29. Vollbad für Sören

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Schneeblind


Ich dachte ja, dass der Sand in Tulum strahlend weiß wäre.

Etwa 220 km südlich von Tulum liegt Mahahual, ein verschlafenes Dorf an der mexikanischen Karibikküste.

Nachdem wir knapp zwei Stunden auf der gut ausgebauten „Mexico 307“ unterwegs waren hieß es links abbiegen und für ein weiteres Stündchen durch‘s Niemandsland zu kurven.

Kurz vor Mahahual gab es noch eine einzige Kreuzung, die wir aber einfach links liegen ließen.

Am Ziel angekommen waren wir zuerst nicht sicher, was wir davon halten sollten. Ein kleines Dorf mit schätzungsweise 1000 Einwohnern, ein paar Restaurants und Cafés, ein paar wenige Touris, das war‘s.

Wir fuhren erst mal durch den Ort durch und danach noch etwas weiter.

Ein paar hundert Meter weiter, die Strasse wurde schlechter, ein paar Häuser.

Nur durch die Strasse getrennt vom Strand.

Und dieser war WEIß!

Ohne Sonnenbrille droht man hier vermutlich schneeblind zu werden.

Eins der Häuser war ein Hotel und schien nagelneu gewesen zu sein.

Könnten wir uns wahrscheinlich eh nicht leisten, dachten wir.

Was soll‘s? Fragen kostet nichts!

Augen zukneifen während Conny sich nach dem Zimmerpreis erkundigt


Wow, wenn wir hier wohnen könnten…

Und wir konnten!

Der Besitzer bot uns ein Zimmer im ersten Obergeschoss zu einem sehr fairen Preis an und wir waren happy.

Die Ente und die Dolores bekamen einen Platz in der „Kokosnuss-Garage“ unter Palmen. Im strahlend weißen Sand.

Da mussten die Ständer unterlegt werden, der Besitzer brachte uns hierfür ein paar Brettchen.

Mal wieder das Gepäck hochschleppen. Eine hölzerne Wendeltreppe führte nach oben auf den Balkon und von dort aus ging es in‘s Zimmer. 

Wenn das Gepäck erst mal oben ist...


Erstbezug. Bummer!

Hier fühlten wir uns auf Anhieb wohl.

Nachdem wir uns häuslich eingerichtet hatten genossen wir erstmal die atemberaubende Aussicht auf die türkisgrüne Karibik, den Strand und das Dorf.

Das Dorf vom Hotelbalkon aus betrachtet


Hier schien irgendwie die Zeit still zu stehen.

Ok, Mahahual liegt ja auch am A*sch der Welt.

Zu Fuß machten wir uns auf ins Dorf um einen genaueren Blick auf dieses zu werfen.

Die Strasse dorthin besteht aus festgefahrenem Sand.

Der Erkundungsgang dauerte nicht lange.

Aufgefallen ist uns eine sehr schön angelegte, schnurgerade Strasse die direkt am Strand entlang führte und mit Hotels, Bars, Lädchen und Restaurants gesäumt war.

In einer der Bars, fast am äußersten Ende von Mahahual, genehmigten wir uns einen Margarita.

Abends dann ein Besuch in einem einheimischen Restaurant und dann wieder zurück ins Hotel.

Nach annähernd sieben Monaten in den verschiedensten Hotelbetten oder aber auch im Zelt auf der Luftmatratze war es eine Wohltat in einem völlig neuen, unbenutzten Bett zu schlafen.

Ufo-Sichtung


Der nächste Morgen.

Nach einer erfrischenden Dusche erstmal raus auf den Balkon und der Welt ‚Guten Morgen‘ sagen.

Ich stehe also draußen und strecke mich genüsslich, da fällt mein Blick in Richtung Dorf.

Ich traue meinen Augen kaum: Wie ein Ufo steht dort riesengroß und völlig unerwartet ein

Kreuzfahrtschiff!

Da sind locker dreimal so viele Leute drauf, wie Mahahual Einwohner hat


Das erklärte natürlich einiges.

Bald würden die Touristen in Scharen einfallen und die schöne, lange gerade Strasse mit den Lädchen und Bars wäre überlaufen.

But no! Es hielt sich erstaunlicherweise in Grenzen.

Zwar hatten nun viel mehr Ständchen geöffnet, die Souvenirs anboten, aber überlaufen war der Ort bei weitem nicht.

Wo waren die ganzen Menschen? Bleiben die lieber auf dem Schiff?

Wir erkundigten uns diesbezüglich bei einem der Verkäufer.

Er erklärte uns, dass am Anleger, wo die Kreuzfahrtschiffe liegen, eine künstliche Stadt erbaut wurde. Solange kein Schiff vor Anker liegt ist dieser Ort eine Geisterstadt.

Das wollten wir natürlich sehen.

Also beschlossen wir diesen Ort am kommenden Tag zu besuchen.

Wenn kein Schiff da ist.

Die einsame Kreuzung, von der ich eingangs schrieb, führte dort hin.

Ein seltsames Gefühl, ähnlich wie damals in Bodie, nahe dem Mono Lake in Kalifornien, durch eine Stadt zu fahren in der kein Mensch zu sehen und alles verschlossen ist.

Der Unterschied zwischen Bodie und hier war allerdings, dass wir wussten, dass hier dreimal die Woche der Bär steppt.

So fuhren wir also durch die verlassenen Strassen und stellten uns vor, wie es wohl aussehen würde wenn die ganzen Läden geöffnet wären und Leute aus aller Welt durch die Gegend flanieren auf der Suche nach Souvenirs oder einen karibischen Cocktail schlürfen oder, oder, oder…


¡Feliz cumpleaños!


Conny‘s Geburtstag stand unmittelbar bevor.

Da wir Zwei 24/7 aufeinander hängen war es mir bisher unmöglich gewesen, ein Geschenk für sie zu besorgen.

Das Kreuzfahrtschiff lag noch vor Anker! Alle Shops geöffnet!

Nur wie komme ich da alleine hin?

Unter einem Vorwand schlich ich mich aus dem Hotelzimmer, ging an die Strandpromenade und stöberte jeden Stand nach einem potentiellen Geburtstagsgeschenk durch.

Das dauerte!

Sicher würde Conny sich schon Gedanken machen, wo ich denn bleiben würde.

Da! Das sollte es sein!

Conny liebt Kolibris.

Aber sie trägt nicht gerne Halsketten.

Dennoch entschied ich mich für die Kette mit einem aus Holz geschnitzten Kolibri.

Auf dem Heimweg nahm ich dann aus einem Minisuper noch ein Sixpack Bier mit, als Alibi sozusagen.

Unser Hotel vermietete Kajaks.

Conny wünschte sich eine Schnorcheltour zu ihrem Geburtstag, also mieteten wir eins inklusive Schnorchelausrüstung und stachen in See.

Das glasklare Wasser unter unserem Kiel war kaum mehr als zwei, stellenweise vielleicht drei Meter tief.

Und warm!

Das Kajak mit einem schweren Stein am Ende einer Schnur „geankert“ machten wir uns auf in die faszinierende Unterwasserwelt der Karibik.

Wie in einem Aquarium kamen wir uns vor zwischen den unzähligen bunten Fischen.

Kennt Ihr Manatees, oft auch Dugongs oder Seekühe genannt?

Ich als „Mr.Tierfilm“, wie Conny mich oft scherzhaft nennt weil ich stundenlang Tierfilme schauen kann, kannte diese Gattung. Aus dem TV.

Ich wusste, dass es friedliche Vegetarier sind.

Auch wusste ich dass sie bis zu einer halben Tonne wiegen können.

Aber f **k, wenn so ein Teil plötzlich und unerwartet neben Dir auftaucht…

Ein fantastischer Geburtstag!

Wieder zurück am Strand haben wir es uns dann noch auf den Liegen bequem gemacht und unserem Hotelwirt dabei zugesehen wie er seinen Kindern das Harpunenfischen beibrachte.

Dieses Bild bedarf keiner Worte

Idylle pur!


Das Geld liegt (fast) auf der Strasse


Ein Besuch in einem Restaurant ein paar hundert Meter südlich vom Hotel, also in die entgegengesetzte Richtung wie das Dorf.

Eine Pizzeria.

Wie konnte uns das bisher verborgen bleiben?

Kaum Menschen hier, nur gelegentlich fährt ein Golfcart mit Kreuzfahrttouristen vorbei.


Vor dem Restaurant das Schild „Hotel-Restaurant-Pizzeria“, darunter lehnt ein altes Fahrrad an einem Kasten.

Nicht das Fahrrad ist das Besondere...


Dieser entpuppte sich bei näherem Hinsehen als - Geldautomat!

Mitten auf der Strasse.

Na, da war die Rechnung ja gesichert.


Jetzt aber zum Vollbad...


Sören, das Maskottchen das Conny von einer Freundin als Abschiedsgeschenk bekommen hatte und das seit Beginn der Reise auf dem Lenker der Ente mitfahren durfte, hatte dringend mal wieder ein Bad nötig.

Schließlich neigte sich der Aufenthalt in Mexiko so langsam seinem Ende zu und wenn wir ins schöne Belize fahren dann sollte auch Sören ein hübscher Bursche sein.

Bewaffnet mit Seife und einem Kanister Wasser machte Conny sich ans Werk.

Ob es ihm gefallen hat? Keine Ahnung, beschwert hat er sich jedenfalls nicht.


Nach dieser Prozedur war der kleine Kerl wieder fast wie neu, seine Halskette funkelte in der Sonne.

Da strahlt er doch wieder


Nach zehn Nächten und viel Entspannung am Strand und im Wasser verabschiedeten wir uns von Mahahual.

Wäre dieser Ort nicht so weit von allem entfernt, wir hätten ihn in die engere Auswahl genommen bei der Suche nach einer neuen Heimat.

Die Suche sollte also weiter gehen.

Die lange gerade Strecke zurück zur „Mexico 307“ kannten wir ja bereits, danach ging es wieder südlich weiter und zwar nach Chetumal.


Direkt an der Grenze zu Belize gelegen ist, beziehungsweise war Chetumal für uns die letzte Station in Mexiko.

Hier wollten wir nochmal tief durchatmen und uns auf den bevorstehenden Grenzübertritt vorbereiten.

Und mal wieder Wäsche waschen.

Damit Sören nicht der einzige ist, der gut duftet.

Während der gesamten Reise hatten wir unsere Wäsche in irgendwelche Wäschereien gebracht und immer bekamen wir sie duftend und meistens sogar noch warm wieder. Am selben oder allerhöchstens am darauffolgenden Tag.

Unser Visum lief in drei Tagen ab.

„Wann können wir die Wäsche wieder abholen?“ fragten wir die Dame in der Wäscherei.

„Mañana a las tres en la tarde“ - „morgen um 15 Uhr“ war die Antwort.

Kein Problem, wir planten erst am Tag darauf weiter zu fahren. Früh morgens, schließlich wussten wir nicht wie lange wir an der Grenze brauchen würden.

Also gingen wir wie vereinbart um 15 Uhr zur Wäscherei um unsere Klamotten abzuholen.

‚CERRADO‘ stand auf einem Schild, das an der Tür hing - Geschlossen!

Super, was nun?

Hätten wir genügend zeitlichen Spielraum gehabt, hätte uns das kalt gelassen. Hier kam dann doch ein wenig Panik auf.

Was denkt die sich denn eigentlich? Macht mit uns einen Termin aus und ist dann nicht da!

Hilft nix, später nochmal vorbei schauen.

Schon von Weitem sahen wir, dass die Tür offen stand.

Erleichterung!

Der Dame jetzt irgendwelche Vorwürfe zu machen hätte nichts gebracht, also sind wir guter Dinge rein um einfach unsere Sachen abzuholen, zu bezahlen und wieder zu gehen.

Doch zu früh gefreut!

Die Dame versuchte uns irgendetwas zu erklären, wir verstanden aber nicht mal die Hälfte von ihrem Spanisch.

Wenn wir ihr Gestikulieren richtig deuteten muss wohl irgendwas schief gelaufen sein.

Als sie dann schlussendlich unsere Tasche öffnete und ein paar Kleidungsstücke herausholte verstanden wir auch was sie meinte: Ein Großteil der Wäsche war verfärbt.

Nicht etwa gleichmäßig, nein, rote, unregelmäßige Flecken zierten nun unsere T-Shirts, Unterhosen und Socken.

Tja, was sagt man denn dazu?

Um‘s Geld ging es uns dabei nicht, es war einfach nur ärgerlich.

Also bezahlten wir die paar Pesos und zogen von dannen.

In Richtung Belize. Mein Traumland! (Ihr erinnert Euch vielleicht an meine Aussage bezüglich Belize auf unserer „About“ Seite unter der Überschrift „Unsere Geschichte…“, wenn nicht, einfach nochmal nachlesen).

Eins kann ich Euch versichern: Es bleibt spannend.

Und lustig.

Und gelegentlich auch mal traurig.

Also immer schön die Sonne im Visier behalten!

Bis bald…



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30. U betta Belize it!

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Gut oder geht so?!?

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