25. Vom Regen in die… alte Stadt. Campeche.

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Leaving Cárdenas


Nach drei regenreichen Tagen und Nächten, die Klamotten mittlerweile trocken geföhnt, gewährte uns Petrus die Chance, Cárdenas trockenen Fusses zu verlassen.

Weg vom Karaoke Pressluftschuppen.

In Richtung Meer.

Yucatan wir kommen!

Hier würde es bestimmt trocken sein.

Kurz nach der Grenze zwischen Tabasco und Yucatan kamen wir nach gut vier Stunden Fahrt in Ciudad del Carmen, an der Laguna de Términos an.

Und somit auch am Meer.

Ciudad del Carmen liegt auf der Isla del Carmen, die in etwa zu zwei Drittel über die Öffnung der Lagune reicht und durch eine vier Kilometer lange Brücke, die nur knapp über der Wasseroberfläche gebaut ist, mit dem Festland verbunden ist.

Hoffentlich zieht während der Fahrt da drüber kein Sturm auf...


Vier Kilometer quasi über‘s Meer fahren, was für ein Gefühl!

Besonders für Conny, die so ein wenig „Brückenangst“ hatte.

Doch sie hatte es gemeistert.

Wie Ihr ja wisst, lagen Inseln per se nicht in unserem Focus, dennoch checkten wir hier in einem Hotel ein, da das eigentliche nächste Ziel, Campeche, doch noch ein gutes Stück von hier entfernt lag und wir keine große Lust auf eine Mammuttour hatten.

'Rein, rauf, runter, raus' war die Devise. Am kommenden Morgen ging‘s bereits weiter.

Entgegen unserer Erwartungen war uns Petrus zwar nicht ganz und gar ungnädig, aber es war doch schon sehr bewölkt und gelegentlich kam auch der eine oder andere Regenguss runter.


Wir waren jedoch gerüstet.


Auch ich!


Zwar in Müllmann-Optik, aber trocken.

Die Isla del Carmen ist knappe 40 Km lang. Zwischen der anderen Festlandseite der Lagune und der Isla del Carmen liegt eine weitere Insel, eigentlich eine Halbinsel, die Isla Aguada. Die beiden Inseln liegen etwa drei Kilometer voneinander entfernt.

Dreimal dürft Ihr raten wie man von der einen auf die andere kommt: Natürlich! Über eine Brücke.

Das Klima war seltsam, so, als würde bald ein Sturm aufziehen. Irgendwie surreal.

Würden wir in einen Sturm geraten?


Die Strasse war überwiegend kerzengerade und gut ausgebaut.

Schnell hatten wir also die Lagune hinter uns.

Je näher wir Campeche kamen, das gute 200 Km entfernt lag, desto regnerischer wurde es.

So ganz entgegen unserer Erwartung. Immerhin kein Sturm...

Nach gut vier Stunden Fahrt erreichten wir die 220.000 Einwohner zählende Hauptstadt des Bundesstaates Campeche.

Nass.

Mal wieder.

Doch diesmal wenigstens nicht bis auf die Knochen, dank Regenkleidung.

Die Hotelsuche gestaltete sich hier etwas schwieriger, wollte uns doch keines so richtig zusagen.

So zogen wir an diesem Tag unsere Wasserspuren durch etliche Rezeptionen.

Der Aufwand hatte sich jedoch gelohnt.

Für vernünftiges Geld bekamen wir ein richtig schönes Zimmer.

Conny mit ihrer "Bibel", dem Lonely Planet...


Das Hotel Maya befindet sich in einer Gegend, in der die Strassen fast schon schachbrettartig angelegt sind.

Campeche ist ein interessanter, charmanter Ort.

Bunte Fassaden säumen die engen Kopfsteinpflasterstrassen. Die Randsteine sind etwa 25 cm hoch, was darauf schließen lässt, dass das Wasser hier doch mal recht hoch sein kann.


Alles ist etwas eng, dennoch nicht beengend.

Allerdings mal wieder kein Garagen- oder Innenhofparkplatz für die Ente und die Dolores. Wir konnten nur hoffen, dass sie trotz der Enge niemand anrempeln würde.

Nach dem üblichen „Ankunftsritual“, Gepäck rein tragen, Motorradkleidung ausziehen und duschen, machten wir uns erst mal auf, die nähere Umgebung auszukundschaften.

Es war schon relativ spät, also weniger Sightseeing, eher nach etwas zum Essen Ausschau halten.

Danach noch in eine Bar für ein Bierchen (oder waren‘s mal wieder Margaritas?!?) und dann ab in die Heia.

Campeche ist eine Stadt mit Geschichte.

Wo ursprünglich Mayas lebten wurde die Stadt um 1540 von Spaniern gegründet.

Genug Geschichte, worauf wollte ich denn eigentlich hinaus? Ah ja! Auf die alten Gebäude, wie Kirchen, Museen und - die Stadtmauer.

Ein beeindruckendes Bollwerk. Mitten in der heutigen Stadt.

Ein Teil der historischen Stadtmauer


Da mussten wir natürlich hoch.


Auf der einen Seite der Mauer das „Barrio“ (Stadtteil), in dem wir wohnten, auf der anderen Seite die Hauptstraße mit dem hektischen Verkehr und - oooh, was sahen meine Augen denn da?!?

Etwa 100 Meter Luftlinie von unserem Standpunkt aus prangte ein großes Schild an der Fassade eines Gebäudes: SUZUKI


Wie geil war das denn?

Mal wieder nach der Dolores gucken lassen. Und neue Reifen waren auch schon wieder fällig.

Doch für heute war Sightseeing angesagt. Schließlich wollten wir ja die Stadt kennen lernen.

Keine Ahnung wie viele Kilometer wir an diesem Tag zu Fuß zurückgelegt hatten, aber wir bekamen einiges von Campeche zu sehen.


Nach der Besichtigung der Stadtmaueranlage zog es uns erst mal an den Malecón.

Eine niedrige Mauer trennt den 3,5 Km langen, mit Palmen gesäumten Fußweg vom Meer.


Einfach nur mal hinsitzen und die Aussicht genießen.


Danach wieder rein ins Gewimmel der Stadt.


Riesige Wandgemälde, aber auch das eine oder andere Graffiti zieren die Gebäude und Mauern an denen wir vorbei kamen.

Besonders fasziniert hat uns die übergroße Darstellung einer älteren Dame mit einer Taube auf der Hand.

Einfach nur wow!


Doña Socorro Luna, die Dame auf dem Bild war wohl eine wichtige Person der Stadt, wie etwas Recherche ergab.

Aber auch kleinere Kunstwerke konnten uns begeistern.

Graffiti der etwas anderen Art


Ein Besuch in einem Museum und der einen oder anderen Kirche durfte nicht fehlen.


Und der bei der Suzuki Werkstatt ebenso wenig.

Diese suchten wir am nächsten Tag auf.

Das Schild, das wir von der Stadtmauer aus gesehen hatten, versprach viel.

Leider zu viel!

Nachdem wir uns mit unseren Moppeds durch den Verkehr hindurch zu besagter Werkstatt durchgekämpft hatten waren wir etwas ernüchtert. Eine kleine Klitsche in einer Seitenstraße. Ein altes Holzbrett diente als Auffahrrampe in die winzige Werkstatt, die vermutlich kleiner war als das Werbeschild.

Nun gut, dachten wir uns, muss ja nichts heißen. Jedenfalls wurden wir sehr freundlich empfangen und wir hatten das Gefühl, die Jungs wären echt bemüht.

Eigentlich wollten wir neue Hinterreifen. Unsere Motorräder waren dann aber doch etwas zu exotisch und nach einigem hin- und her telefonieren sagte der Chef, er könne keine Reifen dieser Größe bekommen. Anderweitig benötigte Ersatzteile könne er bestellen, die wären dann in etwa 15 Tagen hier.

Ach, soo wichtig waren die auch nicht.

Wir wollten schon gehen, als einer der Jungs auf das Hinterrad von Conny‘s Ente deutete.

Mit besorgtem Blick.

Was für ein seltsamer Zufall! Gerade jetzt wo wir eigentlich neue Reifen kaufen wollten hatte sich Conny wohl einen Nagel im Hinterreifen eingefangen.

„Könnt Ihr das wenigstens sofort reparieren?“ fragten wir.

Zustimmendes Nicken.

Ente rein, aufgebockt, Rad ausgebaut, Reifen runter, Nagel raus.

Soweit, so gut.

„Wir können das Loch nicht einfach stopfen, es ist zu groß“ sagte der Chef.

Na was gibt es da für eine Lösung? Richtig, ein Schlauch muss rein.

Und der war verfügbar. Gebraucht zwar, aber ein Test zeigte dass er dicht war.

Eingebaut, gut. Ente gut, alles gut.

Etwas enttäuscht ob der Tatsache, dass die Reifen hier nicht erhältlich waren, machten wir uns wieder auf den Weg zurück ins Hotel. Der Chefmechaniker gab uns noch den Tipp mit auf den Weg, dass unsere Chancen in Mérida besser wären.

Am Abend zogen wir wie gewohnt noch mal los und schlenderten wieder durch die Strassen der Stadt.

Es war Mitte Februar. Karnevalszeit.

Schon am ersten Tag sahen wir ein überdimensionales Plakat, das den „Campeche Carnaval" ankündigte.


Auf dem Rückweg vom Abendessen, es war bereits dunkel, kamen wir an einer Freiluftbühne vorbei.

TV war vor Ort.


Wir hielten inne um dem Spektakel ein wenig zuzuschauen. Etwa dreißig bunt und schillernd gekleidete Tänzerinnen und Tänzer führten ihr Programm auf.


Die Stimmung war genial. Das Klima, die Dunkelheit, die Musik, die Darsteller/innen und das Publikum - ein besonderes Erlebnis und ein guter Abschluss für diesen Tag.

Dachten wir.

Auf dem Weg zurück zum Hotel kamen wir an einer Bar vorbei.

Nein, wir kamen einfach nicht daran vorbei!

„Komm, lass uns noch auf ein Bierchen hineingehen…“.


Sehr beeindruckt hat uns in Campeche der koloniale Baustil. Viele Gebäude haben wunderschön angelegte Innenhöfe.


In einem dieser von Säulengängen umsäumten, Innenhöfe entdeckten wir ein gemütliches Café.

Hier lässt es sich aushalten


Frühstück. Und dabei diskutieren, wie‘s denn weitergeht.

So grimmig wie ich schaue war ich eigentlich nicht. Schließlich hatte ich schon meinen Kaffee...


Eigentlich wären wir gerne noch etwas länger geblieben, hätten gerne von hier aus ein paar Mayastätten besucht, aber wir hofften in Mérida neue Reifen zu bekommen.

Also beschlossen wir dort hin zu fahren, die Mayaruinen würden uns nicht weglaufen.

Bevor wir Euch mit zu den Ruinen nehmen gibt es noch einige spannende und teils belustigende Stories zu erzählen.

Wenn Ihr also so Geschichten wie „die geköpfte Ente“ oder das „Michelin Männchen“ mit uns erleben wollt: Schaut bald wieder rein! (Es lohnt sich…)



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