28. Steinreich

0  comments

Mit zweierlei Mass gemessen?!?

Der Shrimp, der mir ein paar doch recht besch***ene Tage bereitet hatte, war Vergangenheit.

Celestún hatte dennoch einen bleibenden Eindruck bei uns hinterlassen mit all den netten Menschen, denen wir begegnet waren.

Wir verabschiedeten uns fast schon schweren Herzens von Peter, Jörn und ganz besonders von Angel, dem Künstler. Wir hatten jede Menge Fotos von seinen Kunstwerken geschossen und versprachen ihm, eine extra Rubrik auf unserer damaligen Webseite für ihn einzurichten. Was wir dann natürlich auch taten.

Wandbemalung von Angel Cantú im Casa Peón


Hoffentlich wurden viele Leute dadurch auf Angel aufmerksam.

Die Moppeds waren gepackt und es konnte weitergehen.

Unsere Mission, einen neuen Platz zum Leben zu finden für eine gewisse Zeit außer Acht lassend machten wir uns auf den Weg zu den berühmten Mayaruinen.

Conny hatte auch schon in ihrer „Reisebibel“, dem Lonely Planet, eine strategisch (und auch finanziell) günstige Übernachtungsmöglichkeit ausgemacht.

Die „Sacbe Bungalows“ liegen etwas außerhalb des kleinen Ortes Santa Elena, etwa 150 km von Celestún entfernt.

Auf dem Weg hierher, für den wir gut zwei Stunden benötigten, kamen wir bereits an einer der Mayastätten vorbei: „Uxmal“ (sprich: Uschmal).

Doch erstmal in einem der Sacbe Bungalows einchecken.

In einem großen, dschungelähnlichen Garten verteilt standen diese Bungalows.

Wir bekamen den mit der Nr.8 und dem Namen „Oxkintok“, benannt nach einer bedeutenden Maya Ruinenstätte.


Die Besitzer waren Kanadier und luden uns sogleich in deren privates Haus ein.

Wieder mal ein sehr netter Empfang.

Es war Ende Februar (ich glaube sogar der 28., also so richtig „Ende“), es war heiß und trocken.

Meterhohe Kakteen wuchsen auf dem Gelände, zwischen allen möglichen Arten von Bäumen.


Ein Swimmingpool lud zu einer Abkühlung ein, mehr würden wir heute sowieso nicht mehr unternehmen.

Außer abends noch Essen zu gehen.

Gleich am Ortseingang von Santa Elena, in „walking distance“ sozusagen, fanden wir das Restaurant „The Pickled Onion“ sehr ansprechend.

Super schön angelegt, gute Küche, und ein dazugehörendes B&B (welches wir uns nicht leisten wollten) strahlte dieser Ort eine sehr angenehme Atmosphäre aus.

Eins der Bilder, die zur besonderen Stimmung im Restaurant beitrugen


 Kurz bevor unser Essen serviert wurde musste Conny noch zur Toilette.


Sie lachte als sie zurückkam.


Was los sei, wollte ich wissen.

An den Toilettentüren, so erzählte sie mir, waren nicht die üblichen Zeichen für weiblich oder männlich angebracht, sondern eine Sonne und ein Mond.

Na, wo würdet Ihr als Frau denn da reingehen?

Na klar, dort wo DIE SONNE abgebildet ist, oder!?

Doch kaum hatte sie die Tür einen Spalt geöffnet, sah sie ein Urinal hängen und ihr wurde schnell klar, dass sie sich geirrt hatte: Im deutschen Sprachgebrauch ist die Sonne weiblich, der Mond männlich. Anders verhält es sich hingegen im Spanischen: EL SOL, LA LUNA.

Der nächste Tag stand ganz und gar im Zeichen der Steine. Der Maya-Steine.

Wir verzichteten ausnahmsweise auf Sicherheitskleidung und fuhren die 15 km von Santa Elena bis nach Uxmal in Jeans und T-Shirt.

Immer wieder zogen Wolken auf.

Ich hatte ja sowas von keinen Bock nass zu werden.

Der Schatten, den die Wolken spendeten, war willkommen bei der Hitze, aber ich hob ein paar Mal die Faust gen Himmel und ermahnte Chaac er solle sich gefälligst zusammenreißen.

Mit Erfolg.

Bei strahlendem Sonnenschein kamen wir auf dem Parkplatz vor dem Eingangsbereich von Uxmal an.

Angelegt war dieser offensichtlich für ganz großen Andrang.

Aber auch hier wieder sehr ansehnlich und tip top gepflegt.

Die Motorräder bekamen einen schattigen Platz unter einem Baum und wir machten uns auf zum Eingang, vorbei an ein paar Souvenirständchen.


Der Eintrittspreis schockierte mich zunächst.

Nicht etwa weil dieser zu hoch gewesen wäre, ich glaube das waren so um die 10 Euro pro Person, sondern weil hier ganz klar mit zweierlei Mass gemessen wurde: Einheimische bezahlen nur einen Bruchteil dessen, was Ausländern abverlangt wird.

Wie gesagt, zuerst fand ich mich irgendwie übervorteilt. Doch wenn man sich vor Augen hält, dass zum einen die meisten Mexikaner kein so hohes Einkommen haben wie (auch hier nur ‚die meisten‘) Ausländer und zum anderen diese Stätte deren Kulturerbe ist, finde ich diese Preispolitik sehr vernünftig.

Angeboten wurde uns dann noch ein Ticket für eine nächtliche Lightshow, doch diese wollten wir uns nicht anschauen.

Was uns nun erwartete waren: Steine!

Erstmal stehen bleiben und staunen


Ich hatte schon viele Bilder oder Sendungen im Internet und TV von irgendwelchen Pyramiden der Maya gesehen, aber hier direkt davor zu stehen war einfach überwältigend.

Die schiere Größe der einzelnen Bauten war einfach unglaublich.


Man fragt sich unweigerlich, was für ein Aufwand das damals gewesen sein musste und welch enormes Wissen vonnöten war um diese Bauwerke zu schaffen.

Leguane scheinen sich hier sehr wohl zu fühlen.


Wir entschieden uns ohne Führung einfach so die Anlage zu besichtigen.

Das musste an Information genügen


So erfuhren wir zwar nicht viel über die Geschichte der Erbauer, konnten dafür aber ganz gemütlich all die kunstvoll gestalteten Schlangen, Jaguare und Mayafiguren betrachten.


Cacahuatl, Xocolatl und Kakawa

Conny ist Schokoladenjunkie.

Bekennenderweise.

Wo kommt Schoki her? Richtig, von hier.

Vor etwa 3500 Jahren lebten hier Olmeken, die wohl als erste den Kakaobaum nutzten.

Gut 2000 Jahre später waren es dann die Maya, die den Kakao als Lebensmittel anbauten.

Hier. Wo wir uns gerade befanden.

Was liegt da näher als mehr über die Geschichte und die Herstellung dieser Leckerei namens Schokolade zu erfahren?

Etwa 25 km südlich von Santa Elena gelegen ist eine weitere Maya Ruinenstätte die wir am nächsten Tag besuchen wollten.

Auf dem Weg dorthin fanden wir eine Art Kakaomuseum.

Allerdings ist dies kein Museum im herkömmlichen Sinne. Ich würde es als eine Mischung aus Plantage, Schule und Erlebnispark bezeichnen.

Junge Kakaopflanzen


Durch ein weitläufiges Gelände, auf dem unter anderem unzählige Kakaopflanzen wachsen, führt eine Art Lehrpfad mit verschiedenen Stationen.


Diese bestehen aus einfach gebauten Hütten und bieten nebst Informationen über die Geschichte und Verarbeitung des Kakaos gleichzeitig das, was man in einem Museum erwarten würde: historische Werkzeuge, die zur Verarbeitung des Kakaos verwendet wurden, Aufbewahrungs- und Transportbehälter, Steine auf denen die Bohnen zu einem Pulver zerrieben wurden und vieles mehr.

Ein Gefäß für Schokolade als Grabbeigabe

Abbildung eines Maya neben einem Kakaobum


In einer dieser Stationen wurden wir von einer jungen Dame in die Herstellung des ursprünglichen Getränks "Kakaw" eingewiesen.

Vom Mahlen der Bohnen bis hin zum fertigen Getränk durften wir alle Handgriffe auch selbst tätigen und das Endprodukt dann auch verkosten.

Was die Mayas damals so tranken schmeckte doch wesentlich anders als das, was wir heutzutage auf dem Frühstückstisch stehen haben.

Die winzigen Blüten, aus denen später die Kakaofrüchte entstehen, wachsen direkt am Stamm

Blüten und Früchte gleichzeitig an einem Baum



Weiter ging‘s zu den nächsten Ruinen, und zwar nach Labná.

Auch hier schauten wir uns die historische Stätte nur an, ohne den Anspruch, deren Geschichte ganz genau kennen zu lernen.

Labná war nicht so gut besucht wie Uxmal, wir waren fast die einzigen in der Anlage.

Das ließ die ganze Atmosphäre noch ein wenig authentischer wirken.


Egal wie gross Du auch sein magst...

Nach einer weiteren Übernachtung in unserem Bungalow in Santa Elena machten wir uns auf den Weg nach Valladolid.

Nein, wir sind nicht den ganzen Weg nach Spanien gefahren!

Valladolid ist eine kleine Stadt auf der Halbinsel Yucatan, die von den spanischen Erbauern nach der damaligen spanischen Hauptstadt benannt wurde.


Vier Stunden nachdem wir in Santa Elena die Koffer gepackt hatten konnten wir diese im nächsten Hotel bereits wieder in den zweiten Stock hochschleppen.

Ein riesiger Pool füllte fast den kompletten Innenhof aus.

Der Blick aus unserem Zimmer


Ein erster Erkundungsgang durch die Stadt erinnerte mich ein wenig an Campeche.

Die meisten Häuser hier sind entweder gelb oder rot gestrichen.


Rot war auch unser Hotel, also ist für mich Valladolid: Rot.

Zwei Dinge standen hier auf unserem Programm.

Beginnen möchte ich mit - Steinen.

Diesmal aber mit so richtig vielen und besonders großen, in einer der Mayastätten, von der wahrscheinlich jeder schon mal gehört hat: Chichén Itzá.

Während der Fahrt dorthin führte ich mit Chaac wieder erfolgreich Zwiegespräche.

Wir hatten allerfeinsten Sonnenschein als wir an den Ruinen ankamen.

Am Eingangsbereich war nicht all zuviel los, nur ein paar Leute bildeten eine kurze Schlange vor der Kasse.

Auch hier mussten Einheimische einen weitaus geringeren Betrag bezahlen als Ausländer.

Mittlerweile fand ich das toll.

Ein Mitarbeiter der Anlage sprach mich auf mein Messer an, das ich am Gürtel trug.

Nicht besonders groß, aber edel...


Dieses besondere Stück, ein japanisches Messer mit 31-fach gefalteter Damast-Klinge und sowohl Griff als auch Scheide aus Eichenholz und Kirschbaumrinde, war ein Abschiedsgeschenk von unseren Freunden an mich.

Ich hatte ja schon das eine oder andere Mal Bedenken, ob ich wegen dieses Messers eventuell Probleme bekommen könnte.

Doch nicht hier: Der Herr war offensichtlich ein Kenner und fragte mich ob er es denn mal sehen dürfe.

Er war schlichtweg begeistert.

Made my day.

Die Ruinenstätte übertraf dann auch alle Erwartungen.

Auch hier die riesigen Pyramiden, reich verzierte Gebäude, ein Platz auf dem hunderte zylindrische Säulen in exakt geometrischer Anordnung stehen, die früher einmal ein Dach getragen haben sollen.

 

Egal wie groß Du auch sein magst, hier fühlst Du Dich wie ein Winzling zwischen den immensen Bauten!

A bissl klein isser ja schon...


Auch diesmal verzichteten wir auf eine bezahlte Führung. Für zwei Personen wäre der Preis einfach zu hoch und einer Gruppe anschließen wollten wir uns dann auch nicht. Es gab genügend dieser Gruppen und da hatten wir die eine oder andere Information mitbekommen (ja, hier haben wir ein wenig 'geschnorrt'...)

Eine der vielen geführten Touren durch Chichén Itzá  


Lustig empfanden wir den Unterschied zwischen den verschiedenen Sprachen: Die spanisch-sprachige Führung war die temperamentvollste, während die deutsche in etwa so klang wie „Hier sehen Sie das und hier zu Ihrer Linken befindet sich das…“.

Richtig spannend wurde es dann auf dem historischen Ballspielplatz.


Dieser ist etwa 150-200 m lang und schätzungsweise 50 m breit.

An beiden Seiten befindet sich über die gesamte Länge ein in einem steilen Winkel gebauter Absatz, der dann in eine senkrechte, ca. 4-5 m hohe Mauer übergeht.

In der Mitte dieser Mauer , knapp unterhalb der Oberkante, ist ein aus Stein gemeißelter, reich verzierter Ring mit einem Innendurchmesser von vielleicht 40 cm angebracht.

Das "Runde" muss ins - nein,  nicht ins "Eckige". Die Verzierungen an der Schraege  beschreiben die Spielregeln...


Wir standen zufällig neben einer englisch geführten Gruppe und deren Führer erklärte gerade die Spielregeln: Ein aus Naturkautschuk hergestellter Ball, der wohl mehrere Kilogramm wog, musste durch diesen Ring befördert werden. Dieser Ball durfte während des Spiels den Boden nicht berühren. Am Ende des Spiels wurde angeblich der Führer der Verlierermannschaft geköpft.

Der geköpfte Kapitän der unterlegenen Mannschaft kniet, aus seinem Hals spritzt das Blut.

Für ihn war das eine besondere Ehre, ging doch mit seinem Blut seine Stärke ins Erdreich über.

Das zumindest war die Version des Tourguides. Wir haben mittlerweile die eine oder andere von dieser Abweichende gehört, aber das kommt dann später noch. Viel später.

Hier auf dem Gelände von Chichén Itzá bekamen wir noch eine Besonderheit zu sehen: Unseren ersten Cenote.

Auf der Halbinsel Yucatan gibt es (zumindest in der Trockenzeit) so gut wie keine oberirdischen Flüsse.

Das Regenwasser sickert durch das Kalkgestein und bildet eines der grössten unterirdischen Wassersysteme weltweit.

An manchen Stellen ist die Decke dieses Höhlensystems eingebrochen.

So entstanden tausende dieser meist kreisrunden Wasserlöcher mit verschiedensten Durchmessern und Tiefen.

Gut zu erkennen ist hier die Bodenbeschaffenheit: Durchlässiger Kalkstein


Der Cenote, vor dem wir hier standen, der „Cenote Sagrado“ hat einen Durchmesser von etwa 60m und der Wasserspiegel befindet sich ungefähr 20m unter der Erdoberfläche.

Die Wassertiefe, so haben wir erfahren, beträgt zwischen 10 und 15m.

In den Kalksteinwänden leben viele Tiere, hauptsächlich Leguane, in kleinen Höhlen.


Das Wasser war algig grün, ganz anders als wir das aus irgendwelchen TV-Reportagen kannten.

Jedenfalls ein ganz besonderes Erlebnis hier zu stehen und einen dieser für die Mayas damals heiligen Orte live zu sehen.

Ein nicht so ansehnliches Bild boten uns dann aber noch die Händler mit ihren Ständchen.

Nicht bezogen auf das was sie zum Verkauf anboten, sondern auf ihr Umweltbewusstsein.

Anstelle ihren Müll zu sammeln und ordnungsgemäß zu entsorgen wurde halt alles einfach irgendwo in den Wald geworfen.

Mangelnde Bildung war für uns in dem Moment keine Entschuldigung, zumal wir uns hier an einer heiligen Stätte ihrer eigenen Kultur befanden.

Die gesamte Anlage von Chichén Itzá ist riesig, wir verbrachten einige Stunden damit, so viel wie möglich davon zu sehen.

Und zu hören.

Hören?!?

Ja, hören.

Eine bestimmte Stelle ist bekannt für ihr 7-faches Echo, das natürlich jeder ausprobieren musste.

Und tatsächlich konnten auch wir uns davon überzeugen.


Etwas erschöpft fuhren wir die knapp 50 km wieder zurück nach Valladolid.

Und erfrischten uns erstmal im Hotelpool.

Per Flachköpper in Chaac's Reich eintauchen

So, vorhin erwähnte ich, dass für uns hier hauptsächlich zwei Dinge auf dem Programm standen.

Das erste, die Steine, hatten wir abgehakt.

Das zweite stand für den kommenden Tag auf dem Programm: Cenote.

Hatten wir doch schon, wird der Eine oder Andere jetzt vermutlich denken.

Ja, so einen ersten Kontakt hatten wir bereits.

Doch wir wussten, dass es möglich ist in manchen dieser Cenoten auch schwimmen zu gehen.

Also machten wir uns am nächsten Tag auf zum Cenote Ik Kil.

Etwa auf halbem Weg zwischen Valladolid und Chichén Itzá befindet sich dieser in einem archäologischen Park.

Ein Weg führt zu einer Gruppe von mit Palmblättern bedeckten Gebäuden.

Alles ist saftig grün, fast wie im Dschungel.

Fast unerwartet standen wir, inmitten dieser wuchernden Pflanzenwelt, plötzlich vor einem Erdloch mit einem Durchmesser von etwa 15-20m.


Dicht am Abgrund vorbei führt der Pfad, der, durch ein Geländer geschützt einen ersten Blick in die Tiefe gestattete.

Wow!

Senkrecht fällt die fast kreisrunde Wand schätzungsweise 20m tief hinab bis zur Wasseroberfläche.

Über den Rand bis hinunter ins Wasser hängen Lianen, an einer Seite plätschert Wasser an diesen in die Tiefe.


Dieser Cenote ist für die Öffentlichkeit zum Schwimmen geöffnet.

Einige Leute waren schon im Wasser, manche sassen einfach auf einem etwa 4-5m hohen Absatz, wieder andere sprangen von dort aus in die Tiefe.


Das tiefblaue, glasklare Wasser ist, so haben wir uns versichern lassen, mindestens 40m tief, also:

‚Flachköpper macht Laune‘.

Doch wie erstmal dort hinunter kommen?

Geschickt eingefädelt: Der Weg führt durch ein Gebäude, das sowohl ein Restaurant als auch einen Souvenirshop beherbergt, hindurch in eine Höhle.

Diese endet direkt unten im Cenote, so dass man nur noch hineinspringen muss.

Exotisches Badevergnügen


Das Wasser war, trotz der Hitze die draußen herrschte, erstaunlich kühl.

Auch ich ließ es mir nicht nehmen das eine oder andere Mal per Kopfsprung von dem oben erwähnten Absatz aus ins kühle Nass einzutauchen.

Flachköpper macht Laune


Von hier unten nach oben durch die Öffnung mit den vielen Pflanzen zu schauen ist unbeschreiblich.


Das Ganze hier war ein total faszinierendes Erlebnis.

Kein Wunder, dass diese Cenoten für die Mayas früher als heilige Orte, quasi als Zugang zur Unterwelt und als „heilige Quelle“ (so die gängige Übersetzung des Wortes ‚Cenote‘) galten.

Außerdem soll, nach dem Glauben der Maya, hier ein alter Kumpel von mir wohnen: Chaac.

Für die Maya war (oder ist für deren Nachfahren noch immer) Chaac nicht nur der Regengott, sondern auch der Gott des Donners.

Und der Landwirtschaft.

Und der Fruchtbarkeit.

Für mich war er in erster Linie als Regengott wichtig (grins).

Insgesamt vier Nächte blieben wir in Valladolid, was schon vermuten lässt, dass es uns hier ganz gut gefallen hatte.

Doch wir mussten auch an unser zeitlich limitiertes Visum für Mexiko denken: 180 Tage.

Leute, das hört sich nach mächtig viel Zeit an, aber diese vergeht nun mal wie im Flug.

Wenn die Wolken mal etwas schneller ziehen

Also nächste Station anpeilen: Tulum.

Jeder hat wahrscheinlich schon Bilder vom Traumstrand dort gesehen, so mancher diesen vermutlich schon besucht.

Wir durften mit unseren Motorrädern dort hinfahren.

An die Karibik.

Nur 100km entfernt von Valladolid gelegen, erreichten wir Tulum nach etwas mehr als einer Stunde Fahrzeit.

Allerbestes Wetter.

Die Stadt selbst liegt nicht direkt am Strand. Dort gibt es dafür die sogenannte ‚Zona Hotelera‘, also eine Hotelmeile.

Klar, dass wir dort übernachten würden.

Also fuhren wir die drei Kilometerchen bis dorthin um uns ein nettes Zimmer zu buchen.

Ein bezahlbares.

Um nach den Preisen zu fragen ist Conny immer rein gegangen während ich draußen wartete und auf die Moppeds aufpasste.

Weißer Sand am Straßenrand, mit Palmblättern gedeckte Dächer und bunte Farben - Karibik pur.


Nach dem x-ten unbezahlbaren Hotel wurde mir etwas langweilig und vor einem der nächsten Hotels legte ich mich auf meiner Dolores sitzend nach hinten auf meine Gepäckrolle und schaute in den strahlend blauen Himmel.

Ein paar Wölkchen schossen am Himmel förmlich vorüber.

Etwas zu schnell für mein Empfinden.

Kaum hatte ich bemerkt, dass sich die Wolken gar nicht so schnell bewegten sondern ich das war, war es auch schon passiert: Die Dolores hatte beschlossen sich hinzulegen.

Mitsamt mir.

Zum Glück stand eine Palme in der Nähe, so dass die gute Dolores nicht ganz umfiel und ich sie danach wieder easy aufstellen konnte. Mit dem ganzen Gepäck wäre dies doch recht schwierig gewesen, wäre sie ganz umgefallen.

Die Hotels hier an der Küste waren sich ihrer Werte bewusst: Unter 100 US$ war nichts zu bekommen.

Pro Nacht versteht sich.

Weit außerhalb unseres Budgets.

Also fragten wir in einem Hotel nach, das auch Zelte zum Übernachten anbot.

Ein Zwei-Personen-Zelt für 70 US$/Nacht (!) wurde uns offeriert.

„Können wir unser eigenes aufstellen?“ fragten wir.

„No“ war die simple Antwort.

Es gab aber auch das eine oder andere ‚billigere‘ Hotel, aber hier war ‚billig‘ Programm: Eine Cabaña, in die gerade so ein einfach zusammen geschustertes Bett passte, das Bad über den Hof hätten wir uns mit den anderen Hotelgästen teilen müssen.

Wir hatten bisher schon die eine oder andere Absteige ertragen, aber dann zum entsprechenden Preis.

Hier beschlossen wir weiter zu suchen.

In der Stadt.

Ein von Italienern geführtes Hotel bot schlussendlich eine sehr zufriedenstellende Lösung.

Die Ruinen von Tulum.

Eine Art Hafenstadt der Maya.

Auch diese wollten wir uns ansehen.

Im Lonely Planet hörte sich das sehr vielversprechend an.

Bedingt durch die Strandlage und die Nähe zur Stadt war hier mehr los als wir erwartet hätten.

In Bussen wurden Leute hierher gebracht und von Tourguides durch die Anlage geführt.

Ganz schön was los hier


Wir machten mal wieder unser eigenes Ding.


Auffällig viele, teils sehr große grüne und schwarze Leguane leben hier auf dem Gelände und lassen sich kaum von den Touristen aus der Ruhe bringen. Sie genießen einfach die Hitze.


Conny schützte sich mit einem Regenschirm vor der Sonne.


Absolut atemberaubend war dann letztendlich der Blick auf die frech türkisgrüne Karibik, deren Wellen sich unter uns am Strand brachen.


Da war dann die Geschichte der Ruinen schnell in den Hintergrund gerückt und wir machten uns auf - oder besser gesagt hinunter. An den Strand.

Raus aus der Wolle, rein in die Wellen!


Herrlich!

Und wie es sich für gute Touris gehört, versuchten wir eine am Strand herumliegende Kokosnuss zu öffnen.

Mit Erfolg!

Sie war perfekt reif.

So sassen wir am Strand der Karibik und aßen unsere erste selbst„erlegte“  Kokosnuss.


Bei einem Erkundungsgang durch die Stadt kamen wir am Stadtrand an einen Sportplatz.

Sportplätze hatten wir bisher auf der Reise noch nicht viele gesehen, zumindest nicht aus der Nähe (wir sind beide keine Sportfans).

Da war das hier schon ein kleiner Kulturschock.

Es gab mehrere Spielfelder, für fast jede Sportart, teils komplett betoniert, teils reine Sandflächen auf denen sich vergeblich etwas Gras zu halten versuchte, aber auch ein Fußballplatz mit Kunstrasen.

Da waren die Sportplätze der Mayas besser erhalten...


Alles schien (für uns) ein wenig vernachlässigt und, naja sagen wir mal gammelig zu sein.


Zuschauertribünen, recht grobschlächtig betoniert und schon mehrmals mehr schlecht als recht gestrichen, und Werbeanzeigen für isotonische Getränke oder auch Coca Cola waren offensichtlich von Hand auf die Wände gemalt.

Da hat sich jemand Mühe gegeben

Hier sieht's doch ganz gepflegt aus


Wie gesagt, für uns schien das damals komisch, heute, nachdem wir mittlerweile viele solcher Orte gesehen haben, sehen wir das anders. Andere Länder - da ist das einfach normal.

Ein kleiner Stopp in einem ‚Comedor‘, eine Art einfaches Restaurant. Wir hatten Durst.

Die Besitzerin fragte, was wir gerne hätten.

Wir bestellten etwas zu Trinken.

Ob wir denn auch etwas zu Essen wollten, sie hätte heute ‚Sopa de res‘.

Rindersuppe.

Conny ist ja nun so ganz und gar nicht der Suppentyp, schon gar nicht bei der Hitze, mich jedoch kann man damit ködern.

Für die paar Pesos wird‘s ja nicht viel sein, also bestellte ich mir eine Portion.

Sopa de res.

Ein Topf voll.

Kartoffeln, Möhren, eine Gemüseart die ich bis dato nicht kannte, ähnlich einer Kohlrabi und Fleisch.

Am Knochen.

Mit allem was sonst noch am Knochen dran ist.

Ein Löffel, keine Gabel, kein Messer.

Wozu hat man zwei Hände?

Die Suppe war so lecker, dass selbst Conny zugeben musste, dass sie mir den Löffel nur ungern wieder zurückgab.

Auch hier in Tulum brachen wir nach vier Übernachtungen unsere Zelte wieder ab.

Wir hatten genug gesehen.

Wieder einmal hatte es nicht „ZOOM“ gemacht.

Also auf die Moppeds und weiter suchen!

So verabschiedeten wir uns vom "Steinreich". Vorerst.

Na, seid Ihr schon gespannt wie‘s weiter geht? Dann schwingt Euch auch das nächste Mal wieder auf die Soziusbank und fahrt mit uns mit!

Bis dahin wünschen wir Euch aus der Ferne gaaanz viel Freude und Gesundheit und schicken sonnige Grüsse…



Weitere Beiträge in diesem Zeitraum:

26. Kopflos in Mérida

26. Kopflos in Mérida

28. Steinreich

28. Steinreich
Gut oder geht so?!?

Wir freuen uns auf Deinen Kommentar!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}