21. Strand, Tourismus und – keine Pommesbude

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On the road again...

Nachdem unsere Motorräder ein paar Tage Auszeit hatten wurden sie nun endlich wieder bepackt und für eine weitere Etappe vollgetankt.

Die Moppeds hatten neues, besseres Öl, ich hatte neue „guantes“ und Conny hatte was zum Lachen.

Colima hinter uns lassend machten wir uns auf den Weg zurück an die Pazifikküste.

Gut eine halbe Stunde waren wir von Colima entfernt als uns ein Motorrad überholte, dessen Fahrer uns freudig zuwinkend gestikulierte, wir sollen anhalten. Nach ein paar Minuten war ein passendes Plätzchen gefunden und wir fuhren rechts ran, parkten unsere Moppeds im Schatten eines Baumes.


„Hey Ihr seid Deutsche? Wo fahrt Ihr denn hin? Ich bin der …, komme aus New Mexico (USA) und bin auf einem dreimonatigen Trip von zuhause nach Feuerland und wieder zurück…“

Wow, der Typ war drauf!

Wir hatten, während wir uns unterhielten, den Eindruck er steht ständig unter Strom. Nicht negativ gemeint, er war einfach extrem aufgedreht. Das sollte man auch sein wenn man sich so eine Tour vornimmt.

Dementsprechend war er auch ausgerüstet: Drybags anstelle fester Koffer, einen Feuerlöscher mit dabei, gekleidet war er in einer Art Fallschirmspringerkombi und auf der Nase einen dieser „BreathRight“ Strips für gute Sauerstoffzufuhr.


Ein Energiebündel!

Nachdem wir etwa eine halbe Stunde dort gestanden und gelabert hatten, meinte er er müsse nun weiter, schließlich habe er einen straffen Zeitplan. Also verabschiedeten wir uns und wünschten uns gegenseitig eine gute Fahrt.

Und weg war er.

Für uns hingegen ging es gewohnt gemütlich weiter. Was für ein Luxus, keinen Zeitdruck zu haben!

Entlang der Küste schlängelt sich die gut ausgebaute „Carretera #200“ in Richtung Ostsüdost.

Gelegentlich mit bombastischer Aussicht auf die Küste.

Kurz mal anhalten...

...und die Aussicht geniessen


Unser Ziel war Zihuatanejo, ca. 430 km von Colima entfernt.

Da unsere durchschnittliche Tagesstrecke etwa 300 km betrug planten wir eine Übernachtung irgendwo auf der Strecke ein. Wird sich schon was finden.

Nach ungefähr 250 km, für die wir fast sechs Stunden brauchten, erreichten wir Caleta de Campos.

Zirka einen Kilometer vor der Stadt steht ein kleines, ziemlich neues Hotel auf einer Art Klippe.

Sieht gut aus, dachten wir, können wir uns aber bestimmt nicht leisten (wir hatten uns ein monatliches Budget festgelegt, da hieß es das Geld zusammen zu halten…). Fragen kostet nichts.

„¿Descuento?“ "Si"

Na also, geht doch. War zwar immer noch knapp über dem was wir eigentlich für eine Übernachtung bezahlen wollten, aber es war jeden Peso wert.

Eine Villa für eine Nacht


Nachdem wir geduscht hatten genossen wir erstmal die fantastische Aussicht aufs Meer und den schier endlosen, mit Palmen gesäumten Strand weit unter uns.

"Spotnik" sendet Grüsse aus der Ferne


Das Hotel hatte kein eigenes Restaurant.

Im Zentrum der paar wenigen Villas und Bungalows, ich glaube es sind derer insgesamt fünf oder sechs, befindet sich ein Gemeinschaftsbereich mit Palapadach (aus Palmblättern) und ebenfalls unverbauter Aussicht.

Auf den Tischen waren Speisekarten ausgelegt.

???

Speisekarten, wo es doch gar kein Restaurant gab!

Würde die Besitzerfamilie etwa die Gäste bekochen?

Ein Blick auf‘s Menü ließ dies bezweifeln. Das sah doch schon sehr nach Restaurant aus.

Als uns Getränke gereicht wurden fragten wir nach.

„Seht Ihr das Gebäude da unten?“

Etwa einen Kilometer entfernt stand weit unter uns ein einsames Gebäude zwischen Strand und Hauptstraße.

„Das ist ein Restaurant, und von dort kommt das Essen“.

Was im Zuge von Covid mehr und mehr normal zu sein scheint war für uns damals alles andere als gewohnt - Lieferservice vom Restaurant.

Über dem Pazifik hing ein feiner Dunstschleier, der den Sonnenuntergang in einem einzigartigen, surrealen Licht erscheinen ließ.

Diesen konnten wir, allein unter unserem Palapadach sitzend, mit einem Margarita in der Hand genießen.


Ab ins Bett, morgen geht‘s weiter!

Zihuatanejo liegt nur etwa 170 km entfernt von Caleta, wenn man die Carretera #200 nimmt.

Wir hätten fünf km und evtl. das eine oder andere halbe Stündchen Fahrzeit sparen können, hätten wir die vermutlich besser ausgebaute, jedoch mautpflichtige #360 genommen.

Keine Frage, Maut sparen und durch die Landschaft gondeln!

Dafür waren wir dann auch gut vier Stunden unterwegs, bevor wir die Stadt an der „Bahía de Zihuatanejo“ erreichten.

Laut Lonely Planet sollte es hier ein Hostel geben, eine Art Künstlerkolonie mit günstigen Übernachtungsmöglichkeiten. Das hörte sich für uns interessant an, also machten wir uns auf die Suche.

Zihuatanejo hat zwar nur etwa 100.000 Einwohner, ist aber flächenmäßig doch recht groß.

Das „Casa Malinalli Bed&Breakfast“ liegt an der westlichen Grenze der Stadt an einer wenig befahrenen Strasse.

Eigentlich eine gute Lage. Wir hofften hier für wenig Geld ein paar Nächte bleiben zu können.

Die Anlage machte schon beim ersten Blick einen, na ja sagen wir mal etwas alternativ angehauchten Eindruck. Die Tatsache, dass nur noch ein Zimmer mit gemeinschaftlich genutztem Bad, und dieses dann auch nur mit kaltem Wasser, frei war machte uns die Entscheidung einfach.

Wir zogen weiter.

Die Suche endete mitten in der Stadt, aber dennoch sehr nahe am Malecón, im Hotel „Conchita del Mar“.

Mit Innenhof. Und winzigem Pool.

Die Motorräder durften mal wieder direkt vor unserem (sehr preisgünstigen) Zimmer parken.

Dieses war sehr einfach gehalten aber sauber. Ok, ich musste erst einmal die Latten, auf denen die Matratze lag, neu ordnen um nicht mitsamt dieser plötzlich auf dem Boden zu liegen, aber sonst war alles ok.

Lattenrost "mexikanisch"


Unser „Spotnik“ brauchte dringend neue Batterien. Nicht irgendwelche, nein, Lithiumbatterien waren ausdrücklich in der Beschreibung gefordert. Keine Ahnung, wieso, aber bevor das kleine Kerlchen den Geist aufgibt oder nicht korrekt funktioniert…

„¿Hay baterías de litio aquí?“ war die Standardfrage in jedem Laden, der auch nur annähernd so aussah, als könnte es dort Lithiumbatterien geben.

Nahezu keine/r der Verkäufer/innen konnte mit dem Begriff Lithium etwas anfangen. Also blieb uns keine andere Wahl als auf einen Satz Alkali AAA Stromspeicher zurück zu greifen.

Die Stadt Zihuatanejo ist sehr touristisch und daher auch sehr lebhaft. Am Malecón befinden sich viele Cafés und Restaurants die sich auf den Tourismus eingestellt haben und dementsprechend sind die Werbetafeln und Speisekarten zumeist in englischer Sprache.

Spaß muss sein


Viele Fischerboote lagen direkt vor uns am Strand, am Pier lagen so einige hübsch anzuschauende Yachten und Freizeitboote.

Die Holzkisten dienen den Fischern als Stauraum


Eigentlich ein gutes Plätzchen um eine… Würschtlesbude aufzumachen, dachten wir als wir so bei einem Kaffee das rege Treiben beobachteten.

Es gab schon allerhand an verschiedenen Angeboten, aber Bratwurst und Pommes - das gab‘s noch nicht.

Wir sahen uns schon in einem der Ladenlokale oder auch in einem Imbisswagen mit weißer Schürze am Grill stehen.

Könnte das unser neues Zuhause werden?


Aber so konkret war der Gedanke dann doch noch nicht. Wir würden ihn im Hinterkopf behalten.

Hinterkopf

Dieser, und der Rest meines Kopfes sollte mal wieder einen neuen Haarschnitt verpasst bekommen. Seit wir Deutschland verlassen hatten war die Mähne doch deutlich gewachsen. Also machten wir uns auf die Suche nach einer „barbería“. Zum Glück bin ich nicht besonders anspruchsvoll, was den Schnitt betrifft, denn dieses dem jungen Friseur auf spanisch klar zu machen wäre mir schwer gefallen. „Corto“, "kurz" sollte es werden, er würde mir bestimmt einen angenehmen Schnitt verpassen, dachte ich.

Er hat mich nicht enttäuscht.

Dass Zihuatanejo schon ein wenig in die Kategorie „interessant“ einzustufen war zeigt sich daran, dass wir hier ganze fünf Nächte blieben.

Doch es gab ja noch viel mehr zu erkunden zwischen hier und Panama, also machten wir uns wieder auf die Socken oder besser gesagt auf die Reifen und zwar in Richtung - Acapulco. Oder genauer gesagt nach Pie de la Cuesta.

Ja was denn nun?

Ihr werdet es erfahren.

Also schaut bald wieder rein, denn dann heisst es: ¡Multa!

¡Hasta muy pronto!



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