38. Der See, die See? ¡No sé!

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Die See...


Südlich von Antigua liegt der ‚Volcan De Agua‘.

Wir mussten uns für eine Route entscheiden, um diesen zu umfahren.

Die CA9 führt östlich daran vorbei und ist die längere Strecke, während die CA14 westlich liegt und deutlich kürzer ist.

Also ließen wir den Vulkan ‚links liegen‘, nahmen die CA14.

Schon bald nachdem der Vulkan im Rückspiegel immer kleiner wurde, wurde auch das Gelände wieder flacher.

Bei der Stadt Escuintla treffen die CA14 und die CA9 wieder aufeinander und die Fahrt ging auf der autobahnähnlich ausgebauten CA9 weiter in Richtung Meer.

Escuintla liegt auf etwa 400m ü. NN zwischen den letzten Ausläufern der bergigen Landschaft.

Fruchtbares Ackerland rechts und links der mit Palmen gesäumten Strasse. Mais und Zuckerrohr wird hier überwiegend angebaut.

Bald schon befanden wir uns in der Tiefebene, auf etwa 200m ü. NN und von Bergen war keine Spur mehr zu sehen.

Wir freuten uns, endlich mal wieder ans Meer zu kommen.

Moterrico.

Zitat aus dem ‚Lonely Planet Zentralamerika‘:
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„Monterrico ist ein recht hübsches und beliebtes Wochenendziel der Einheimischen sowie der Sprachschüler aus Antigua. Das Städtchen mausert sich langsam zu einem Badeort. (…) Am Strand kann man ganz gut baden - und hin und wieder erwischt man auch ein paar ordentliche Surfwellen.“

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Zitat Ende. 


Wouuwww, das hörte sich vielversprechend an, die Vorfreude war groß.

Bald schon machte die CA9 einen scharfen Knick nach Osten und wir konnten das Meer zwar bedingt durch die üppige Vegetation noch nicht sehen, aber wir wussten es war nahe.

Nur noch ein paar Kilometer trennten uns von unserem Ziel.

An einer Brücke, die über den Rio Maria Linda führt, musste eine Mautgebühr entrichtet werden, danach ging es parallel zur Küste auf einer schmalen Strasse in Richtung Monterrico.

Die Grundstücke rechts und links der Strasse waren entweder mit hohen Mauern, Bretterzäunen oder Stacheldraht begrenzt.

Dichtes Buschwerk und ausladende Bäume prägten das Landschaftsbild.

Immer mal wieder ein Haus, die ganze Szenerie war etwas befremdlich, wenn auch schön.

Und dann waren wir da.

Was soll ich sagen, mein erster Eindruck war nicht besonders positiv, auch wenn ich nicht genau wusste, weshalb.

Ok, die Stadt ist keine Schönheit, aber hey, wir hatten schon andere gesehen, die weniger schön waren und in denen wir uns trotzdem wohlgefühlt hatten.

Conny sah meinen Blick.

„Was ist?“ fragte sie.

„Irgendwie springt der Ort mich nicht an.“ war meine Antwort.

„Lass‘ uns ein Hotel suchen und erstmal ankommen.“ beschwichtigte sie mich.

Natürlich hatte sie schon eines im Auge, das im Reiseführer empfohlen wird.

An den Namen erinnere ich mich nicht mehr.

Nach kurzer Suche fanden wir es dann auch in einer sandigen Nebenstraße (irgendwie schien hier alles sandig zu sein...)

In der Rezeption trafen wir einen jungen Kerl an, der auf unsere Anfrage nach einem Zimmer sofort aufsprang, einen Schlüssel vom Schlüsselbrett nahm und uns bat, ihm zu folgen.

Ein Zimmer wäre noch frei, so seine Aussage.

Glück gehabt, dachten wir.

Die ganze Hotelanlage schien schon etwas in die Jahre gekommen gewesen zu sein, was aber nicht unbedingt heißen musste, dass die Zimmer nicht annehmbar sein konnten, also waren wir schon gespannt.

Der nette junge Herr steckte den Schlüssel ins Schloss, öffnete die Tür und - nebst einer Dunstwolke wie aus einer Sauna flatterten uns etwa ein Dutzend Fledermäuse entgegen.

Dunkel, muffig und offenbar schon längere Zeit nicht mehr bewohnt gewesen erschien uns diese Übernachtungsmöglichkeit alles andere als ‚annehmbar‘.

Da half auch das Schönreden seitens des Hotelangestellten nichts, hier wollten wir definitiv nicht bleiben.

Hotels gab es einige, nicht unbedingt alle in unserem Budget, aber dennoch blieben ein paar in der engeren Auswahl.

Nach gar nicht einmal allzu langer Suche wurden wir fündig.

Nicht gerade das Hilton, die Zimmer sehr einfach, aber zumindest sauber und bezahlbar und direkt vor der Zimmertür ein großer Swimmingpool.

Wir checkten ein.

Nicht gerade das Hilton...

Ich fühlte mich nicht wohl.

Irgendwie wollte es mir hier einfach nicht gefallen, warum auch immer.

Ein Bummel an den Strand würde das bestimmt ändern.

Kennt Ihr das, wenn Ihr Euch einen gelben Mercedes kaufen wollt, und Ihr Euch sicher seid, dass es so gut wie keinen gelben Mercedes auf der Strasse gibt und ab diesem Moment scheinbar jeder zweite Wagen auf der Strasse ein gelber Mercedes ist?

Ich glaube das nennt man dann ‚selektive Wahrnehmung‘.

Was hat nun der Strand in Monterrico mit einem gelben Mercedes zu tun?

Der Strand ist in mancherlei Hinsicht besonders: fast schon schwarzer, sehr feiner Sand und, wie der ‚Lonely Planet‘ schon angekündigt hatte, kann man hier mit etwas Glück die eine oder andere Welle surfen.

Baden? Würde ich Menschen, die nicht sehr gut schwimmen können, nicht empfehlen.

Ok, möglich ist es.

Viele einfache Buden, oftmals nur ein paar Pfosten im Sand und eine Plastikfolie mit entweder Bier- oder Colawerbung drauf, dienen als Restaurants oder auch nur als Bars.

Der schwarze Sand ist vulkanischen Ursprungs, also eine ganz natürliche Erscheinung.

Trotzdem hatte ich den Eindruck, alles wäre hier einfach nur schmutzig.

Dies wurde durch den ganzen Plastikmüll, den viele Leute hier einfach achtlos liegen ließen, noch unterstrichen.

Selektive Wahrnehmung: Ich sah nur noch Müll und schwarzen Staub!

Selektive Wahrnehmung?!?


„Ich werde hier nicht lange bleiben, schon gar keinen Sprachkurs belegen!“ war schon nach kurzem Aufenthalt in Monterrico mein klares Statement Conny gegenüber.

Irgendwie empfand sie das Ganze nicht so dramatisch wie ich. Schönheit liegt eben im Auge des Betrachters.

Doch auch Conny fühlte sich nicht zu 100% wohl hier und so beschlossen wir schon bald weiter zu ziehen.

Mir bleibt Monterrico als staubig und nicht besonders gepflegt in Erinnerung, selektive Wahrnehmung hin oder her.

Der See...


Mist, wir hatten uns doch eigentlich vorgenommen hier endlich den Spanischkurs zu belegen, schön an ‚der See‘, im Warmen, mit lecker Fisch zum Abendessen und so weiter.

Sollte wohl nichts draus werden.

Stattdessen planten wir unsere Sprachkenntnisse an ‚dem See‘ zu vertiefen.

Und zwar wieder mal inmitten von Vulkanen, genauer gesagt am Kratersee eines zuletzt vor 85.000 Jahren aktiven ‚Supervulkans‘:

Am Lago Atitlán.

34°C Außentemperatur zeigte das Thermometer im Auto an, als wir in Monterrico starteten.

Um 9.30 Uhr morgens.

So wie wir das lieben.

Bis nach Escuintla mussten wir die gleiche Strecke wieder zurück fahren, auf der wir hierher gekommen waren, dann ging‘s in Richtung Westen, immer am Fusse der Berge entlang.

Dicke Wolken hingen am Himmel.

Die angeblich besser ausgebaute Strecke hätte uns einmal um den See herum geführt, also entschieden wir uns für die kürzere, wenn auch nicht so gut ausgebaute.

Direkt am Lago Atitlan liegen die zwei Vulkane ‚Atitlán‘ und ‚Tolimán‘, beide gut 3000m hoch, und die galt es zu umfahren.

Entgegen unseren Erwartungen war die Strasse, für die wir uns entschieden hatten, gut ausgebaut und so kamen wir gut voran.

Es ging höher und höher, das Thermometer sprang fast schon im Minutentakt um - nach unten, versteht sich!

Dann begann es zu regnen.

16°C.

Und als wär das nicht schon genug, wurde die geteerte Strasse plötzlich zur unbefestigten, teils steil ansteigenden Schlammpiste.

Nur langsam kamen wir voran, bedingt durch die teilweise recht tief ausgewaschenen Gräben, die sich durch die Strasse zogen und dadurch, dass es stellenweise doch recht glitschig war.

Ein Blick in den Rückspiegel: Polizei hinter uns.

Auch wenn wir bisher mehr gute als schlechte Erfahrungen gemacht hatten, ein mulmiges Gefühl war es immer wenn ein Polizeiauto hinter uns her fuhr.

Wir mussten kurz anhalten um auf die Karte zu schauen (und um das Polizeiauto vorbei zu lassen - zwinker).

Nur gaaanz langsam schlichen sie an uns vorbei.

Und beschleunigten auch danach nicht wieder.

Wollten sie uns doch noch anhalten?

Wir setzten die Fahrt fort. Die Polizei nun vor uns.

Ach nee! Ein weiterer Blick in den Rückspiegel, ein weiteres Polizeiauto hinter uns!

Wir waren eingekeilt.

Einfach weiterfahren, wird schon nichts passieren.

Irgendwann kamen wir wieder auf Asphalt und dann kam, was kommen musste: das Polizeiauto hinter uns überholte uns.

Und gemeinsam mit dem anderen beschleunigte es und schon kurze Zeit später waren sie aus unserem Blickfeld verschwunden.

???

Wie wir später erfuhren, ist dieses unbefestigte Stück der Strecke bekannt dafür, dass dort des öfteren Autos angehalten und ausgeraubt werden.

Die zwei Polizeiautos hatten uns also quasi ‚Polizeischutz‘ gewährt.

WIE GEIL IST DAS DENN BITTESCHÖN!?!

Nach insgesamt knapp fünf Stunden hatten wir die 200 km von Monterrico nach San Pedro La Laguna hinter uns.

San Pedro La Laguna liegt am westlichen Ufer des Lago Atitlán am Fusse des ‚Volcán San Pedro‘.

Normalerweise hat unser 'Spotnik' alle zehn Minuten einen Punkt auf der Karte gesetzt, doch hier war offenbar der Satellitenempfang nicht überall gewährleistet.

Auf 1600m ü. NN.

Die Ortseinfahrt ist steil und eng.

Asphalt wechselte zu Kopfsteinpflaster.

Tuc-Tucs wuselten durch die Gegend, Frauen in traditionellen, farbenfrohen Kleidern trugen Schüsseln mit Obst oder Gemüse auf dem Kopf durch die Gegend als wäre es nichts.

Wir kamen an einem Markt vorbei, Busse drängten sich durch die eh schon engen und teils zugeparkten Strassen.

Auch wenn es eng ist, ein Bus passt immer noch durch


Alles war friedlich.

Eine komplett andere Atmosphäre als die in Monterrico.

Ein letztes sehr steil abfallendes Stück Strasse, wenn hier die Bremsen versagt hätten, hätte unser Viererle wohl schwimmen müssen, dann ging es nach rechts und hier vermuteten wir das Hotel, das wir ansteuern wollten.


Geschäftiges Treiben überall, vom kleinen Obsthändler über den Touranbieter bis hin zum riesigen, bunt bemalten Müllauto.

"Eine saubere Stadt ist eine gesunde Stadt"


Und da war auch schon unser Hotel, das Gran Sueño.


Genau gegenüber ein eingezäunter Parkplatz, dort durfte sich unser Viererle verdienterweise ausruhen.

Das Zimmer, das wir bekamen lag im dritten Stockwerk.

Klasse Aussicht auf den See und die Berge auf der anderen Seite, aber da wir hier einen längeren Aufenthalt eingeplant hatten musste auch das gesamte Gepäck die enge Holztreppe nach oben geschleppt werden.


Ist schon komisch, wie sehr man doch von Gefühlen und Eindrücken beeinflusst wird: Obwohl wir eigentlich die Hitze und das Meer lieben und Deutschland wegen des Wetters verlassen hatten, fühlten wir uns hier sofort wohl.

Ok, uns war kalt, wir brauchten Socken.

Zum Glück hatten wir davon genügend mitgenommen, auch wenn ich das bei der Planung belächelt hatte.

Häuslich einrichten und dann erstmal sehen, wo wir denn hier so gelandet waren, war angesagt.

Ein erster Streifzug durch den Ort hatte uns nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil.

 Auffällig war, dass selbst junge Frauen traditionelle Kleidung trugen.

Bunte Stoffe, sehr hübsch verziert.


Die meisten Männer waren dagegen eher lässig in Jeans und T-Shirt unterwegs. Außer einige ältere Herren, die die traditionell weißen Hosen und weißen, mit aufwändigen Stickereien versehenen Hemden trugen.

Schnell war ein Restaurant gefunden, das zu erstaunlich günstigen Preisen erstklassiges Essen servierte.

Mit Seeblick.

Auffällig viele Touristen waren im Ort zu sehen.

Das lag nicht nur, vermutlich aber hauptsächlich an der Tatsache, dass es hier sehr viele Sprachschulen gibt.

Die meisten Touris waren so der ‚Yoga‘ Menschenschlag, etwas alternativ angehauchte, überwiegend junge Leute.

Dementsprechend gestaltete sich auch das Angebot an Bars, Restaurants und Cafes.

Eigentlich ist San Pedro La Laguna gar nicht ‚der‘ Ort wo es die meisten hinzieht, dafür ist ein Ort auf der genau gegenüberliegenden Seite des Sees bekannt:

Panajachel ist der Haupt-Touri-Ort am Lago Atitlan schlechthin.

Nach einem sättigenden Abendessen (ich glaube es war Steak Wellington) und ein paar Cervezas gingen wir auf unser Zimmer (das lag immer noch im dritten Stock) und fielen zufrieden und erschöpft ins Bett.

Auf gute Matratzen.

Gute Nacht!


¡No sé!


Bumm!!!!

Ein kurzer, superlauter Knall riss uns aus dem Schlaf, man hatte das Gefühl eine Druckwelle gespürt zu haben.

War das etwa eine Explosion?

Da! Nochmal!

Wir sprangen auf und schauten aus dem Fenster um zu sehen was los war.

Nichts. Stille.

Keine Menschen die etwa panisch umher rannten.

Offenbar schien das niemanden gestört zu haben.

Wir dachten weiß-Gott-was passiert war.

Nachdem nichts weiter geschah legten wir uns wieder ins Bett.

Nur um noch ein paarmal von demselben Geräusch geweckt zu werden.

Seltsam. Was war das nur?

Wir würden nachfragen, morgen früh.

Und wir werden Euch erzählen was wir erfahren haben, da müsst Ihr Euch aber bis zum nächsten Mal gedulden.

Bis dahin, behaltet immer schön die Sonne im Visier und entstaubt schon mal Euren alten Langenscheidt: Deutsch - Spanisch, Spanisch - Deutsch

 - oder English - Spanish, Spanish - English...     ¿Quién sabe?

Es bleibt spannend, so viel kann ich schon mal vorweg nehmen…

¡Hasta la proxima vez!



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