39. Und täglich grüsst das – Donnerwetter

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BUMM!!!


Feuerwerkskörper - die einfache Erklärung für die vermeintlichen Explosionen in der vergangenen Nacht.

Das jedenfalls erklärte mir der Herr an der Hotelrezeption so.

Angeblich ist es hier gang und gäbe, bei Geburtstagen, Hochzeiten oder ähnlichen Feierlichkeiten Böller abzufeuern.

Doch die sind nicht mit dem vergleichbar, was man so aus Deutschland an Silvesterknallern kennt. Da wären die Dinger definitiv nicht erlaubt.

Ein jeder ‚Kanonenschlag‘ (gibt‘s die in Deutschland noch, oder haben die jetzt auch schon irgendwelche fancy Namen?) ist im Vergleich harmlos.

Selbst wenn auf der gegenüberliegenden Seite des Sees geböllert wurde dachte man, es wäre auf unserem Balkon.

Ich weiß nicht genau, wie viele Menschen um den See herum leben, aber offensichtlich gibt es täglich mehrmals irgendwo eine Feierlichkeit.

Wir gewöhnten uns schnell daran, das anfänglich erschreckte Zusammenzucken wich nach und nach einem amüsierten Augenrollen.

Nosotros hablamos español


Der Hauptgrund unseres Aufenthalts hier.

Sprachschulen gibt es zur Genüge, nur für welche sollten wir uns entscheiden?

Conny hatte sich die Mühe gemacht und viel recherchiert.

Die ,Cooperativa‘ bekam von uns den Zuschlag, weil es sich hier, wie der Name schon vermuten lässt, um eine Art Kooperative handelt.

Mit den Einnahmen würden einheimische Familien unterstützt werden und auch die Lehrer würden einen ‚fairen‘ Lohn bekommen, hieß es.

Laut Wegbeschreibung sollte die ‚Cooperativa‘ nur etwa 5 Gehminuten von unserem Hotel entfernt sein.

Wir machten uns auf die Suche.

Aus der Strasse wurde eine sehr schmale Strasse, dann ein Weg zwischen den Häusern, der kaum breiter als anderthalb Meter war.

Klar, dass hier kein Autoverkehr zu erwarten war.

Der Weg knickte ein paarmal im rechten Winkel ab, und plötzlich, absolut unerwartet kam uns ein Tuc-Tuc entgegen.

Diese wendigen Flitzerchen passen einfach überall durch, und wo auch nur die kleinste Lücke ist fahren sie hinein.

Nach gefühlt einer halben Stunde und mehrmaligem Zweifeln an unserer Navigation standen wir vor einer steilen Treppe, an deren Anfang ein kleines Schild hing, das fast schon schüchtern den Weg nach oben, zur Sprachschule anzeigte.

Dort angekommen wurden wir sehr freundlich empfangen.

Erwähnte ich eigentlich schon, dass die Guatemalteken ein sehr herzliches Volk sind?

Und die meisten von ihnen sind klein.

Viele sogar kleiner als ich.

Da konnte ich mich also auch mal groß fühlen.

Unterrichtsstunden waren entweder am Vormittag oder wahlweise auch am Nachmittag.

Wer will kann auch während des gesamten Zeitraums bei einer einheimischen Familie wohnen.

Die natürlich weder Englisch, geschweige denn Deutsch spricht.

Hardcore-lernen nenne ich das.

Vermutlich der wirksamste Weg, aber wir wollten dann doch lieber im Hotel übernachten und hey, Nachmittagsunterricht hörte sich für uns absolut passend an, dann konnten wir schön ausschlafen, gemütlich Kaffee trinken und uns auf den Unterricht vorbereiten.

Unterricht: Vier Stunden jeden Tag für mindestens eine Woche.

Wir planten zwei Wochen ein.

Der Preis für das Ganze war fast schon lächerlich gering.

Am nächsten Tag schon sollte es losgehen. Wir waren gespannt.

Auf dem Weg zurück ins ‚Zentrum‘ begann es zu regnen.

Uns war kalt.

Eines der vielen Restaurants/Cafés, an denen wir vorbeikamen machte einen interessanten Eindruck und bot sich an um Schutz vor dem Regen zu suchen und sich bei einer Tasse heißer Schokolade aufzuwärmen.

Obwohl viele Leute an den Lago Atítlan kommen um Spanisch zu lernen sind die meisten Werbeschilder und Speisekarten der Restaurants, Bars und Cafés in Englisch geschrieben. So auch hier.

Nette, ruhige, gemütliche Atmosphäre.

Eine gepolsterte Sitzbank entlang einer komplett mit Fenstern versehenen Wand.

Eins der Fenster stand weit offen.

Erster Weg: Hin zu eben diesem Fenster und - zumachen!

Nicht dass wir besonders verfroren waren, immerhin sassen ein paar Leute mit Strickpullis im Raum, nein, wir waren einfach nicht warm genug gekleidet.

Flipflops und T-Shirt und, ok, lange Jeans.

Wenigstens.

Worauf haben wir uns da nur eingelassen?

Aber wer weiß, bestimmt war das nur ein kurzer Schauer und morgen würde es wieder sonnig und warm werden.

Zurück im Hotel wollten wir uns mit einer heißen Dusche erstmal wieder aufwärmen.

Widowmaker - der Witwenmacher

Habt Ihr den Ausdruck schon mal gehört? Nein?

Ok, passt auf: Als ‚Widowmaker‘ werden (natürlich eher scherzhaft) diese elektrischen Duschköpfe bezeichnet, die in ihrem Innenleben eine Heizspirale haben.

Zumeist führen dann mehr oder weniger isolierte Kabel von eben diesem Duschkopf irgendwo dort in die Wand, von wo aus das Wasserrohr kommt, oder wie in unserem Fall, zu einer Steckdose in 'sicherem Abstand'...

Nicht unbedingt sehr vertrauenerweckend!

Ich möchte keine Statistiken sehen über die Zahl der Opfer von elektrischen Schlägen bei dieser Art der Warmwasserbereitung.

Direkt am Duschkopf befindet sich ein meist dreistufiger Schieberegler - kalt, warm und heiß (kalt, weniger kalt und lauwarm würde es besser beschreiben).

Jeder einigermaßen technikversierte Mensch kann sich vorstellen, dass bei der Größe eines Duschkopfes mit 110V Spannung kaltes Wasser bei normaler Durchlaufgeschwindigkeit nicht eben zum Siedepunkt erhitzt werden kann.

Ok, das wäre dann auch wirklich zu viel des Guten, aber so 35- 40 Grad wären schon ganz nett.

Uns blieben zwei Möglichkeiten: Lauwarm duschen mit genügend Wasser, um auch das Shampoo wieder aus den Haaren zu bekommen oder die Wassermenge so weit zu reduzieren, dass die Heizspirale genügend Zeit hat, dieses auf angenehme Temperatur zu erhitzen.

Das hört sich jetzt alles dramatischer an, als es eigentlich ist, wir haben unsere Einstellung gefunden und waren zufrieden damit.

Frisch geduscht und aufgewärmt hauten wir uns also auf‘s Ohr, am nächsten Tag sollte es mit der Schule losgehen.

Geweckt wurden wir - nein diesmal nicht von Böllern - von angenehmen Sonnenstrahlen.

Ein Blick aus dem Fenster: Strahlend blauer Himmel und allerfeinster Sonnenschein.

Ich ging raus auf den Balkon und es fühlte sich ein wenig an wie an einem schönen Frühlingstag in Deutschland.

T-Shirtwetter.

Conny ist ja per se eher verfroren als ich, deshalb nimmt sie auch beim geringsten Verdacht ein Jäckchen mehr mit als unbedingt notwendig.

„Echt jetzt? Bei dem Wetter?“ frotzelte ich sie.

Die steile Treppe hinunter, durch den mit Blumen überwucherten Durchgang ging es hinaus auf die Strasse, auf die Suche nach - Kaffee!

Auswahl gab es ja genug, wie schon erwähnt.

Wir sind Kaffeesnobs, auch das wisst Ihr bereits.

Conny‘s Reisebibel empfahl das ‚Cafe La Puerta‘ direkt am Seeufer, wenn auch nicht gerade auf dem Weg zur Sprachschule gelegen.

Dennoch nahmen wir den Umweg in Kauf um zu prüfen, ob der Tipp hielt was er versprach.

Was soll ich sagen, der Kaffee wurde in der Mokkakanne zubereitet und serviert!

Und er schmeckte vorzüglich.

Abgerundet wurde das Ganze noch von der fantastisch gemütlichen Gartenanlage des Cafés.

Hier würden wir bestimmt öfters frühstücken.

Bei strahlendem Sonnenschein, unter einem Sonnenschirm an einem kunstvoll verzierten, zwischen jeder Menge bunt blühenden Büschen stehenden Tisch sitzend, genossen wir unseren Kaffee.

Fast wie in einem botanischen Garten

Immer wieder der Blick auf die Uhr.

Um 13 Uhr sollte der Unterricht beginnen.

Ein wenig aufgeregt waren wir ja schon.

Viel zu früh standen wir dann im ‚Büro‘, das eher an ein Wohnzimmer erinnerte, wie zwei Kids, die auf eine neue Schule wechseln.

Nach und nach trafen immer mehr ‚Schüler‘ ein, die meisten hatten schon einige Stunden hinter sich, waren also quasi schon ‚alte Hasen‘.

Die gesamte Szenerie spielte sich auf einer Art großen Veranda ab, auf der mehrere Tische standen, fast schon wie in einem Restaurant.

An der Hauswand eine kleine Anrichte auf der ein Thermosbehälter stand.

Und Kaffeetassen.

Von der Veranda aus ging es auf eine Art Hof, der von einem Zaun eingefasst war, der zwar aus Beton, aber in Form von Baumstämmen gestaltet war.

Von hier aus hatte man freie Sicht auf den See.

Man unterhielt sich miteinander, Smalltalk, ‚wo kommt Ihr her, was hat Euch bewegt hier Spanisch zu lernen‘ usw. .

Ein junges Pärchen kam aus Kanada, genauer gesagt aus Saskatchewan. Die beiden hatten eine Webseite mit einem "Live-Reiseblog", so dass ihre Freunde und Familie quasi immer mehr oder weniger in Echtzeit dabei sein konnten. Ähnlich wie bei uns...

Der Unterricht sollte 1:1 stattfinden, also jeweils ein Lehrer für einen Schüler.

Die Lehrer waren bereits anwesend, nun galt es, uns beide je einem zuzuweisen.

Meiner hieß Marlon.

Conny's 'Maestro', der coole Typ mit dem FCB-Shirt. Marlon, mein Lehrer, im weißen T-Shirt

Für mich damals ziemlich strange, der einzige Marlon, den ich bis dato kannte hieß Brando mit Nachnamen.

Marlon war ein seriöser, ich würde mal schätzen, Endzwanziger.

Conny‘s ‚Maestro‘ schien deutlich jünger zu sein und war so eher der Typ ‚Fussballfan‘.

Die Maestros forderten uns auf ihnen zu folgen.

Hier trennten sich Conny‘s und mein Weg für‘s erste.

Nach einem kurzen Spaziergang durch einen saftig grünen, fast schon dschungelartigen Garten kamen Marlon und ich an eine Palapa.

Das 'Klassenzimmer'

Gerade mal so groß, dass ein kleines Tischchen und zwei Stühle hinein passten.

Wow! Das nenne ich mal eine geile Location für Unterricht.

Da hätte mir zu meinen Grund- und Realschulzeiten Mathe, Bio, Physik und dergleichen bestimmt mehr Spaß gemacht.

„Hola, mi nombre es Marlon. ¿Cómo te llamas?“

Die üblichen Anfänge beim Lernen einer Sprache.

Marlon hatte sich natürlich über unsere Vorkenntnisse informiert und dementsprechend schnell die Basics durchgezogen.

Was so richtig gut war, war, dass Marlon nicht einfach aus dem Buch einem Schema „F“ folgend mir seine Sätze vorlas und ich diese möglichst übersetzen sollte, nein, wir unterhielten uns über alltägliche Dinge.

Auf Spanisch.

So gut es ging.

Das Ganze hatte mir so viel Spaß bereitet, dass ich zuerst gar nicht bemerkt hatte, dass mittlerweile dunkle Wolken am Himmel aufgezogen waren.

Es fing an zu regnen.

Und es wurde kalt.

T-Shirtwetter Ende.

Ich begann zu frieren. „Vamos a tomar una pausa“ meinte Marlon, „lass uns eine Pause machen“.

Auf einem der Tische auf der Veranda stand ein Teller mit Kuchenstücken, ein paar andere Lehrer und Schüler standen bereits mit Kaffeetassen in der Hand da und unterhielten sich.

Auch Conny war schon da, in ihr mitgebrachtes Jäckchen gehüllt, trotzdem frierend.

Der Kaffee war jetzt nicht unbedingt das, wofür ich nochmal dorthin zurück gehen würde, aber er wärmte.

Nach einer kurzen Pause ging‘s  wieder in die Palapa ‚para continuar aprender Espanol‘ , ‚um weiter Spanisch zu lernen‘.

Ein Gewitter zog auf.

Abgesehen davon, dass es mir mittlerweile doch recht kalt war, machte mir das Gewitter nichts aus, hatte ich doch reichlich Spaß dabei, mich mit Marlon über alles Mögliche zu unterhalten.

Sein Englisch war ebenso wenig perfekt wie meines, was die ganze Angelegenheit manchmal ein wenig komplizierte, aber irgendwie kamen wir immer wieder klar.

Feierabend für den ersten Tag.

Nachdem wir uns noch ein wenig mit den anderen Studenten und Lehrern unterhalten hatten machten wir uns, nein, wollten wir uns auf den Heimweg machen.

Doch es regnete Bindfäden, blitzte und donnerte.

Also warteten wir mehr oder wenig geduldig unter dem Dach der Veranda darauf, dass der Regen nachließ.

Der nächste Morgen.

Herrlicher Sonnenschein.

Wieder machten wir uns auf den Weg ins Cafe La Puerta, schließlich war der Kaffee dort hervorragend und wir konnten nebenbei in aller Ruhe unsere Hausaufgaben erledigen.

Hausaufgaben.

Wie ich das als Kind in der Schule hasste.

Doch nun machte es Spaß, die neu gelernten Wörter in einen Lückentext einzufügen.

Vorsichtshalber hatten wir beide eine ‚Notfallschicht‘ extra zum Anziehen dabei, man weiß ja nie ob es wieder regnen würde.

Sah so gar nicht danach aus.

Die uns aufgegebenen Übungen waren erledigt, der Kaffee leer, wir machten uns auf zum zweiten ‚Schultag‘.

Wieder hatten Marlon und ich mächtig viel Fun während wir unter dem Palapadach sitzend Vokabeln einstudierten und das Gelernte gleich anwandten, indem ich Marlon versuchte auf Spanisch ein wenig von Deutschland zu erzählen.

„¿Vamos a tomar una pausa?“ kam dann völlig unerwartet die Frage von Marlon, ob wir eine Pause machen sollten.

Wir hatten uns doch gerade erst hingesetzt.

Gefühlt zumindest.

Ein Blick auf die Uhr, wir waren tatsächlich schon gut eineinhalb Stunden gesessen.

Wenn‘s Spaß macht vergeht die Zeit wie im Flug.

Und es wurde auch wieder kälter.

Zeichnete sich hier etwa ein Schema ab?

Ich zog mein ‚Alex-Jäckchen‘ über, eine Kapuzenjacke von unserer ehemaligen Stammkneipe, dem ‚Bikers‘, dessen Inhaber Alex hieß und infolgedessen hieß die Jacke dann eben ‚Alex-Jäckchen‘.

Ich war froh, dass ich sie am Morgen mitgenommen hatte.

Nach der Pause, wir sassen wieder an unserem Tisch in der Palapa, begann es wieder zu regnen.

Dann kam Blitz und Donner dazu.

Das Thermometer zeigte wieder weit unter 20 Grad an. Ja ja, ich weiß, da geht man in Deutschland im T-Shirt ins Straßencafé…

Doch es wurde schnell noch kühler als wir nach Ende des Unterrichts auf dem Weg ins Hotel waren.

Ein Restaurant, in das wir das ein oder andere Mal zum Essen gingen, ok, eigentlich war es eher eine Art Kulturzentrum, so mit Büchertausch, täglichen Filmvorführungen etc., nannte sich ‚D‘Noz‘.

D‘Noz.

Wonach hört sich das Eurer Meinung nach an?

Welche Sprache könnte es sein?

Französisch, Holländisch oder gar Spanisch?

Ein Blick durch‘s Fenster (und eine Erklärung der Bedienung) verschaffte Klarheit: Die Kontur des Berges auf der gegenüberliegenden Seite des Sees erinnert an die seitliche Kontur eines Gesichtes mit einer seeehr prominenten - Nase!

D‘Noz, de noze, the nose - die Nase.

Einmal darauf hingewiesen kann man nie mehr einfach nur einen bewaldeten Berg sehen, man sieht nur noch den auf dem Rücken liegenden Indio mit der großen Nase.

Nebenan, also gleich neben dem D‘Noz war ein Café, von dessen Terrasse aus man denselben Ausblick genießen konnte.

Um nicht immer nur im La Puerta zu sitzen kamen wir gelegentlich hier her um Kaffee zu trinken und die uns aufgegebenen Übungen zu machen.

Und täglich grüsst das Murmeltier.

Es war zwar nicht unbedingt jeden Morgen sonnig und warm, aber wenigstens trocken.

Mittags jedoch konnte man fast schon die Uhr danach stellen, wann es anfing zu regnen, zu blitzen und zu donnern.

Mittlerweile waren wir uns sicher, das würde auch so bleiben und nahmen schon morgens, als wir das Hotel verließen, alle möglichen ‚Schichten‘ zum drüberziehen mit.

Bei mir hieß das: T-Shirt, Alex-Jäckchen, Motorradjacke und Regenjacke. Bei Conny war noch die eine oder andere Schicht dazwischen.

Ach so, erwähnte ich die Socken?

Anfangs noch in Flipflops und Jeans musste ich schnell feststellen, dass man bei diesen Temperaturen und stundenlangem draußen Sitzen doch recht schnell kalte Füsse bekommt.

Also zog auch ich mir bald Socken und festes Schuhwerk an.

So vergingen die Tage und die Socken gingen langsam zur Neige, auch der Rest der Klamotten hatte mal wieder einen Waschgang nötig.

Gleich neben unserem Hotel war eine ‚Lavanderia‘, eine Wäscherei.

Die Schmutzwäsche wurde in eine Tasche verpackt, abgegeben, am nächsten Tag würden wir alles frisch gewaschen wieder abholen können.

Mittlerweile an die Tatsache gewöhnt, dass es abends nasskalt und regnerisch wird, zogen wir gut eingepackt los um irgendwo zu Abend essen zu gehen, als plötzlich alles dunkel wurde.

Stromausfall.

Nichts Außergewöhnliches hierzulande.

Nur noch ein paar Socken und festes Schuhwerk, dann bin ich für den Stromausfall bestens gerüstet

Für die meisten Restaurants auch insofern kein großes Problem, da viele entweder auf Holzfeuer oder mit Gas kochten und für Beleuchtung sorgten fix aufgestellte Kerzen.

Hätte fast schon so richtig romantisch sein können...

...wäre da nicht der Lärm eines offenbar an der Grenze seiner Belastbarkeit arbeitenden Stromgenerators durchs Dorf gerattert.

Dieser stand im Eingang einer gut besuchten Kneipe.

Und nun dürft Ihr dreimal raten, wo wir an diesem Abend eingekehrt sind.

Genau.

Fragt mich nicht, weshalb gerade dort, vielleicht weil es einfach eine coole Bar war.

Der Strom blieb die ganze Nacht weg, und als wir am nächsten Morgen aufstanden gab‘s erstmal eine kalte Dusche, denn der ‚Widowmaker‘ arbeitet nun mal elektrisch.

In der Schule brauchten wir keinen Strom, also ging der Unterricht ohne Verzögerung ganz normal weiter.

In Socken und Jacke.

Auch ein Schal war nötig um Conny einigermaßen warm zu halten

Am Abend immer noch kein Strom.

Auch am kommenden Morgen blieb die Dusche kalt.

So langsam wurden nicht nur die Socken knapp (unsere Wäsche konnte ja auch nicht gewaschen werden), das Bargeld ging auch langsam zur Neige.

Unser Hotelwirt meinte auf unsere Frage, wie wir denn irgendwie an Bargeld kommen könnten, dass Panajachel, auf der anderen Seite des Sees, Strom hätte und es dort auch Geldautomaten gäbe.

„Lass uns rüber fahren!“ sagte ich zu Conny.

Doch offensichtlich war unser Viererle damit nicht einverstanden.

Mittlerweile schon gut eine Woche nicht mehr benutzt, hatte sich die Starterbatterie aus irgend einem Grund komplett entladen, so tief, dass nicht mal mehr ein Klicken zu vernehmen war wenn ich den Zündschlüssel umdrehte.

Wir mussten nicht lange nach einer Werkstatt suchen.

Das kleine Gebäude, das den Parkplatz auf einer Seite begrenzte, war eine.

Und schnell kamen wir hier mit Antonio, dem Mechaniker ins Gespräch.

Flugs baute er die Batterie aus und hängte sie ans Ladegerät.

So dachten wir zumindest als wir uns wieder auf den Weg zur Schule machten.

Nach Schulschluss gingen wir direkt wieder zur Werkstatt um zu sehen, ob die Batterie wieder eingebaut werden könnte.

Da das vorhandene Ladegerät wohl defekt war, hatte Antonio unsere Batterie kurzerhand in ein Boot eingebaut und ist damit ein paar Runden über den See gefahren.

Keinerlei Ladung festzustellen.

Eine neue Batterie musste her.

Nur, hier gibt es nicht gerade an jeder Ecke einen ATU oder dergleichen und außerdem hatten wir ja auch nicht mehr genügend Bargeld.

Ein Teufelskreis?

Antonio hatte einen Lösungsvorschlag: „Der Motor dieses Bootes ist kaputt, die Batterie wird nicht mehr benötigt. Die kann ich Euch einbauen.“

Deal.

Nun konnte unser Viererle zwar nicht schwimmen, hatte aber schon 'ein wenig' von einem Boot.

Unbestritten!

Um nun aber nach Panajachel und an Bargeld zu kommen beschlossen wir dann doch, dass ich einen Trip mit einem Wassertaxi machen würde.

Das letzte Bargeld in die Fahrt nach Panajachel investiert in der Hoffnung, dass ich dort am Geldautomat Kohle für die Rückfahrt bekomme

Dies hat sich im Nachhinein auch als gute Entscheidung herausgestellt, da wir erfahren hatten, dass die Strecke über Land wohl nicht unbedingt als sicher galt.

Ich stieg also in eine der Lanchas und fuhr einmal quer über den See, nur um am Geldautomat unseren Bargeldbestand wieder aufzufrischen, und die allernächste Lancha brachte mich wieder zurück.

Geld war nun kein Problem mehr, aber egal wie viel Geld man in der Tasche hat, ohne Strom funktioniert dieser blöde Widowmaker einfach nicht.

Zum Glück schien am Morgen des nun schon vierten Tages ohne Strom die Sonne als wir nach einer weiteren kalten Dusche im Garten des ‚La Puerta‘ sassen und unsere Hausaufgaben erledigten.

An der Hauswand eine einsame, nackte Glühbirne.

Der Kaffee wärmte. Die Sonne auch.

Und irgendwer hatte wohl vergessen das Licht auszuschalten.

Moment mal! Licht???

Das bedeutet doch nicht etwa…?

Strom!!!

Ein Aufschrei war durch den ganzen Ort zu hören.

Wir hatten wieder Strom!

Trotzdem, auch an diesem Nachmittag regnete es wieder und wieder war uns kalt.

Das letzte Paar Socken schon drei Tage getragen waren wir sowas von froh endlich unsere frisch gewaschene Wäsche abholen zu können.

So, nun aber genug von stinkigen Socken!

Ab unter die warme Dusche und dann ins Bett.

Hoffentlich um am kommenden Morgen wieder mit der Sonne im Visier aufzustehen und neue Dinge zu erleben, von denen ich Euch dann beim nächsten Mal berichten werde.

Ach so, der Aufschrei, der durch den Ort ging war übrigens: „¡HAY LUZ!“

¡Hasta la vista!

Fast...



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