11. Graffiti und Promihotel

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Abwechslung - war mal wieder nötig!

280 Kilometer trennten uns von unserem nächsten Ziel, Mulegé, an der Westküste der Baja.

Wer weiß, vielleicht ist es dort ja schön und wir können die Fühler schon mal nach einem Plätzchen für die Zukunft ausstrecken...

Noch die salzige Luft von Guerrero Negro in der Nase, machten wir uns auf den Weg, nachdem wir uns von Andy, dem Enduro-Zoologen verabschiedet hatten.
Sein Weg führte in die entgegengesetzte Richtung.

Wieder einmal fanden wir uns auf dem Highway in so mancher schikanösen "desviación" (na, schon etwas Spanisch gelernt?) dem unberechenbaren Sand ausgesetzt.
Doch mit der nun störungsfrei vor sich hin schnurrenden Dolores juckte mich das nicht so sehr...

"Da vorn, schau doch!" sagte eine innere Stimme in meinem Kopf.

"Das sind doch... zwei Fahrräder mit Anhängern!?!"

Mitten auf der Baja, im Nirgendwo, auf einer Strasse wie dieser!?!

Tatsächlich überholten wir kurze Zeit darauf ein Pärchen, das mit Fahrrädern durch die einsame Landschaft der Baja California fuhr.

Bei der Hitze!

Und womöglich noch mit Kindern in den Anhängern!?!

Nein! Da war das Gepäck drin.

Wir hielten kurz an um uns mit den Zweien zu unterhalten und siehe da, es waren Deutsche!

Sie erzählten uns, dass sie vor hätten, innerhalb eines Jahres die Panamericana bis runter nach Feuerland zu fahren!!!

Respekt.

Da wir auf dem Highway nicht stehen bleiben wollten, verabschiedeten wir uns auch bald wieder und wünschten den Beiden viel Glück und Spaß.

Auf Fahrrädern nach Feuerland... WOW!

Etwas nach der Hälfte unserer heute zurückzulegenden Strecke bogen wir vom Highway ab um die Oase "San Ignacio" anzusteuern.

Nach gefühlt wochenlang Wüste und Kakteen um uns rum war es eine reine Wohltat, mal wieder sattes Grün zu Augen zu bekommen.


San Ignacio ist eine von unzähligen Missionsstationen in Mexiko.

Dementsprechend sind die Gebäude im Kolonialstil gebaut.


Auf dem "Zócalo", also dem zentralen Platz, den es in jedem noch so kleinen Dorf, aber auch in den großen Städten gibt und der meistens einem Park ähnelt, parkten wir die Moppeds.

Dörfliches Treiben um uns herum.

Der wird bestimmt nur auf die Weide gebracht...


Ein kurzer Spaziergang durch und um den Zócalo herum führte uns zu einem Café.

Kaffee! Das wäre jetzt eine Wohltat.

An einem Plastiktisch auf der Strasse machten wir es uns bequem und bestellten Kaffee. Was für ein Genuss.

Verspätetes Frühstück



Die Pause sollte nicht zu lange dauern, schließlich hatten wir ein konkretes Ziel vor Augen, also machten wir uns wieder auf in Richtung Highway.

Der Weg führte vorbei an einem idyllischen See, raus aus der Ortschaft, weg von der Oase, zurück in die Wüste.

Keine Zeit zum Baden...



Das deutsche Pärchen mit den Fahrrädern war zwischenzeitlich an der Oase vorbeigefahren und bald überholten wir sie ein zweites Mal. Im Vorbeifahren ein freundliches Zuwinken und es ging weiter nach...

...Mulegé, die nächste Oase, liegt an der Ostküste der Baja und ist auch eine von den spanischen Missionaren gegründete Stadt.

Eine kleine Stadt mit etwa 3000-4000 Einwohnern und einem Zócalo.

Hier wollten wir übernachten.

Hotel oder zelten?

Eine Erkundungsfahrt durch die Ortschaft und an den Strand machte uns die Entscheidung leicht: Hotel!

Hat uns nicht unbedingt zum Zelten eingeladen...


Wir ließen es vorerst mal offen, wie lange wir bleiben würden. Der erste Eindruck hat uns nicht gleich abgeschreckt, ein genauerer Blick auf das Städtchen würde nicht schaden.

In dem kleinen aber feinen Hotel, das wir ausgesucht hatten, soll Gerüchten zufolge (laut Lonely Planet) schon mal Drew Barrymore übernachtet haben...

Die Moppeds durften mal wieder in den engen, mit Blumen geschmückten Innenhof, direkt vor unser Zimmerfenster. Da waren sie sicher.


Zum Hotel gehörte ein schnucklig kleines Restaurant, das sowohl im Innenbereich als auch im Innenhof Tische hatte.

Wir sassen draußen, klar doch. Direkt neben dem Holzkohlegrill. So konnten wir zuschauen wie der Koch unsere Steaks schön medium brutzelte.

Hier lässt es sich aushalten



Abends, wir wollten noch ein wenig durch's Städtchen schlendern und uns irgendwo ein Bierchen oder zwei genehmigen, sprach uns auf dem Zócalo ein Mann an, ob wir Interesse hätten, mit ihm eine Tour zu machen, er sei Tourguide.

Ich zögerte zuerst, schaute Conny kurz an ...

Hey, warum denn nicht?

Der Preis für die Tour schien ok zu sein, also sagten wir zu.

"Morgen früh um halb acht dann. Ich hole Euch vom Hotel ab. Bringt Badebekleidung mit!" sagte Don Salvador und verabschiedete sich.

Pünktlich wie eine Schweizer Uhr stand er mit seinem Ford Van, Bj 1982 vor dem Hotel.

Ob wir unsere Badehosen dabei hätten, fragte er noch.

Wir nickten.

Im Bus eine große Kühlbox, die einiges an Erfrischung versprach.

Apropos Versprechen: Am Vorabend hatte er uns versprochen uns zu uralten Höhlenmalereien zu führen, zu denen man ohne Führer nicht hin käme, geschweige denn diese allein finden würde.

Wir waren gespannt. Doch wozu Bikini und Badehose? Die Höhlen lagen doch irgendwo in der Wüste und nicht gerade unter Wasser im Meer!?!

Wir sollten es erfahren.

Die Fahrt in der alten, aber charmanten Klapperkiste war aufregend.

Über Stock und Stein, oder besser gesagt über Felsbrocken und Waschbrettpiste, holperten wir ewig lange durch die Wüstenlandschaft.

Irgendwann hielt Don Salvador dann mal an.

Nichts als Buschwerk, Riesenkakteen und anderes Gesträuch um uns herum.

Flaches Land. Wo sollen hier bitte schön Höhlen sein? Mit der Möglichkeit, baden zu gehen?

Wir stiegen aus. Don Salvador führte uns zu ein paar Büschen und Sträuchern.

"Ah," dachte ich, "Pinkelpause", immerhin hatte er uns während der Fahrt schon mal ein Bierchen angeboten (so kurz nach acht!).

Doch weit gefehlt!

Hier gab's erst mal Unterricht in der Naturmedizin: Dieser Busch ist gut wenn man Schmerzen hat, dieses Kraut wirkt beruhigend und die Blätter dieses Gewächses wirken abführend.

"Echt?", meinte Conny, "vielleicht sollte ich da gleich mal was von nehmen."
"Nur wenn Du in unmittelbarer Nähe einer Toilette bist" sagte Don Salvador mit ausgestrecktem Zeigefinger und einem verschmitzten Lächeln im Gesicht.

Wo sind denn nun die Höhlen?


Die Fahrt ging weiter.

Entlang eines Zaunes, der zu einer Finca gehörte, zu der wir mussten.

Ein Reiter tauchte neben uns auf, sowas wie ein Gaucho. Das Lasso am Sattel hängend, die Haut sonnengegerbt, erinnerte er mich unweigerlich an den "Marlboro-Mann".


Wäre da nicht das Handy am Gürtel gewesen.

(na, gleich nochmal hoch gescrollt?)

Unser Guide unterhielt sich kurz mit ihm und es ging weiter...

...zur Finca.

Dort musste ein kleines Eintrittsgeld entrichtet werden und dann sollte es von hier aus zu Fuß weitergehen.

Es war heiß und ein etwas längerer Fußmarsch lag vor uns.

Durch die - Wüste, in die Berge.

Um etwaigen 'Dachschäden' bei uns vorzubeugen gab uns Don Salvador je einen Hut.

Conny bekam den Strohhut, meiner war aus Kunststoff und hatte Belüftungslöcher reingebohrt. Das war auch wichtig - damit Luft an's Köpfchen kommen konnte.

So, von uns aus kann's losgehen...


Wohl "behütet" zogen wir also los.

Durch hügelige Landschaft, übersät mit Felsen und Kakteen.

Schon auf dem Weg wies Don Salvador uns gelegentlich auf den einen oder anderen Felsbrocken hin, auf denen die ersten Malereien zu sehen waren.

Hund, Katze, Maus???


Nach einem nicht allzu langen Marsch kamen wir in eine Art Cañon.

Wie aus dem Nichts erschien vor uns ein Flusslauf.

"Jetzt müssen wir schwimmen!" sagte Don Salvador.

Ah, dafür die Badeklamotten also!

Well, nichts gegen eine kleine Abkühlung bei der Hitze.

Brrrrrrrr! Man wollte eigentlich gleich wieder rückwärts raus, so unerwartet kalt war das Wasser!

Aber da mussten wir durch. Schließlich wollten wir die Höhlenmalereien sehen, die uns versprochen wurden.


Don Salvador ist ein guter, erfahrener Guide.

Er erklärte uns die Geschichte dieser uralten Malereien.

Ich war noch nie gut in Geschichte, versuche aber das, was wir gelernt haben hier bestmöglich wiederzugeben.

Die Felsmalereien vor denen wir nun standen sollen angeblich teilweise bis zu 7000 v.Chr. entstanden sein. Doch das Besondere daran ist, dass die verschiedenen Volksstämme unterschiedlicher Epochen die Malereien anderer immer wieder ergänzt haben sollen, anstatt diese entfernen.
Was sie im einzelnen zu bedeuten hatten? Tja, da fragt Ihr am besten Don Salvador...


Nachdem wir von der Sonne wieder aufgeheizt waren, hieß es ein weiteres Mal durch den Fluss zu schwimmen. Diesmal war es nicht mehr so "überraschend" kalt.

Die Fahrt zurück mit dem alten Van war dann auch wieder holprig, aber Don Alfonso öffnete immer mal wieder die Kühlbox...

Gar nicht so einfach, das Bierchen nicht zu verschütten


Zurück in Mulegé hat er uns dann aber nicht gleich rausgeschmissen, sondern brachte uns noch auf eine Anhöhe, auf der die "Misión Santa Rosalia de Mulegé" steht. Eine Kirche aus dem 18.Jahrhundert.

Misión Santa Rosalia de Mulegé - gebaut von 1706 bis 1766 


Von hier aus hat man eine herrliche Aussicht auf die "Oase" im Flusstal mit ihren unzähligen Dattelpalmen.


Diese, so hat er uns erklärt, stammen aus der Zeit der Conquistadores. Die Missionare hätten sie damals mehr oder weniger zufällig gepflanzt, indem sie die Kerne von den Datteln die sie aßen einfach ausspuckten.

Am Ende einer spannenden Tour 

Don Salvador hat mit seiner offenen und freundlichen Art bei uns einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Also falls Ihr mal in der Gegend seid... Er wird Euch bestimmt finden.


Mulegé hat einen besonderen Charme, jedoch hat es bei uns noch nicht "ZOOM" gemacht.

Also nächstes Ziel anpeilen.

Ein Blick auf die Karte und in den Reiseführer: Loreto sollte es sein!

Ein Kurztrip sozusagen. Nur 135km.

 Habt Ihr Lust auf mehr?

Dann zappt auch das nächste Mal rein!

Da geht es dann um Begegnungen mit frischem Lachs aus Alaska und 

   -   dem Tod...



(Vielleicht hat die Drew ja im selben Bett geschlafen wie wir zwei!?!)


¡Hasta luego!


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