40. El Gran Sueño – nur geträumt…

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¿Te gusta el fútbol?


Das Wetter war beständig.

Also: Morgens oft, aber nicht immer sonnig und mittags kalt und regnerisch, sehr oft begleitet von Blitz und Donner.

Noch scheint die Sonne, aber da drüben braut sich schon wieder etwas zusammen...


Mit dem Unterricht kamen wir gut voran, auch wenn wir teilweise dick eingemümmelt in der Palapa sitzend beim Vokabeln lernen froren.

An einem Tag sollten wir raus aus der Schule und rein ins echte Leben, um nicht nur unser Spanisch zu vertiefen, sondern auch um gezeigt zu bekommen, wie die ‚Cooperativa‘ das umsetzt, was sie sich auf die Fahnen geschrieben hatte: die Unterstützung bedürftiger einheimischer Familien.

Außer der Tatsache, dass einige Familien Sprachschüler bei sich wohnen lassen konnten, wurden auch andere Familien von den Schülern und Lehrern besucht und dabei wurden essentielle Dinge an die Familien gespendet.

Marlon nahm mich mit auf eine kurze Fahrt mit einem Tuctuc in eine Gegend, wo sonst wohl eher kein Tourist hinkommt.

Eine ganz normale Gegend, kein Slum oder dergleichen.

Alles schien sehr gepflegt, wenn auch sehr einfach.

An einer unscheinbaren Tür in einem nicht verputzten, aus grauen Steinen gemauerten Haus klopfte Marlon.

Die Tür ging auf und eine ältere Dame, im typischen traditionellen Stil gekleidet, bat uns herein.

Sie war gut einen Kopf kleiner als ich.

Offenbar arm, aber, und hier fällt es mir schwer die richtigen Worte zu finden, sie schien mehr 'Reichtum' zu besitzen als so mancher Mensch mit viel Geld.

Keineswegs irgendwie bedrückt ob der Tatsache, nicht wohlhabend zu sein, nein, sie schien ein sehr glückliches Leben zu führen, so hatte ich zumindest den Eindruck.

Zur Familie gehörten noch eine junge Frau und deren zwei kleine Kinder.

Die Männer waren beim Fischen.

Marlon stellte mich als seinen Schüler vor und so konnte ich mich, oder musste mich vielmehr mit der Familie auf Spanisch ein wenig unterhalten.

Ich erwähnte ja bereits, dass ich die Guatemalteken als sehr nettes Volk kennen gelernt habe. Dieser Eindruck wurde hier nochmals intensiviert.

Marlon ließ ein paar mitgebrachte Sachen dort, wie z.B. Malstifte und Blocks für die Kiddies und etwas Reis und Mehl für‘s Abendessen.

Ich hatte nicht das Gefühl, dass das nur Show war, das kam herzlich und ehrlich rüber.

Als wir dann später wieder in der Schule ankamen, es war schon über die normale ‚Feierabendszeit‘ hinaus, war Conny noch nicht wieder von ihrer ‚Exkursion‘ zurück.

Ich nahm mir eine Tasse Kaffee und unterhielt mich mit Marlon, der mir noch etwas Gesellschaft leistete, über das heute Erlebte.

Dann kam sie. Mit ihrem Lehrer, Eduardo.

Es regnete gerade nicht, also verabschiedeten wir uns ohne viel Tamtam und machten uns auf den Heimweg.

„Weißt Du wo ich heute war?“ fragte mich Conny.

Natürlich wusste ich das nicht und schaute sie fragend an: „Du wirst es mir bestimmt gleich erzählen“ sagte ich mit einem verschmitzten Grinsen.

„Mein ‚Maestro‘ hat mich gefragt, ob ich Interesse hätte ein Fußballspiel anzusehen. Live, im Stadion. Ich dachte, das wäre das normale Programm, um mal raus zu gehen, so wie Ihr es heute auch gemacht habt. Also sagte ich zu. Eduardo schien es eilig zu haben, was mich zuerst ein wenig wunderte. Als wir außerhalb der Schule waren und er ein Tuctuc angehalten hatte meinte er, dass er das, was er jetzt mit mir macht eigentlich nicht dürfte und ich sollte es in der Schule niemandem erzählen. Auf der Fahrt zum Fußballplatz, ich hatte ja so ganz und gar keine Ahnung mehr wo wir waren, erzählte er mir, dass er bei einer Mannschaft spielt und diese nun ein wichtiges Spiel austragen würde. Deshalb der ‚Turnbeutel‘, dachte ich. Wir fuhren irgendwo ins Gemüse und irgendwie war das schon ein komisches Gefühl, doch schließlich hielt das Tuctuc an einem Fußballplatz an. Eduardo hatte schon während der Fahrt begonnen, sich umzuziehen und sprang nun auf‘s Spielfeld. Das Spiel hatte noch nicht begonnen, aber die Mannschaften waren bereits vollzählig anwesend. Er hatte es also gerade noch rechtzeitig geschafft. So sass ich also da, als einzige Frau, besser gesagt, als einzige weiße Frau unter jeder Menge grölender Fans. Am Ende des Spiels konnte Eduardo sogar ein Tor für sich vermelden und wie zu Beginn des Spiels zog er sich auch nun am Ende flink um, wir nahmen wieder ein Tuctuc und fuhren zurück zur Schule. Deshalb waren wir etwas später dran.“

„Na wenn das mal kein authentisches Erlebnis war!“ staunte ich.

„Ja,“ sagte sie lachend, „nur anfangs war es schon ein seltsames Gefühl. Und Du weißt ja wie sehr Fußball mich interessiert…“

La mujer borracha en el muelle


In unserer ‚Freizeit‘, hauptsächlich natürlich an den Wochenenden, schauten wir uns die Umgebung ein wenig näher an. Schließlich gibt es ja noch mehr zu sehen als San Pedro La Laguna.

Da war z.B. San Marcos La Laguna.

Direkt nördlich gegenüber von San Pedro gelegen, eine Art Künstlerdorf, total im Grünen, alles schien hier mit Blumen überwuchert zu sein.

Mit einem der Wassertaxis machten wir einen Kurztrip dorthin und danach nach Panajachel, an‘s nordöstliche Ende des Lago Atítlan.

I steh in der Költ'n und woat auf a Taxi, oba 's kummt net...


Panajachel ist, wie schon gesagt, der touristischste Ort am Lago.

Taxi kam doch noch und brachte uns sicher nach Panajachel


Trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb, sieht man hier ganz besonders viele Leute, überwiegend Frauen, in der traditionellen Tracht.

Conny hatte sich mit unseren Lehrern an der Sprachschule darüber unterhalten und erfahren, dass es wohl auch bei der traditionellen Kleidung ‚Modeerscheinungen‘ gäbe und momentan wohl wieder die ‚80er‘ in Mode wären.

Auch würden sich die Stile von Ort zu Ort voneinander unterscheiden.

Dies konnten wir nicht feststellen, für uns sah irgendwie alles aus wie ‚Tracht‘. Bunt und hübsch.

Und wenn die Frauen dann noch alles, was es zu transportieren gibt auf den Köpfen balancieren, dann ist das einfach ein faszinierendes Bild.

Man traut sich kaum die Leute zu fotografieren.

Diese Menschen scheinen so zufrieden und gutmütig zu sein, so, als wäre ihnen jegliches Schlechtes oder gar Bösartiges fremd.

Umso fremder erschien uns dann die eine Dame auf dem Steg, an dem das Wassertaxi anlegen sollte um uns wieder zurück nach San Pedro zu bringen:

Offensichtlich ziemlich tief ins Glas geschaut, erzählte sie temperamentvoll ihre Geschichten.

Wir zogen uns ein wenig zurück und genossen die Show.

Ein älteres Paar und eine jüngere Dame konnten sich ihrem Redeschwall nicht so leicht entziehen und wir litten ein wenig mit ihnen.

¿Qué idioma hablas?


Wieder zurück in San Pedro startete ich routinemäßig kurz unser Auto, um zu sehen ob sich die Batterie wieder entladen würde, aber alles schien einwandfrei zu sein.

Eine kurze Fahrt raus aus dem Dorf sollte dann noch dafür sorgen, dass unser Viererle mal wieder bewegt würde.

Ein paar Strassen am Lago sind sehr steil.

Ich hatte das Gefühl, dass unser Viererle bergauf nicht mehr so richtig zog.

Ob da von dem Zwischenfall bei Tikal doch ein Schaden geblieben war?

Bei der PS-Zahl müsste er weitaus besser ziehen, das war klar!

Also, wenn wir schon direkt neben einer Werkstatt wohnen und einen guten Mechaniker zur Hand haben…

Antonio checkte unser Auto auf Herz und Nieren so gut es mit seinen Mitteln möglich war.

Diese waren jedoch begrenzt und deshalb empfahl er uns, zu einem Bekannten in dessen Werkstatt zu gehen.

Dort stellte sich heraus, dass die Zündkabel marode waren.

Ganz nebenbei bemerkte ich noch, dass wir auch neue Bremsbeläge brauchten.

Ein paar Tage würde es dauern, bis die Ersatzteile hier wären.

Wir hatten keine Eile.

Außerdem wollten wir auch noch einen Abstecher in‘s fast schon weltberühmte Chichicastenango machen.

Dorthin fahren regelmäßig Kleinbusse, also brauchten wir das Auto hierfür auch nicht.

Donnerstags und Sonntags ist in Chichicastenango immer ganz großer Markt.

Hunderte Händler bieten bunte Stoffe, Holzschnitzereien, Töpferwaren und so viel mehr an, es gibt jede Menge Garküchen die den gesamten Markt mit leckerem Essensduft einhüllen.

Auf der Treppe der Kirche Santo Tomás findet der sogenannte Blumenmarkt statt.

Eingehüllt in den Rauch von entweder Räucherstäbchen oder auch Weihrauch sitzen die Leute auf der Treppe, die übersät ist mit den verschiedensten Blumen.

Dieses Bild hat vermutlich jeder schon mal gesehen, sei es im TV oder in irgendeiner Zeitschrift...

Mir ging es jedenfalls bis zu jenem Zeitpunkt so, an dem ich selbst dort stand und meine eigenen Fotos davon schießen und all die Gerüche selbst riechen durfte.

Doch halt, so weit sind wir ja eigentlich noch gar nicht!

Wir besorgten uns also Tickets für den Bus nach ‚Chichi‘.

Ein Kleinbus, ganz normales öffentliches Verkehrsmittel.

Also nicht etwa gepampert  im klimatisierten Reisebus.

Die Fahrt dauerte etwa zweieinhalb Stunden, auch wenn es nur ungefähr 70km sind.

Der Lago Atítlan liegt auf 1600m Höhe üNN, Chichicastenango auf 2000m.

Der Lago liegt im Departamento Sololá, Chichicastenango im Departamento El Quiché.

Eigentlich nicht wirklich eine Erwähnung wert, sollte man denken.

Nach etwa drei Viertel der Fahrt war dies dann aber doch ein Thema.

Wie an einem Grenzübergang wurde unser Bus angehalten.

Wir wunderten uns, was das denn sollte.

Wir wurden gefragt ob wir irgendwelches Obst mit uns führen würden.

Ja, Ihr habt richtig gelesen!

Nicht etwa Waffen oder Drogen, nein hier war es verboten Obst vom einen ins andere Departamento einzuführen.

Angeblich wegen irgendwelchen Schädlingen.

Als würden die sich an derart Grenzen halten.

Wir hatten eh nichts dergleichen bei uns und die Einheimischen wussten wohl über diese Regelung Bescheid, also konnten wir unsere Fahrt schon bald wieder fortsetzen.

Am liebsten hätten wir den halben Markt leer gekauft, aber wir hatten schon genug Gepäck und brauchten eigentlich auch nichts.

Außer etwas im Magen.

Nachdem wir gefühlt einen Halbmarathon hinter uns hatten machten wir es uns in einem kleinen Café gemütlich.

Mit Blick auf das Gewusel auf dem Markt.

Ein Pärchen, Englisch sprechend, sass am Tisch gegenüber.

Draußen, keine drei Meter von uns entfernt, unterhielten sich ein paar Kinder miteinander.

Wir verstanden kein Wort.

Das Pärchen gegenüber diskutierte miteinander, welche Sprache die Kiddies denn wohl sprachen.

Ich machte eines der Kinder auf mich aufmerksam.

Als das junge Mädchen zu mir her kam fragte ich: „¿Qué idioma hablas?“ „Welche Sprache sprichst du?“

„Español“ kam etwas verunsichert die Antwort.

Die Tatsache, dass auch wir kein Wort von dem verstanden hatten, was die Kinder geredet hatten, führten wir darauf zurück, dass es in dieser Gegend viele unterschiedliche Dialekte gibt.

Immerhin konnten wir hier unser Gelerntes schon mal in der Praxis ausprobieren.

Auf der Fahrt zurück an den Lago wurden wir seltsamerweise nicht mehr nach Obst durchsucht.

Die Schädlinge wanderten wohl nur in eine Richtung.

Zurück am See statteten wir Antonio, unserem Mechaniker, einen Besuch ab um uns über den Stand der Dinge bezüglich unseres Autos zu erkundigen.

Er hielt uns zwei fast neu aussehende Bremsscheiben entgegen und sagte mit ein wenig Stolz in der Stimme: „Das sind die von Eurem Auto, ich hab sie abdrehen lassen.“

Kurz wusste ich nicht, ob ich ihm böse sein oder ihm ein kräftiges Trinkgeld in die Hand drücken sollte.

Hatte er doch eigenmächtig entschieden die Bremsscheiben in einer weiteren Werkstatt abdrehen zu lassen, was für uns zwar Extrakosten verursachte, aber, das hatte ich schon beim Ausbau der Bremsbeläge gedacht, nötig war (vermutlich hatte ich es in dem Moment erwähnt und der aufmerksame Antonio hatte es sofort aufgeschnappt).

Also bekam er zunächst ein anerkennendes Dankeschön (die Bezahlung kam dann später…).

Terremoto


Wie im Flug vergingen die Tage. Die zwei Wochen Unterricht waren bereits vorbei und wir mussten eigentlich nur noch warten bis unser Auto wieder fit war um unsere Reise fortsetzen zu können.

Eine weitere Dusche unter dem Widowmaker, ein weiteres leckeres Abendessen in einem der vielen Restaurants, immer schön dick eingemümmelt versteht sich, eine weitere Nacht im Hotel ‚Gran Sueño‘ - ,der große Traum‘.

Irgendwann in dieser Nacht, mitten im Traum, rüttelte jemand wie wild an unserem Bett.

Dann an meiner Schulter.

Was für ein aufregender Traum!

Doch wer stört mich dabei?

Halb wach hörte ich Conny‘s aufgeregte Stimme: „Pepe wach auf! Wir müssen raus, das war ein Erdbeben!“

Leute, was bin ich froh, dass das kein schlimmes Erdbeben war, ich wäre vermutlich im Schlaf verschüttet worden.

„Mhmmm“ gab ich nur von mir, drehte mich um und schlief weiter.

Am Morgen kontrollierten wir das Zimmer auf eventuelle Schäden.

Bis auf einen kleinen Riss in der Fassade, von dem wir sicher waren, dass dieser vor dem Beben noch nicht existierte, war nichts festzustellen.

An der Rezeption konnten wir nun unseren neu erworbenen Wortschatz anwenden und ich sagte mit fragendem Unterton zum ‚Patron‘: „¡Eso fue un terremoto anoche!“ „Das war ein Erdbeben letzte Nacht!“

Der Patron schaute mich ein wenig schmunzelnd an und meinte nur:„ No, no fue un terremoto, ¡solo fue un temblor!“ „Nein, das war kein Erdbeben, das war nur eine Erschütterung!“

Offenbar waren die Leute hier heftigere Erdstösse gewohnt.

Wie wir im Laufe des Tages allerdings erfahren haben, hatte das Beben zwar eine Stärke von mehr als fünf auf der Richterskala, war aber nur sehr kurz.

Erschüttert, wenn auch im äußerst positiven Sinne waren wir dann vom Ergebnis der Autoreparatur:

Durchzugsstark flog unser Viererle förmlich den Berg hinauf, und als wir wieder runter fuhren sind wir fast durch die Windschutzscheibe ausgestiegen (ok, ich übertreibe hier maßlos) als wir die Bremsen das erste Mal betätigten.

Hierfür hatte sich jeder Quetzal gelohnt.

Image by Bilmer Reyes from Pixabay

Da hatte sich unser Freund Antonio ein Trinkgeld verdient!

Wir unterhielten uns noch lange mit ihm, er erzählte uns, dass er große Pläne hätte.

In die USA, eine richtige Ausbildung machen, wieder zurück kommen, eine eigene Werkstatt eröffnen und in dieser dann wiederum andere Leute ausbilden.

So ambitioniert wie er das erzählte, hörte es sich nicht an wie von einem Träumer, sondern wir hatten das Gefühl, er könne das schaffen.

Wir drückten ihm die Daumen.

Ob er seine Pläne mittlerweile umsetzen konnte weiß ich nicht, aber eine Bekannte von uns reiste etwa ein oder zwei Jahre nachdem wir am Lago waren auch dorthin und wir baten sie, nach Antonio Ausschau zu halten und, sollte sie ihn finden, ihm liebe Grüsse auszurichten.

Was soll ich sagen, sie hat ihn gefunden!

In der Werkstatt, in der er auch unser Auto repariert hatte.

Neben dem Parkplatz, gegenüber des Hotels ‚Großer Traum‘.

Er war noch sehr jung, also sind wir guter Dinge, dass er 'seinen' Traum doch noch erfüllen wird.

18 Nächte waren bereits schon wieder vergangen, wir hatten viel Neues gelernt, viel erlebt und - viel gefroren (mittlerweile hatten wir uns beide eine leichte Erkältung zugezogen).

Eine trotz des wechselhaften Wetters, Stromausfalls und Erdbebens alles in Allem sehr schöne Zeit ging zu Ende.

Wir hatten wieder die Sonne im Visier.

Dass es sich bei C4 nicht zwangsläufig um Plastiksprengstoff handelt und dass das scheinbar Böse nicht unbedingt böse ist, davon mehr im kommenden Teil der Reise.

Bis dahin,

¡nos vemos!



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