20. Glatteis? Ist im Winter doch nichts Außergewöhnliches…

0  comments

Ab nach Guadalajara

Bus fahren ist anders in Mexiko!

Das erwähnte ich ja bereits .

Das Hotel in Colima war so freundlich unsere Moppeds und Koffer für die geplanten drei Nächte, die wir in Guadalajara bleiben wollten, einzulagern.

Also auf ins Abenteuer Bus fahren.

Im Reiseführer fand Conny die Adresse des „Busterminals“.

Busterminals hatten wir schon so manche gesehen, sowohl auf unserer aktuellen als auch auf früheren Reisen. Wir hatten also eine Vorstellung was uns erwarten würde: Ein mit Dieselruß verpesteter, ölverschmierter, großer Platz auf dem sich Leute in Scharen mit allem möglichen (und unmöglichen) Gepäck drängen.

Am hiesigen „Busterminal“ wurden wir eines Besseren belehrt: Ähnlich wie auf einem Flughafen kommt man in eine große Halle in der sich die Ticketschalter der verschiedenen Busunternehmen befinden. Leuchtanzeigen mit den Abfahrts- und Ankunftszeiten sowie Fahrpreisen hängen über jedem dieser Schalter. Beim Kauf des Tickets konnte man sich einen Wunschplatz im Bus reservieren - ohne Aufpreis. Wow!

Wie würden die Busse nur aussehen?

Wer schon mal in Belize, Trinidad&Tobago oder Mexiko Bus gefahren ist, ist daran gewöhnt, dass durchaus auch Kühlschränke, Matratzen, Hühner und sonstiges in den zumeist gut besetzten (wenn nicht gar überfüllten) Bussen mitfahren.

Nachdem wir unsere Tickets gekauft hatten ging‘s raus aus der Halle auf den „Busbahnhof“.

Entgegen unseren Erwartungen war hier alles sehr sauber, gut organisiert, die Busse schienen sehr modern zu sein und vor dem Einsteigen gab es für jeden noch ein Sandwich und eine Dose Cola oder eine Flasche Wasser.

Das nenne ich mal Service!

Nach dem Einsteigen dann die nächste Überraschung: Wir hatten das Glück, dass bei der Reservierung die vordersten Plätze noch verfügbar waren. Anders als wir es kannten war der Fahrer durch eine Tür und einem zusätzlichen Vorhang vom Fahrgastraum abgeschottet.

Mit unserem Reiseproviant in der Hand machten wir es uns bequem.

Und bequem war es.

Ähnlich wie in der ersten Klasse in Flugzeugen stand reichlich Fußraum zur Verfügung. Der Sitz konnte zurückgeklappt werden und, wie bei einem Fernsehsessel kam eine Beinablage zum Vorschein. Da machte es richtig Spaß, während der dreistündigen Fahrt amerikanische Spielfilme mit spanischen Untertiteln auf einem der großen Flachbildschirme, die über jeder zweiten Sitzreihe angebracht waren, anzuschauen. Oder einfach die Augen schließen und über Kopfhörer einem der vielen zur Verfügung gestellten Musikkanäle zu lauschen.

Alles unerwartet geordnet und sauber hier


Bus fahren in Mexiko ist anders.

Trotz vielem Verkehr kamen wir pünktlich nach Fahrplan in der großen Stadt an.

Mitten im Zentrum sind wir im Hotel „Posada Regis“ untergekommen. Plüschig und mit feiner Aussicht vom Eckbalkon auf die belebte Kreuzung.

Leute gucken macht Spaß!

Guadalajara ist, so haben wir erfahren, die Geburtsstätte von so manchem was typisch ist für Mexiko.

Tequila zum Beispiel. Und die Sombreros, die wir Deutschen oft gerne aus dem Spanienurlaub mitbringen…

"Bus fahren in Mexiko ist anders" bekommt hier eine ganz neue Bedeutung


Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die vielen Kirchen. An fast jeder Ecke befindet sich eine und sie sind offensichtlich gut besucht.

Ich bin ja bekanntlich kein Fan großer Städte, aber da wir schon mal hier waren… Sightseeing war angesagt.

Beim Spaziergang durch die Strassen und Fußgängerzonen hatten wir das Gefühl hier hätten einst die Kolonialherren eine Stadt gebaut und diese wurde genau so belassen (vermutlich ist das auch so…)


Halt, was sehen meine Augen da!?!

Mitten im Gedränge: eine Bierbar.

Und die hatte es in sich. Unter den verschiedensten Sorten aus aller Welt gab es dort eine komplette Regalwand, gefüllt mit deutschen Bieren bis unter die Decke!

Wer da keinen Durst bekommt...


Da konnten wir nicht so einfach vorbei gehen.


Ich muss gestehen, dass ein Paulaner Hefeweizen, auch wenn es vom Kellner perfekt eingeschenkt wird, in Mexiko nicht so schmeckt wie in einem deutschen Biergarten. Auch Conny fand ihr Beck‘s nicht ganz so toll, wie sie es erwartet hätte. Aber was soll‘s, es war was besonderes. Und es war teuer!

Hat er perfekt drauf



Bei einem weiteren Streifzug durch die Stadt kamen wir auf einen großen Platz, auf dem eine Art Veranstaltungszelt aufgebaut war.

Eigentlich nur ein großes Dach über irgendetwas, das wir aus der Entfernung noch nicht richtig erkennen konnten.

Jedenfalls schien es ein Publikumsmagnet zu sein. Die Leute drängten sich förmlich am Eingang.

Was es wohl sein würde?

Wir kamen näher.

Musik war zu hören, die Leute schienen zu tanzen.

Oder vielmehr zu …

…gleiten!?

Wir als Schwaben kennen es vom Stuttgarter Schlossplatz im Winter. Die Eislaufbahn, die dort jährlich aufgebaut wird.

Im Winter!

Ach so, das hatten wir ja in Colima schon zu hören bekommen: Es war ja Winter!

Auch wenn es um die 30°C warm war.

Es war herrlich den Leuten zuzuschauen.

Die wenigsten konnten (verständlicherweise) Schlittschuhlaufen. Doch alle hatten Spaß. Auch ohne „guantes“…

Glatteis bei 30°C


Dialekte


Wenn man schon in einer so großen Stadt mit so viel Geschichte ist, was liegt da näher als mehr über diese zu erfahren.

Wo?

Na in einem Museum natürlich!

Diese findet man auch zuhauf, also mussten wir nicht lange suchen.

Wie in Colima auch, sind in Guadalajara in manchen öffentlichen Gebäuden die Wände und Decken mit beeindruckenden Darstellungen der Geschichte bemalt.


Nicht so hier im Museum, wie wir es eigentlich erwartet hätten.

Stattdessen fanden wir uns inmitten einer Art Wanderausstellung mit großen Tafeln, die über…

…deutsches Brauchtum informierten!

Mit großen Anfangsbuchstaben waren die Tafeln von A wie Arbeit bis Z wie Zufriedenheit betitelt.

An einer dieser Tafeln waren Kopfhörer angebracht und eine Gruppe Einheimischer war offensichtlich belustigt über das was es da zu hören gab.

Als wir näher kamen konnten wir auch verstehen warum die Leute so belustigt waren. Hier wurden die verschiedenen Dialekte Deutschlands vorgespielt.

Deutsches Brauchtum in einem mexikanischen Museum, das hat man auch nicht alle Tage.

So viel Kultur an einem Tag, das macht hungrig.

In Guadalajara gibt es, anders als in den bisher von uns besuchten Städten, nicht „den“ zentralen Zócalo. Es gibt mehrere Parks, die wir natürlich bei weitem nicht alle erkundet haben, und jede Menge an großen Plätzen, teils mit, teils ohne Verkehr.

An einem dieser Plätze, einem, der fast schon wie ein Busbahnhof mit integriertem Markt erscheint, fanden wir ein vielversprechendes Restaurant im ersten Stock.

Mal reinschauen.

Ein Blick auf die Speisekarte hatte uns schnell überzeugt: Dieses Restaurant bot neben interessanten Gerichten auch unseren Lieblingswein an.

„Gran Sangre de Toro“ vom Weingut Torres in Penedès, Spanien.

Nicht gerade ein billiges Tröpfchen, aber wir gönnen uns das heute mal.

Wir waren die einzigen Gäste, waren wir doch noch recht früh dran.

Freie Tischwahl also.

Direkt an der offenen Tür zu einem der kleinen Balkone, die einen tollen Ausblick auf den großen Platz gewährten setzten wir uns romantisch an einen kleinen Tisch.

Die Bedienung schien etwas zurückhaltend zu sein, was wir auf die Sprachbarriere zurück führten.

Elegante Gläser wurden aufgetischt, der Wein unverschlossen vorgezeigt, entkorkt und - entgegen allen Machotums - Conny durfte probieren.

Sie nickte der Kellnerin zu worauf diese uns das feine Tröpfchen einschenkte.

Das Essen kam auf den Tisch und die Kellnerin zog sich diskret zurück. Nur um kurz darauf wieder an den Tisch zu kommen um erneut Wein in unsere noch vollen Gläser nachzuschenken.

?!?

Das Essen schmeckte hervorragend, die Atmosphäre war romantisch. Fehlte nur noch das Kerzchen...

Unsere Gläser waren fast leer.

Die Kellnerin? Nicht zu sehen.

Also, selbst ist der Mann, habe ich nachgeschenkt. Und zwar so oft, bis die Flasche bis auf den üblichen, am Flaschenboden befindlichen Weinstein leer war.

Weinstein ist ein gutes Zeichen, verbleibt aber bitteschön in der Flasche.

Übereifrig erschien die Kellnerin plötzlich wieder wie aus dem Nichts und ehe ich‘s versah - leert sie den letzten Rest inklusive Weinstein in eins unserer Gläser.

Und kam sich dabei besonders hilfreich und professionell vor.

?!?

Conny und ich schauten uns sprachlos an, schluckten einmal kräftig, sagten aber nichts. Kann ja mal passieren...

Nachdem unsere Teller leer geputzt waren, wir waren beide angenehm satt, genossen wir beim Rest des Weins noch die Aussicht auf das geschäftige Treiben unter uns auf dem - ach komm, nennen wir es einfach Zócalo.

Als ich mal wieder nach innen schaute, sah ich die Kellnerin gelangweilt auf einen gekühlten, mit Desserts bestückten Servierwagen gelehnt dastehen.

Nicht sehr professionell!

Getoppt wurde dies dann durch eine fragende Kopfbewegung mit Andeutung auf die Desserts.

„Hey willsch Nachdisch?‘ wäre freundlicher gewesen.

„La cuenta, por favor“ „Die Rechnung, bitte“ war meine ziemlich genervte, dennoch nicht unfreundliche Reaktion.

Das gibt kein Trinkgeld, darüber waren Conny und ich uns einig.

Wow, hat die Dame, als ihr dies bewusst wurde, ein Temperament entwickelt!

So gehe das nicht, wir müssten Trinkgeld geben, meinte sie, immer lauter werdend.

Nein, müssen wir nicht! Nicht für derart miserablen Service.

Der Chef sollte das klären.

Long story short: Wir blieben hart und wissen nicht ob die ach so freundliche Dame nach uns noch jemanden bedienen durfte…

Die haben auch Temperament


Am nächsten Tag besuchten wir noch eine der vielen Markthallen.

Mit etwa 2500 Ständen ist der ‚Mercado San Juan de Dios‘ vermutlich einer der umfangreichsten.

Findet Conny!


Hier findet sich eine schier unvorstellbare Fülle an Obst, Gemüse, Kräutern, Handwerkskunst, Haushaltsartikeln und, was nie fehlen darf, eine Abteilung mit Imbissständen und Garküchen. Ein wilder Mix aus Geräuschen, Gerüchen und optischen Eindrücken macht einen Besuch in diesem Markt zu einem ganz besonderen Erlebnis.

Ein Paradies für Conny


Noch einmal ins Hotel, vom Balkon aus Leute gucken und die weitere Reise planen.

Am nächsten Tag sollte es mit dem Bus wieder zurück nach Colima gehen wo unsere Moppeds und unser Gepäck auf uns warteten.

Auch die Rückfahrt verlief wieder angenehm mit Sandwich und Bordentertainment und pünktlich erreichten wir unser Ziel.

Die Dame an der Rezeption in „unserem“Hotel in Colima begrüsste uns freudig und gab uns die Schlüssel für dasselbe Zimmer, das wir vorher schon hatten und in dem wir noch eine weitere Nacht verbringen wollten bevor es wieder ans Meer und weiter mit der Suche gehen sollte.

Die nächste Etappe führt uns, mit einem kurzen Übernachtungsstopp, entlang der Pazifikküste ins etwa 400 km entfernte Zihuatanejo.

Ich hoffe Ihr freut Euch schon und seid dann wieder dabei!

In diesem Sinne bis bald,

Conny & Pepe


Weitere Beiträge in diesem Zeitraum:

Gut oder geht so?!?

Wir freuen uns auf Deinen Kommentar!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}