Die CA-11 brachte uns zur Grenze.
Fast nichts los.
Ein paar LKW warteten auf ihre Abfertigung.
Es waren hier, anders als wir es sonst gewohnt waren, keine sogenannten Schlepper, die einem für ein Trinkgeld bei den Grenzformalitäten helfen.
Diese brauchten wir auch nicht, mittlerweile hatten wir selbst genug Routine und unser Spanisch war auch ausreichend. (An alle Lehrer da draußen: damit meine ich nicht eine 'Vier' in Spanisch, zwinker)
Nachdem wir in unseren Pässen die Ausreise von Guatemala bestätigt bekommen hatten, machten wir uns auf den Weg in das Gebäude gegenüber, zum Zoll.
Dieser war für den Papierkram für unser Auto zuständig.
Der Beamte bot uns an, die ursprüngliche Einfuhr unseres ‚Viererles‘ kurzerhand zu annullieren, damit wir, was sonst nicht möglich gewesen wäre, in einem gewissen Zeitraum auch wieder mit dem Wagen nach Guatemala einreisen könnten.
Dies war ja auch eventuell der Plan, je nachdem für welchen Ort wir uns am Ende der Reise entscheiden würden.
Somit hatten wir freie Fahrt, bedankten uns bei dem netten Beamten und wollten schon weiterziehen.
„Die Hondureños verlangen von Euch Kopien von Euren Pässen, Führerscheinen und von den Autopapieren. Wenn Ihr wollt kann ich die für Euch anfertigen“ sagte der Grenzbeamte.
Kostenfrei, einfach aus Nettigkeit kopierte er alle notwendigen Dokumente für uns.
Wir waren, ehrlich gesagt, baff.
Total happy über die Freundlichkeit des Beamten machten wir uns auf den Weg ins ‚böse‘ Honduras.
Ganz normale Routine: Nochmal kontrollieren, ob wir auch alles beisammen hatten.
Wo war mein Pass?
Kennt ihr dieses Gefühl in der Magengegend?
Genau!
Dieses Gefühl kam bei mir blitzartig auf.
Er fehlte einfach.
Doch wo könnte er sein?
Es gab nur eine logische Erklärung: Er lag noch - im Kopierer.
Also nichts wie zurück!
Mittagszeit.
Keiner mehr da.
Doch die Tür stand offen.
Ich zögerte zunächst.
Als ich dann allen Mut zusammennahm und ins Büro rein huschte, kam ich mir vor wie ein Krimineller und hoffte nur, dass gerade in dem Moment keiner kam.
Es kam niemand und, den Pass wie einen Schatz in der Hand haltend sneakte ich wieder hinaus.
Nochmal Schwein gehabt.
¡Adiós Guatemala!
Auf der honduranischen Seite ging es ähnlich entspannt zu und schon nach kurzer Zeit hatten wir einen Stempel mehr in den Pässen.
Einen, mit dem wir eigentlich gar nicht gerechnet hatten:
Zwischen Guatemala, Honduras, El Salvador und Nicaragua gilt das sogenannte C4-Abkommen. Das bedeutet eigentlich, dass bei Einreise in eines dieser Länder ein 90 Tage gültiger Stempel in den Pass kommt und man somit eben insgesamt 90 Tage Zeit hat alle vier Länder zu bereisen.
Theoretisch braucht es nicht mal einen weiteren Stempel wenn man innerhalb dieser Länder die Grenzen überquert.
Das Ganze war für uns insofern von Bedeutung, als dass wir, wenn uns ‚nur‘ 90 Tage zur Verfügung stünden, sehr gut planen mussten.
Doch der Stempel, den uns die Dame an der Grenze zu Honduras verpasste, bescherte uns weitere 90 Tage.
¡Bienvenidos a Honduras!
Selbst wenn uns diese 90 Tage nun für die restlichen Länder reichen mussten: Für Honduras hatten wir keine großen Pläne und El Salvador ließen wir sowieso aus, da dort erst ein Bürgerkrieg zu Ende war und das Land sich noch davon erholte.
Nicaragua? Wussten wir noch nicht so recht, was uns da erwarten würde.
Doch nun waren wir erstmal in HONDURAS.
Das Land mit der höchsten Mordrate weltweit, so wurde uns gesagt.
Uuuuuiiihh, gefährlich! Böse!
Die ersten Begegnungen hier an der Grenze ließen nicht unbedingt den Verdacht aufkommen, dass die Hondureños von Natur aus böse und mordlüstern sind.
Wir würden ja sehen.
Copán Ruinas liegt nur ungefähr 10 Km von der Grenze entfernt.
Nach etwa 10 Minuten erreichten wir die Ortseinfahrt.
Über eine enge Brücke kamen wir zu den ersten Häusern.
Kopfsteinpflaster.
Pickups, bis zum Bersten beladen mit Obst, standen am Straßenrand.
Laut Karte mussten wir, um eines der empfohlenen Hotels anzufahren, die nächste links.
Steil ging die Strasse zwischen den bunten Häusern den Berg hoch.
Auch hier Kopfsteinpflaster, schon ziemlich abgeschliffen vom Autoverkehr.
Überall flitzten Tuctucs durch die Gegend, erstaunlich wendig und wie Bergziegen den Hang hinauf.
So mancher PKW hatte da mehr Schwierigkeiten, da das Kopfsteinpflaster selbst bei Trockenheit ‚arschglatt‘ war und die (oft schon recht abgefahrenen) Reifen darauf kaum Grip fanden.
Das erste Hotel, laut der Reisebibel ruhig, sauber und preiswert, konnte uns nicht überzeugen also fuhren wir weiter durchs Dorf.
Vorbei am Zócalo (wir nennen seit unserem Aufenthalt in Mexiko jeden zentralen Platz so), an dessen Rand sich einige einfache Verkaufsstände befanden, nur gute 150 Meter weiter, stoppten wir auf der engen Strasse um im ‚Brisas de Copán‘ nach einem Zimmer zu fragen.
Der Besitzer selbst sass an der Rezeption und nachdem wir das Zimmer und die Anlage in Augenschein genommen, einen absolut akzeptablen Preis vereinbart und beschlossen hatten hier zu bleiben, bot er uns an, unser Auto im Mini-Innenhof zu parken.
Zwischen jeder Menge Grünzeug und Blumen.
Hinter einem großen Metalltor, sicher vor den bösen Jungs da draußen.
Und sicher vor Remplern.
Es war gerade mal Mittagszeit.
Für die 65 Km von Chiquimula nach Copán hatten wir inklusive Grenzübertritt nur drei Stunden gebraucht, also war nun massig Zeit um den Ort zu Fuß zu erkunden.
Copán liegt, umringt von Bergen die zumeist nicht höher als 1200m, maximal aber 2000m hoch sind, auf etwa 600m üNN.
Die Gegend ist bekannt für guten Kaffee.
Hey, das hörte sich doch vielversprechend an!
So haben wir auf unserer ersten Entdeckungstour durch den echt schönen Ort auch bereits das eine oder andere Café ausfindig gemacht.
Was sehr auffällig war, war die Kleidung vieler Männer.
Egal welchen Alters, ob kleine Jungs oder alte, gebückt gehende Männer, viele trugen Jeans, Hemd, Cowboystiefel und entsprechende Hüte.
Und reich verzierte, meist recht große Gürtelschnallen.
Diese Männer, durchweg kleiner als ich und allesamt drahtiger Statur, trugen häufig eine aus Leder gefertigte, ebenso reich verzierte Scheide am Gürtel in denen sie ihre Machete mit sich führten.
Ein etwas befremdliches, aber dennoch sehr schön anzuschauendes Bild.
Genau andersherum als wir es in Guatemala erlebt hatten, waren hier die (meisten) Frauen eher ‚normal‘, also in T-Shirt und Jeans oder auch in Bluse und Rock gekleidet.
Alles wirkte friedlich, die Menschen grüssten freundlich.
Keiner schien uns ermorden zu wollen, grins.
Laut Reiseführer sollte es in Copán auch ein deutsches Lokal, besser noch, eine deutsche Brauereigaststätte geben.
Wieder einmal mussten wir eine steile Strasse hoch stapfen.
Zwar standen wir schon bald vor der richtigen Tür, doch diese war verschlossen.
Ein Nachbar, der aus dem Fenster geschaut hatte, sagte uns, Sonntags und Montags wäre die Gaststätte geschlossen.
Und es war...?
Richtig, Sonntag!
Wir mussten uns also gedulden.
Copán ist sehr beliebt bei Touristen aus aller Welt.
Dementsprechend ist das Angebot an Hotels und Restaurants.
Die meisten davon waren in unserer Reisebibel beschrieben und so fanden wir auch für den ersten Abend schnell ein Plätzchen für das Abendessen.
Genau gegenüber unseres Hotels machte das ‚Los Asados Copán‘ einen einladenden Eindruck auf uns.
Hübsch rustikal eingerichtet, nach drei Seiten offen, so dass man einen guten Blick auf die steile Strasse hatte.
Wir hatten gerade bestellt und warteten noch auf unser Essen.
Ein Gewitter zog auf.
Es begann zu regnen.
Schnell wurde die steile Strasse zur spiegelglatten Rutschbahn und ein Auto nach dem anderen schlitterte beim Versuch, die Strasse hoch zu fahren, rückwärts wieder hinunter.
Ein Blitz.
Plötzlich Stille.
Und Dunkelheit.
Offenbar war im gesamten Ort der Strom ausgefallen.
Der Kellner brachte flugs ein Feuerzeug um die bereits auf dem Tisch stehenden Kerzen anzuzünden.
Es schien so, als wäre man das hier gewohnt.
Der Regen prasselte auf das Blechdach und die Strasse.
Wir hatten Anafre als Vorspeise bestellt.
Anafre müsst Ihr Euch so vorstellen: Ein etwa 25cm hohes Stövchen aus rotem, gebranntem Ton.
Innen glimmen ein paar Stücke Holzkohle, die das oben in der Schale befindliche Bohnenmus mit Käsestückchen heiß hält.
Dazu gibt es Nachochips, mit denen man das Bohnenmus auch aus der Schale schöpft und diese Kombination dann aus der Hand isst.
Oberlecker!
So ganz ohne Strom, bei Kerzenschein und dem Glimmen der Holzkohle lecker schmackofatzen, das war mal wieder Romantik pur!
18 Kaninchen
Der nächste Tag, das Gewitter hatte sich verzogen und die Sonne schien wieder, stand mal wieder ganz im Zeichen der Geschichte, besser gesagt der Steine.
Ein Besuch der Hauptattraktion von Copán Ruinas, wie der Name schon sagt, den Mayaruinen, war geplant.
Ich hatte ja schon langsam das Gefühl, mittlerweile genügend alte Steine gesehen gehabt zu haben, aber der Lonely Planet versprach, dass es hier auf dem Gelände jede Menge frei lebender Affen, sogenannte Makaken geben solle.
Mal was Neues!
Wir hätten die Möglichkeit gehabt, eine geführte Tour durch die Ruinen zu machen, entschieden uns aber mal wieder dagegen.
Stattdessen investierten wir das Geld in den Eintritt des auf dem Gelände befindlichen Museums.
Vom Gebäude, in dem der Eintritt entrichtet werden musste, bis zum eigentlichen Eingang führte uns ein Weg durch dschungelähnliches Gelände, vorbei an Infotafeln die bereits ein wenig von der Geschichte Copáns berichteten.
Aus den Bäumen hörten wir Gekreische.
Ein Blick nach oben - mehrere Dutzend Aras sassen in den Bäumen und immer mal wieder flogen uns ein paar davon über die Köpfe.
Von Affen jedoch keine Spur.
Ob der Reiseführer hier wohl geschwindelt hatte?
Es traf mich wie ein Blitz:
Der Lonely Planet war vom Englischen ins Deutsche übersetzt worden.
Aras heißen auf Englisch ‚Macaws‘.
Macaws - Makaken !?!?
Da haben die Übersetzer die Aras wohl zum Affen gemacht...
Buahahaha!
Aber mal ehrlich: Die Vögel waren mir dann auch viel lieber als jeder Affe, sind sie doch dermaßen faszinierend!
Ebenso wie die Ruinen.
Wir waren überrascht wie detailliert und aufwändig die vielen Stelen gestaltet und wie gut sie erhalten waren.
Das Gelände ist sehr weitläufig.
Hier eine Pyramide, da der Ballspielplatz mit den Ringen in den Wänden, dann ein riesiger Rasen, umgeben von Mauern mit z.T. furchteinflössenden Figuren und und und.
Ach so, dann war da noch diese erst kürzlich freigelegte Treppe, die zum Schutz vor Verwitterung mit einer übergroßen Zeltplane überspannt war.
Diese Treppe mit ihren 55 Stufen ist nicht irgendeine Treppe, sondern eine sogenannte ‚Hieroglyphentreppe‘, deren Hieroglyphen angeblich die gesamte Geschichte Copáns beschreiben.
Es war offensichtlich, dass diese Treppe für die Archäologen ein sehr wichtiger Fund gewesen sein musste.
Doch uns faszinierten eher die Stelen, von denen wir schon einige auf unserem Weg von Copán hierher, den wir zu Fuß unternahmen, am Wegesrand bewundern konnten.
Diese massigen Stelen sind auf allen vier Seiten mit dreidimensionalen Abbildungen der damaligen Herrscher und deren Taten verziert.
Am lustigsten fanden wir den Namen des Herrschers ‚Waxaklajuun Ub'aah K'awiil‘
Zu Deutsch: ‚18 Kaninchen‘.
Eine Skulptur jedoch, keine Stele im herkömmlichen Sinne, ließ uns nachdenklich werden.
Ungefähr einen Meter im Durchmesser stellt sie vermutlich eine Muschel dar.
Vom obersten Punkt im Zentrum zog sich eine spiralförmige Rinne nach unten.
Angeblich wurden hier die Anführer der Verlierermannschaften der Ballspiele geköpft und deren Blut lief entlang der Rinne zum Boden, wo es sich ‚mit der Erde vereinigte‘.
Manchmal haben wir auch schon eine andere Variante gehört, und zwar dass der Kapitän der Gewinnermannschaft geopfert worden wäre und es für ihn und sein Volk eine Ehre gewesen wäre, wenn sein Blut in die Erde strömte…
Man kann fast unendlich viel Zeit in der Ruinenanlage verbringen.
Es gäbe sogar die Möglichkeit, seit erst kurzer Zeit angelegte Tunnel unter der Akropolis zu begehen, jedoch nur mit Führer und den hatten wir ja nicht gebucht.
Eine Schautafel auf dem Boden, weit über dem Hauptplatz stellte das damalige Leben dar, so, wie es sich die Archäologen vorstellen.
Direkt daneben, fast schon wie zufällig hingeworfen, ein überdimensionaler Kopf eines alten Mannes mit Zahnlücke.
Ok, sagen wir eher ein zahnloser Mund mit zwei Überbleibseln.
Eine kurze Rast im Schatten eines der uralten Baumriesen und dann sollte es noch ins Museum gehen.
Eigentlich waren wir schon platt, aber schließlich hatten wir den Eintritt bezahlt und so groß schien das Museum ja auch nicht zu sein.
Der Zugang zum eigentlichen Museum führt über eine Art Tunnel ins Zentrum des Gebäudes, direkt auf eine originalgetreue Nachbildung des Tempels ‚Rosalila‘ zu.
Rings um diesen Tempel sind originale Fundstücke wie z.B. in Stein gemeißelte Schlangen, Schädel, Fledermäuse usw. ausgestellt.
Es war überwältigend, und obwohl uns beiden schon die Füsse schmerzten und fast die Augen zufielen - wir waren fasziniert.
Nach mittlerweile so vielen ‚Steinen‘, wie wir die Ruinen scherzhaft nennen, die wir auf der Reise bisher gesehen hatten, hätten wir nicht erwartet, dass irgendwas noch kommen könnte, was all die anderen toppen würde.
Doch Copán hat für uns die schönsten ‚Steine‘ schlechthin.
Ein Tuctuc brachte uns wieder zurück ins Dorf.
In der Nähe des Zócalo befindet sich ein kleines Postamt.
Zwei Frauen aus unserem engen Freundeskreis, bzw. aus der Familie waren damals schwanger.
Als wir am Lago das Dorf Panajachel besucht hatten, fanden wir diese super süßen, handgestrickten, bunten Babyschühchen.
Klar, dass wir da zwei Paar gekauft hatten.
Doch nun mussten sie irgendwie zu den dazugehörigen Füßchen kommen.
Wir gingen also rein in dieses kleine, einfache Postamt und gaben unsere beiden Päckchen auf.
Mit der Hoffnung, dass diese auch ankommen würden.
Um es vorweg zu nehmen: Sie sind angekommen. Rechtzeitig!
Eins der hübschen Cafés ein wenig weg vom Zentrum, der Eingangsbereich fast schon wie in einem Nobelrestaurant.
Uns war nach einem guten Tässchen Kaffee zumute.
Im oberen Stockwerk gab es kleine Balkons, von denen aus man einen super Blick über die Dächer von Copán auf die umliegenden Berge genießen konnte.
Von Genuss beim Kaffee war aber leider nicht unbedingt zu reden, weil dieser einfach nur sauer war.
Vielleicht hatte die Barista, die ihn zubereitet hatte ja einen schlechten Tag und der Kaffee war sonst besser, uns zog es danach trotzdem nicht mehr dorthin.
Stattdessen fanden wir heraus, dass das ‚Espresso Americano‘, eine Café-Kette, vorzüglichen Kaffee direkt am Zócalo anbot.
150 Meter vom Hotel entfernt.
Und Kekse.
Und Kuchen (ok, hier war die Auswahl sehr überschaubar).
Und: Leute gucken machte von hier aus auch Spaß!
Für‘s Frühstück am nächsten Tag nahmen wir aber doch einen etwas weiteren Weg in Kauf und gingen ins ‚Casa de Todo‘.
Mal wieder in einem versteckten Innenhof zwischen allen möglichen Pflanzen sitzend, studierten wir die Speisekarte und bestellten uns ein typisch honduranisches Frühstück, ein ‚Desayuno tipico‘.
Rührei, Kochbananen, Bohnenmus, Queso semi seco (eine Art Schafskäse, sehr würzig und ziemlich kompakt in seiner Konsistenz), Crema (Sauerrahm) und - natürlich - Tortillas.
Ein Frühstück für Leute, die hart arbeiten müssen.
Uns hat‘s aber auch ganz gut geschmeckt.
Lempira, Catracho, Paco, Lenca, Celaque und Macaw
Makaken gab es ja in der Anlage der Ruinen keine, dafür aber die ‚Macaws‘, die Aras.
Der ‚Guacamaya Roja‘, der Rote Ara, ist der Nationalvogel von Honduras.
Doch wie so oft bei so schönen Tieren gehört auch dieser Vogel zu den bedrohten Tierarten.
Um dem entgegenzuwirken wurde ganz in der Nähe von Copán der ‚Macaw Mountain Bird Park‘ als Ökotourismus-Attraktion eröffnet.
Auf 10 Acres, das sind etwa 4 Hektar, oder, wer sich damit leichter tut, 40.000 Quadratmeter, werden hauptsächlich Aras, aber auch andere Vögel, aufgezogen und später ausgewildert.
Finanziert wird dies, so viel ich weiß, überwiegend aus den Einnahmen der Eintrittsgelder.
Ein Tuctuc brauchte nur knappe 10 Minuten um uns hin zu bringen.
Gleich nachdem wir im Souvenirshop unseren Eintritt entrichtet hatten standen wir eigentlich schon mitten im Dschungel.
Ein beschilderter Pfad führte uns von einer Voliere zur nächsten, dazwischen alle möglichen Pflanzen und Bäume.
Die meisten der Volieren durfte man betreten, durch viele führte der Pfad sogar hindurch.
Manche der Käfige wurden so geschickt in den Hang gebaut, dass der Pfad in einer Höhe vorbeiführte, von der aus man die Vögel, wenn sie ganz oben im Käfig sassen, in Augenhöhe hatte.
Wenn ich hier von Käfigen rede: das sind kleine Einfamilienhäuser!
Die Vögel haben massig Platz, was auch sehr wichtig ist, wenn sie sich vermehren sollen.
Aras sind beliebte Haustiere.
So mancher hält sich einen, ohne sich dessen Bedürfnissen bewusst zu sein.
Ein Grundbedürfnis ist, nicht alleine gehalten zu werden, wenn sie schon in Gefangenschaft gehalten werden.
Einige der hier im Macaw Mountain Park lebenden Exemplare hatten bei ihren vorherigen ‚Besitzern‘ nicht das Glück mit einem Partner leben zu dürfen und kamen ziemlich traumatisiert in den Park, wo sie liebevoll wieder aufgepäppelt wurden.
Laut Auskunft des Parks hat sogar ein Weibchen, das eben diese Vorgeschichte hatte, im Park Junge bekommen.
Das war eine Sensation.
Erst kürzlich, im Mai 2021 wurden mal wieder sechs Jungtiere ausgewildert.
Keine Geringeren als das Präsidentenehepaar von Honduras waren zu diesem Event anwesend und gaben jedem der Vögel einen Namen:
Lempira, Catracho, Paco, Lenca, Celaque und Macaw.
Hoffen wir, dass sie viele Nachkommen haben werden.
Die Vögel natürlich!
An einer der Stationen im Park hatten wir die Möglichkeit, ein paar dieser eindrucksvollen Vögel mit ihren kräftigen Schnäbeln (wusstet Ihr, dass ein Ara mühelos mit seinem Schnabel eine Paranuss knacken kann?) auf der Schulter und auf den Händen sitzen zu haben.
Ein wenig Respekt vor den Schnäbeln hatten wir schon, muss ich zugeben.
Doch der wahre König des Schnabels ist der Tukan.
Der Körper blauschwarz, die Brust und der Kopf leuchtend gelb und dann der Schnabel:
An die 15cm lang, kräftig, total bunt und, sieht man ihn von der Seite an könnte man fast meinen er hätte Zähne wie ein Hai.
Die Gegend um Copán ist, wie ich ja bereits erwähnt hatte, bekannt für den Anbau hochqualitativen Kaffees.
Auch hier im Park wuchs Kaffee und hier und da hing mal wie rein zufällig eine Hängematte zwischen den Ingwer-, Kaffee- oder auch Helikonienpflanzen.
Was für eine Vielfalt!
Die Sonne von Copán scheint manchmal auch im Keller
Es war Dienstag.
Und immer noch wollte uns keiner umbringen.
Nachdem wir den Vogelpark ausgiebig besichtigt und genossen hatten brachte uns ein Tuctuc wieder zurück ins ‚Pueblo‘.
Dienstag...
Ja, und?
Ah, da war ja noch was!
Das ‚Sol de Copán‘!
Gegen Abend machten wir uns ein weiteres Mal auf den Weg, die steile Strasse hoch, bis zu der Tür, die bei unserem ersten Besuch wegen Ruhetag geschlossen war.
Heute stand sie offen.
Eher unerwartet führte eine Treppe nach unten, wie in einen Keller.
Wir waren gespannt, was, bzw. wer uns hier erwarten würde.
Ich freute mich auf ein ‚deutsches‘ Weizenbier.
Im Gastraum, der mich ein wenig an ältere Gaststätten in Deutschland erinnerte, war ganz gut was los.
Die Leute sassen vor vollen Tellern mit Schnitzel oder Braten, Spätzle und Kartoffelsalat.
Neben der Theke ein Werbeschild einer süddeutschen Brauerei: ‚ULMER GOLD OCHSEN‘.
Ulm liegt etwa 45km von dem Ort entfernt, in dem ich aufgewachsen bin.
Der Wirt kam an den Tisch.
Thomas.
Bevor wir irgendetwas bestellten musste ich ihm einfach diese Frage stellen: „Sag mal Thomas, verkaufst Du hier etwa Gold Ochsen?“
„Nein,“ antwortete er, „ das Werbeschild ist von der Brauerei aus der Gegend, aus der ich komme.“
Nachdem er mir dann auch den Ort nannte, aus dem er ursprünglich kam, sagte ich nur noch:
„ Ha, dann kenna mr ja schwäbisch mitanandr schwätza!“
Kleine Welt, nicht wahr!?!
Wir genossen die Atmosphäre bei ein paar Gläsern von Thomas‘ Selbstgebrautem und einem deftigen Abendessen und verabschiedeten uns dann mit der Hoffnung, dass wir uns irgendwann mal wiedersehen würden. (In der Zwischenzeit war ich dreimal wieder in Copán. Jeweils Sonntags und Montags…).
Auf dem Weg zurück ins Hotel wollte uns niemand ermorden.
War ja aber auch erst die vierte Nacht im ‚bösen‘ Honduras.
Und die letzte in Copán.
Für den nächsten Tag war die Weiterreise geplant.
So, ich hoffe, ich konnte Euch heute mit unseren Erlebnissen mal wieder etwas ‚Sonne ins Visier‘ zaubern!
Freut Euch auf mehr…
Toll beschriebener Reisebericht…da wir man ja direkt neidisch nicht dabei zu sein ich kann nur sagen macht weiter so es ist sehr aufschlussreich lg.
Hi Siggi!
Danke für Deinen Kommentar. Freut uns riesig, dass es Dir gefällt. Und eins ist sicher: Es geht weiter! Da ist noch viel zu berichten…
Ganz lieben Gruß aus der Ferne!