31. Run!!!

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Welcome to Belize


Ganz anders als beim mexikanischen Grenzposten ging es beim belizianischen zu: Total relaxed, lässiges Englisch sprechend, kontrollierte der Grenzer hier unsere Pässe, knallte die Stempel rein und meinte dann nur noch :

„Welcome to Belize!“

Gänsehautfeeling!

Nach so langer Zeit wieder in dem Land zu sein, in dem wir unseren ersten Übersee-Urlaub erleben durften, und das nun mit den eigenen Moppeds -  einfach der Knaller!

In Belize ist eine Versicherung für die Motorräder Pflicht. Ein paar Meter nach dem Grenzposten steht ein kleines Gebäude in dem man eine solche kaufen kann.

Auch hier alles total unkompliziert, erstanden wir eine KFZ-Versicherung für vier Wochen.

Das, dachten wir, sollte reichen.

Alle Dokumente ordentlich verstaut, sassen wir auf und machten uns auf den Weg nach Corozal.

Bei unserem ersten Besuch in Belize ließen wir diese Gegend zugunsten vier anderer aus, also wussten wir nicht, was uns hier erwarten würde.

Es war gerade mal Ende März, aber es war heiß.

Und trocken.

Corozal ist zwar nicht besonders groß, ich glaube so um die 10.000 Einwohner, aber wir zogen es vor, in einem Hotel etwas außerhalb der Stadt einzuchecken.

Das Sunshine View Hotel liegt etwa einen Kilometer außerhalb der Stadtgrenze direkt am Meer und bot Cabañas (eigentlich freistehende Häuschen in Massivbauweise) zu vernünftigen Preisen an.

Da wir nicht genau wussten, wie lange wir bleiben würden, buchten wir erstmal für nur zwei Nächte.

Um zu unserer Cabaña zu gelangen mussten wir an der Lobby im Hauptgebäude vorbei in den Hof des Hotels, eigentlich an den Strand um genau zu sein.

Unsere Moppeds durften mit.

Nur, fahren war hier nicht möglich, also schob ich zuerst Conny‘s Ente und danach meine Dolores über den Hof.

Die Ente steht schon mal sicher...


Der Weg war reiner, festgetretener Sand.

An den meisten Stellen zumindest.

Als ich meine Dolores (natürlich mit dem gesamten Gepäck, man möchte ja nicht zweimal gehen) so in Richtung Cabaña schob ist es passiert: Das Vorderrad fand eine Stelle, an der der Sand nicht fest war und das gefiel der Dolores so ganz und gar nicht und sie beschloss, sich an Ort und Stelle einfach flach zu legen.

Wie ein kleines Kind im Supermarkt, das an der Kasse den Lolly nicht bekommt.

Da lag sie nun, keine zehn Meter weg vom Ziel, und ich bekam sie einfach nicht alleine aufgestellt.

Benzin lief aus.

Conny eilte mir zur Hilfe und gemeinsam konnten wir die Gute dann doch davon überzeugen, dass ein schattiges Plätzchen unter Palmen schöner ist, als hier mitten auf dem Hof zu liegen.

Wir brauchten ein paar Stündchen um uns an den Gedanken zu gewöhnen nicht mehr in Mexiko zu sein und auch nicht mehr Spanisch sprechen zu müssen.

Leider etwas unscharf - das Foto natürlich...


Nachdem wir uns eingerichtet und geduscht hatten, war es Zeit, die Gegend zu erkunden.

Also machten wir uns zu Fuß auf den Weg in die Stadt.

Heiß und staubig habe ich diese Strecke in Erinnerung.

Auf nicht ganz halber Strecke hielt ein Auto neben uns.

Der Fahrer fragte uns ob wir eine Mitfahrgelegenheit möchten.

Gerne doch!

Er nahm uns also mit in die Stadt und während der Fahrt erzählten wir von unserem Vorhaben.

Daraufhin gab uns der nette Herr eine kleine Extratour durch die Stadt und zeigte uns gleich ein paar Restaurants, Bars und was man sonst noch wissen musste.

Unter anderem empfahl er uns einen kleinen unscheinbaren Laden, in dem das Frühstück sehr gut wäre.

Da würden wir am nächsten Morgen bestimmt mal reinschauen.

Am Ende der kurzen, aber sehr netten „Sightseeingtour“ verabschiedeten wir uns von ihm und gingen zu Fuß weiter.

Es war später Nachmittag als wir an einer Bar vorbeikamen, die uns empfohlen wurde.

Ein einfaches, offenes Holzgebäude mit einer Theke und anstelle von Stühlen gab es Schaukeln die von der Decke hingen.

Reggaemusik.

Belikin-Werbeschilder an den Wänden.

Wir machten es uns auf je einer dieser Schaukeln bequem und bestellten uns jeder ein Bier.

Belikin.

Nach so langer Zeit.

So viele schöne Erinnerungen.

„Straubolz!“

Nach zwei oder drei dieser Erfrischungen (sind nur 0,3l Flaschen) machten wir uns wieder auf den Heimweg.

Neben unserem, im benachbarten Hotel, war ein Restaurant. Dort beschlossen wir zu Abend zu essen.

Direkt am Wasser sitzend genossen wir die Aussicht auf‘s Meer und das gute Essen.

Unser Hotel hatte keinen richtigen Strand, der Hof war durch eine niedrige Mauer vom Meer getrennt, vermutlich weil dieser sonst regelmäßig geflutet werden würde.


Wir sassen unter Kokospalmen auf eben dieser Mauer und schauten raus auf‘s Meer.

Das Wasser war zwar typisch türkisgrün, aber auch trübe, fast schon milchig.

Lud nicht unbedingt zum Schwimmen ein.

Ich hatte die Angel dabei!

Ein betonierter Steg führt etwa 100 Meter auf‘s Meer hinaus. Am Ende des Stegs liegen große Felsen im Wasser, über die man noch ein paar Meter weiter hinaus kommt.

Ein feines Plätzchen um die Angel auszuwerfen!

Conny hat für‘s Angeln nicht viel übrig, also blieb sie unter den Palmen im Liegestuhl und genoss die abendliche Brise.

Es dämmerte bereits.

Ein paar Meter von mir entfernt sah ich aus dem Augenwinkel heraus etwas aus dem Wasser auftauchen.

Als ich genauer hinsah war es bereits wieder weg.

Was war das nur gewesen, dachte ich und konzentrierte mich auf die Stelle, wo das mysteriöse Etwas aufgetaucht war.

Da! Da war es wieder!

Es war schon zu dunkel um genau erkennen zu können was es denn war. Aber ich beobachtete es weiter und stellte fest, dass es so alle drei Minuten auftauchte, nur um kurz darauf wieder abzutauchen.

Eine Schildkröte etwa? Nein, Schildkröten tauchen nicht mit dem ganzen Körper auf sondern strecken nur den Kopf aus dem Wasser um zu atmen.

Das Ding, das hier in regelmäßigen Abständen auftauchte war hierfür viel zu groß!

Ein Manatee vielleicht? Hm, möglich, aber das wäre ein seltsames Verha…

„Conny, komm schnell! Ich glaube ich habe gerade ein …Krokodil… gesehen!“

Conny kam den Steg entlang, für mein Empfinden viel zu desinteressiert, schaute mich an als wollte sie sagen: ‚Kaum hast Du eine Angel in der Hand sprichst Du perfektes Anglerlatein!‘

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es hier Krokodile gibt“ sagte sie stattdessen, nachdem wir beide versucht hatten, das fremde Geschöpf trotz der Dunkelheit nochmal zu erhaschen.

Und tatsächlich bekamen wir es nochmal kurz zu sehen, aber es war bereits zu dunkel um eindeutig bestimmen zu können, was es denn nun wirklich gewesen sein könnte.

Ich packte mein Angelzeugs zusammen und wir gingen zurück.

Was war das bloß?

Diese Frage ließ mir keine Ruhe…

Am nächsten Morgen machten wir uns wieder auf den Weg in die Stadt.

Keine Mitfahrgelegenheit diesmal.

Es dauerte ein Weilchen bis wir den Laden wieder gefunden hatten, in dem das Frühstück so gut sein sollte.

Ein paar einheimische Jungs standen an der Verkaufstheke, offensichtlich wartend.

Auf einer Tafel an der Wand war die Speisekarte von Hand geschrieben.

Als wir uns diese näher anschauten sagte einer der Jungs: „Auf die Karte könnt Ihr Euch nicht verlassen. Ihr müsst fragen was es gibt.“

Die Köchin kam aus ihrer Küche und stellte den Jungs ihr Essen in Mitnahmebehältern auf den Tresen.

Ihrer Figur nach zu urteilen schien sie eine gute Köchin zu sein.

Wir fragten also, wie empfohlen, was es denn gäbe.

„Chicken“ war die knappe aber nicht unfreundliche Antwort.

Wir warteten zuerst was noch kommen würde.

Aber es kam nichts mehr.

Also gut, dachten wir - Huhn - es gibt also Huhn.

Was es denn für Beilagen gäbe fragten wir.

Mit einem etwas erstaunten Blick antwortete sie :„ Rice ‘n beans.“

Ach ja, was sonst!?!

Also fiel die Auswahl hier nicht schwer.

Wir bestellten.

Huhn

Mit Reis und Bohnen

Zum Frühstück

Ok, es war schon gegen 10 Uhr morgens.

Unsere Einschätzung bezüglich der Kochkünste der doch sehr rundlichen Dame hatte uns nicht getäuscht: Das Essen war einfach aber es schmeckte vorzüglich.

„Kaffee? Nein, wir haben nur Coke.“

Na gut, was soll‘s? Passt eh besser zum Hühnchen.

Satt gegessen machten wir uns auf den Weg um noch mehr von der Gegend zu sehen.

Am Stadtrand, ein Grünstreifen zwischen der Strasse und dem Strand.

Offenbar war hier heute was Besonderes los.

Alle paar Meter ein kleiner Stand, zumeist nur ein Tischchen, mit Töpfen, die mit Alufolie abgedeckt waren, Kühlboxen und jede Menge dieser für uns so ungewohnten ‚Foamcontainer‘, diese Mitnahmebehälter aus Styropor.

Bestimmt zehn oder fünfzehn dieser Stände waren hier aufgebaut, hinter jedem meistens ein paar Frauen, vermutlich Mütter und deren Töchter.

Allesamt schwarzer Hautfarbe.

Wir hatten zwar keinen Hunger mehr, aber wir waren neugierig.

Also fragten wir an dem einen oder anderen Stand nach, was es denn gäbe.

„Chicken, rice ‘n beans“ war so ziemlich jede Antwort.

Und jede der Damen präsentierte diese so, als wäre es was ganz besonderes, fast schon voller Stolz.

Ich möchte hier keinen falschen Eindruck vermitteln. Selbstverständlich gibt es in Corozal nicht ausschließlich Rice 'n Beans, im Gegenteil, es gibt viele sehr nette Restaurants mit abwechslungsreicher Küche. Aber dieses Erlebnis erweckt bei uns immer die Erinnerung an eben - Rice 'n Beans 'n Chicken...

Wieder zurück im Hotel ließ mir das am Vortag Erlebte keine Ruhe.

Ich hatte die Angel dabei!

Also, selbes Spiel wie am Tag zuvor: Conny sonnt sich und ich gehe angeln.

Bis auf den allerletzten Felsen bin ich raus um hoffentlich heute einen guten Fang zu machen.

Nichts, aber auch so gar nichts wollte anbeißen.

Ein Augenpaar erschien etwa zwei Meter vor mir ganz langsam aus dem trüben Wasser.

Instinktiv machte ich einen Schritt zurück und wäre beinahe gestürzt, konnte mich gerade noch mit einer Hand abfangen.

„Ähem, Conny! Vielleicht solltest Du jetzt gaaaaaanz schnell die Kamera holen und hierher kommen! Also wirklich ganz schnell!!!“

Conny kam angesprungen, nicht mehr so (vermeintlich) desinteressiert wie am Abend zuvor, die Kamera im Anschlag.

Jedoch nichts war mehr zu sehen.

„Drei Minuten. Drei Minuten bis es wieder auftaucht, du kannst die Uhr danach stellen!“ sagte ich aufgeregt.

Und tatsächlich - exakt nach drei Minuten schaute es uns wieder an: Erst nur die zwei Augenhöcker, danach zeigte sich das …

...Krokodil…

...in voller Größe!

Gute anderthalb Meter lang.

Und kaum weiter weg von uns.

Kein Zaun dazwischen, wie bei den meisten Krokodilbegegnungen bisher.

Wir knipsten was das Zeug hielt, die meisten Bilder wurden unscharf weil wir in der Hektik einfach nur abdrückten ohne vorher scharf zu stellen.

Aber das eine oder andere Bild ist doch was geworden.


Wir zogen uns vorsichtig, rückwärts über die Felsen gehend, zurück.

Nun war mir auch klar, warum keine Fische gebissen hatten, war doch ein anderer Jäger in meinem Revier aktiv.

Um nicht nochmal in die Stadt gehen zu müssen, beschlossen wir auch an diesem Abend wieder im Nachbarhotel-Restaurant essen zu gehen.

Ich war immer noch ganz aufgeregt wegen unseres „Krokodil-Encounters“.

Das Meer besteht ja bekanntlich aus Salzwasser.

Es gibt Süßwasser- und Salzwasserkrokodile.

Letzteren wird nachgesagt, dass sie angriffslustig und aggressiv seien.

Also sind wir einer potentiell bösartigen Bestie gegenüber gestanden!

Ok, ich übertreibe hier ein klein wenig.

Aber dennoch, ich war aufgeregt.

Die Bedienung, eine junge Dame, kam an unseren Tisch um unsere Bestellung aufzunehmen.

Sie war Einheimische, sie würde wissen was zu tun wäre wenn ein Krokodil sich in potentiellem Badegewässer herumtreibt.

Also wollte ich sie nach ihrem Rat fragen, quasi, an wen ich mich wenden müsste um das ‚Problem‘ zu melden.

„What would you do if you would see a crocodile here in the water?“ besser wusste ich mich in dem Moment nicht auszudrücken.

Sie schaute mich zuerst etwas ungläubig, dann nachdenklich an bevor sie wie selbstverständlich antwortete:

„RUN!!!“

Ich beließ es dabei.

Wir lachen uns heute noch halb tot wenn wir uns daran erinnern.

Unser Hotelwirt würde mir weiter helfen können.

Ich schilderte ihm das Gesehene.

Darauf meinte er nur knochentrocken: „Das ist ganz normal hier. Das sind Süßwasserkrokodile, die aus dem Fluss manchmal einen Abstecher ins Meer machen. Die sind eher harmlos. Wenn ich das der Polizei melden würde, würden sie kommen und versuchen aus 50m Abstand das arme Tier mit ihren Pistolen zu erschießen und dabei höchstwahrscheinlich nur unnötig viel Munition verballern. Der eine oder andere Schuss würde das Tier eventuell verletzen, das wäre es dann aber auch. Also besser einfach in Ruhe lassen.“

„Warum schießen die aus so großem Abstand?“ wollte ich wissen.

Der Wirt lachte:„Weil sie Schiss haben!“

Wir blieben danach noch zwei Tage.

Ohne nennenswerte Vorkommnisse, also keine exotischen Bestien oder ähnliches mehr.

Auf ‚nennenswerte Vorkommnisse‘ könnt Ihr Euch aber schon freuen!

Die kommen definitiv im folgenden Bericht.

Bis dahin, haltet die Ohren steif und probiert doch einfach mal ‚Rice ‘n beans‘ zum Frühstück.

Mit Chicken, Pork oder was sonst gerade verfügbar ist…

Ach so, hierzu passt besonders gut ‚Mary Sharp‘s Hot Sauce‘! (einfach googeln, ich mach hier schließlich keine Werbung, lol) 

Nicht viel Strecke diesmal: Von Chetumal, Mexiko nach Corozal, Belize



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